Otto Mellies (1931–2020) Foto: dpa/Michael Hanschke

Von den Klassikern bis zum „Tatort“: Otto Mellies war einer der prägenden Darsteller am Deutschen Theater in Berlin und einer der großen Schauspieler seiner Generation – nun ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

Berlin - Mehr als 300 Mal stand er als „Nathan der Weise“ auf der Bühne, über Jahrzehnte war er eine der prägenden Darsteller beim Deutschen Theater (DT) in Berlin: Otto Mellies, eines der großen Schauspieler seiner Generation, ist tot. Mellies sei am Sonntag im Alter von 89 Jahren gestorben, teilte die Künstleragentur Merten und Tatsch unter Berufung auf seine Familie am Montag mit.

Mellies war von 1956 bis 2006 einer der zentralen Figuren des Deutschen Theaters. Bis zuletzt stand er vor der Kamera, unter anderem 2019 für einen Berliner „Tatort“. Für seine Rolle in Andreas Dresens Film „Halt auf freier Strecke“ wurde Mellies 2012 mit dem Deutschen Filmpreis als Bester männlicher Darsteller in einer Nebenrolle geehrt. Er verlieh seine Stimme auch vielen Hörspiel- und Hörbuchproduktionen und war Synchronsprecher unter anderem von Paul Newman und Christopher Lee.

Kultivierter Darstellungsstil

„Ich habe Glück gehabt, ein Riesenglück“, sagte er bei seinem 80. Geburtstag der Deutschen Presse-Agentur. „Es hätte doch ganz anders kommen können, damals nach dem Krieg, ich hätte sonst wo landen können.“ Mellies, geboren 1931 in einer Kleinstadt in Pommern, kam in der Nachkriegszeit nach Schwerin. Über eine Annonce, mit der Schauspielschüler gesucht wurden, bewarb er sich beim Theater und bestand die Prüfung. „In Schwerin habe ich schnell gemerkt, dass man sich nie auf das Glück verlassen darf. Man muss hart und diszipliniert dafür arbeiten.“

Nach verschiedenen Bühnenverpflichtungen kam er 1956 an das Deutsche Theater in Berlin. Hier hat er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Ensemble 2008 unzählige Rollen gespielt. „Eine Insel der Seligen“, nannte er das Theater inmitten der DDR-Kulturszene. Mit seinem kultivierten Darstellungsstil prägte er wichtige Aufführungen, so als Pylades in der „Iphigenie“-Inszenierung von Wolfgang Langhoff 1963 mit Inge Keller in der Titelrolle, 1978 in der Rolle des Zuhälters in „Bitterer Honig“ oder 1984 als Onkel Gajew im „Kirschgarten“. Ab Ende der 1950er Jahre wurde er immer öfter für Film- und Fernsehenproduktionen engagiert.

Als „Dr. Schlüter“ wurde er in der DDR zum Star

Im Kino debütierte Mellies mit einer kleinen Rolle in dem Unterhaltungsfilm „Sommerliebe“ 1955 in der Regie von Franz Barrenstein. Den Kinozuschauern wurde er 1959 als Ferdinand in der DEFA-Verfilmung von Schillers „Kabale und Liebe“ ein Begriff. Doch „bekannt wie ein bunter Hund“, wie Mellies in seiner Autobiografie „An einem schönen Sommermorgen“ schrieb, wurde er durch die Rolle des „Dr. Schlüter“. Der TV-Fünfteiler um einen Chemiker, der sich gegen eine Karriere unter den Nazis entscheidet, erreichte 1965/66 in der DDR eine Einschaltquote von 80 Prozent. „Taxifahrer haben mich danach jahrelang nur als Dr. Schlüter angesprochen“, erzählte Mellies später.

Ab den achtziger Jahren reiste er mit Lesungen durch das Land, trat unter anderem bei den Berliner Märchentagen auf. Der Schauspieler sprach auch Hörbücher ein. Dazu zählt zum Beispiel „Die Legende vom vierten König“ von Edzard Schaper. Mellies spielte in zahlreichen Fernsehsendungen mit, war unter anderem im „Polizeiruf 110“ und „Der Staatsanwalt hat das Wort“ zu sehen. Auch nach der Wende war Mellies ein viel gefragter Schauspieler.