Die Besucher der Theaterspinnerei erwartet dieses Mal ein ganz außergewöhnliches Erlebnis – Drei-Gänge-Menü inklusive. Foto: Ines Rudel

Die Theaterspinnerei in Frickenhausen betritt einmal mehr Neuland und lädt zur Premiere von E.T.A. Hoffmanns „Der goldene Topf“. Versprochen wird ein multidimensionales Live-Hörspiel.

Frickenhausen - Ihre Augen werden Ohren machen!“ Das verspricht Jens Nüßle, der Chef der Theaterspinnerei. Er gibt damit schon einen kleinen Hinweis auf einen absolut ungewöhnlichen Theaterabend, der am Freitag, 13. Dezember, um 19.30 Uhr seine Premiere in der Heimspielstätte der Theaterspinner, im alten Frickenhausener Bahnhof, feiert.

Denn im Mittelpunkt des Abends, der von einem dreigängigen Menü begleitet wird, steht E.T.A. Hoffmanns Klassiker „Der goldene Topf“ – allerdings nicht in einer Theaterfassung. Vielmehr sollen die maximal 64 Besucher pro Abend ein „multidimensionales Live-Hörspiel mit Kopfhörern“ erleben.

Zuletzt Gastspiel in Weilheim

„Wir sind immer auf der Suche nach neuen Erlebnissen und Sinneserfahrungen“, sagt Nüßle, der seit 2005 zusammen mit seinem Partner, dem Autor Stephan Hänlein, von Frickenhausen aus die Idee eines multimedialen Theaters in die Region trägt. Zuletzt hatte die Theaterspinnerei ein überaus erfolgreiches Gastspiel aus Anlass des 700-jährigen Weilheimer Stadtjubiläums in der Peterskirche und dort „Der Glöckner von Weilheim“ in den Kirchenraum gezaubert.

Nun also E.T.A. Hoffmanns „Goldener Topf“ in einer komplett neuen und dabei sehr zeitgemäßen Erzählweise: Den radikal auf rund 80 Minuten reduzierten Text sprechen Jens Nüßle und die Schauspielerin Susie Rosina Pochert live. Auch weite Teile der Musik steuert Stephan Hänlein von der Bühne aus bei. Dazu werden Bilder des Künstlers Marcus Dreisigäcker auf einen hauchdünnen, bei Dunkelheit unsichtbaren silberbedampften Gaze-Vorhang projiziert. Dadurch wirken die Bilder wie Hologramme.

Ohne Kopfhörer funktioniert es nicht

Zu einem Gesamterlebnis wird der Abend aber erst dann, wenn die Zuschauer – oder in diesem Fall auch Zuhörer – die hochmodernen Funk-Kopfhörer aufsetzen. Denn sogenannte binaurale Aufnahmen, also mit der Kunstkopftechnik erstellte Klangwelten – mal das Geräusch einer Menschenmenge, mal Naturgeräusche wie Vogelstimmen oder Wasserrauschen –, runden das Erlebnis ab.

„Wir erhoffen uns, dass sich die Besucher mithilfe der Kopfhörer noch intensiver auf das Hörerlebnis einlassen können“, beschreibt Jens Nüßle den Ansatz. Schließlich bewege sich der „goldene Topf“, den Hoffmann als „ein Märchen aus der neuen Zeit“ bezeichnet hatte, immer wieder zwischen Realität und einer Traumwelt.

Das Stück steht auf der Abitur-Liste

Dass „Der goldne Topf“ aktuell nicht nur in Stuttgart, sondern auch an der Württembergischen Landesbühne gespielt wird, liegt sicher auch daran, dass der Klassiker aktuell zu den Stücken gehört, die im Deutschabitur eine Rolle spielen können. Deshalb planen Nüßle und Hänlein im neuen Jahr auch Schülervorführungen – dann allerdings ohne Drei-Gänge-Menü. Interessierte Schulen können sich bei der Theaterspinnerei melden. Karten und Informationen gibt es im Netz unter www.theaterspinnerei.de.