Der Ludwigsburger Theatersommer – im Bild „Harold und Maud“ aus dem Jahr 2014 – ist beim Publikum äußerst beliebt. Erstmals findet er in diesem Jahr unter neuer Leitung statt. Foto:  

Am Montag beginnt der Vorverkauf für den Ludwigsburger Theatersommer. Vier neue Stücke stehen auf dem Programm. Dabei stand das besondere Kulturevent lange auf der Kippe.

„Das Budget kann es nicht sein, das die Schauspieler lockt, das müssen wir sein“, sagte die neue Intendantin des Ludwigsburger Theatersommers, Christine Hofer, bei der Vorstellung des Programms am Mittwoch. Die Mittel dazu: Große Ideen, der besondere Veranstaltungsort im Cluss-Garten und die Möglichkeit, Stoffe ganz neu anzupacken.

 

Immerhin sind die Finanzen zumindest gesichert. Hofer und die neue Geschäftsführerin Susanne Schmidt haben dafür intensiv beim Gemeinderat geworben und sich dessen volle Unterstützung gesichert. „Alle Fraktionen haben dann einen Antrag gegen die Stadt gestellt, sodass diese die Förderung dauerhaft um 50 000 Euro auf 178 000 Euro erhöht hat“, so Schmidt. Angesichts des Theatersommer-Etats von 615 000 Euro ist das allerdings immer noch weniger als ein Drittel. Weiteres Gelds kommt aus Landesmitteln, von der Sparkassenstiftung, vom Förderverein und anderen Spendern.

In den kommenden Jahren dürfte es schwieriger werden

Was den Förderverein angeht, so hofft man, „dass wir dieses Jahr nicht so viel von dessen Geld brauchen“, sagte Schmidt. „Wir gehen davon aus, dass es in den kommenden Jahren immer schwieriger wird.“ Denn auch bei den Schauspielern habe es Tarifsteigerungen gegeben, und als freies Theater müsse man da „einigermaßen mithalten, sonst finden wir keine guten Leute.“ Und der Anspruch des Theatersommers ist Professionalität. Laienschauspieler treten dort nicht auf.

Einige bekannte Gesichter der vergangenen Spielzeiten wurden durch neue Darsteller ersetzt. „Weil die Lage so unsicher war, haben manche andere Engagements angenommen“, berichtete Hofer. Es sei aber nicht schwierig gewesen, neue Akteure zu finden: „Man musste hier nur auf der Terrasse flüstern: ‚Wir brauchen noch ’nen Schauspieler, und schon war das Casting voll.“ Es gebe sogar schon Bewerbungen für die Saison 2025.

Neue und bekannte Gesichter

Neu dabei sind Stand jetzt Josephine Bönsch, Elias Baumann, Anna Pircher und Leslie Roehm, bereits aus der Zeit von Theatersommer-Gründer Peter Kratz bekannt sind Anja Barth und Bernhard Linke, die jedoch ins Kindertheater wechseln, wo Johanna Fehrenbach als neue Aktrice dazustößt.

Insgesamt vier Stücke wird es geben: „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing und „Der Geizige“ von Molière, fürs Kinder-, Schul- und Familientheater werden „Das Neinhorn“ von Marc-Uwe Kling und „Die Bremer Stadtmusikanten“ auf die Bühne gebracht.

Klassiker mit aktuellem Bezug

Lessings „Nathan“, bei dem Hofer Regie führt, ist laut ihrer Aussage „das Stück der Stunde“, zeige es doch, dass man es schaffen könne, friedlich miteinander zu leben. Für Fans des klassischen Theaters gilt es jedoch umzudenken. Zum einen wird die Männerrolle Nathan von Josephine Bönsch gespielt, zum anderen soll versucht werden, in Versform Dinge zu vereinfachen und zu fokussieren. Noch mehr aktuellen Bezug sieht die Regisseurin des Molière-Stück, Linda Bockmeyer. Sie will dabei den Generationenkonflikt – wer schuldet wem was? – ebenso herausarbeiten wie die Frage, wie sozial durchlässig die Schichten sind und wie leicht es ist, ein Vermögen zu erarbeiten. Eine wichtige Rolle spielen da die Diener in der Komödie.

Beim „Neinhorn“ führt Nico Dietrich aus Göttingen Regie, der dort junges Theater macht, bei den „Bremer Stadtmusikanten“ wiederum Christine Hofer. Es solle ein sehr musikalisch geprägtes Stück werden, verriet sie vorab, und eine Vision darüber, „wie man noch alt werden kann – einfach mal die Sau rauslassen und ein Fass aufmachen“.

Stadt und Theater sollen belebt werden

Vom Ludwigsburger Umfeld mit der Akademie der Darstellenden Künste und der Nähe zu Stuttgart – das aus ihrer Sicht übrigens längst nicht so schön ist wie Ludwigsburg – ist Hofer rundum begeistert: „Theater ist für mich vor allem ein Begegnungsort – von Generationen und von verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten.“ In Ludwigsburg, wünscht sie sich, soll ein kreativer Pool gegründet werden. „Das belebt das Theater und die Stadt.“

Begegnung ist auch das Ziel des Theaterfests zum Ausklang – mit Inszenierung, musikalischem und spielerischem Programm. „Ein gemeinsamer Abschluss des Ensembles mit dem Publikum“, sagte sie.