Probe zu vermessen: Fabian Friedl als Moderator und Alexander Brunotte als Mayer in der Textprobe Foto: Bernd Schlegel

Das Theater unter der Dauseck (TudD) hat mit Lamathea den Staatspreis Amateurtheater Baden-Württemberg als beste Inszenierung in der Kategorie Freilichttheater erhalten.

Das Theater unter der Dauseck feiert heuer seinen 30. Geburtstag, Tobias Mayer seinen 300. Geburtstag. Der Marbacher Astronom, Geograf, Kartograf, Mathematiker und Physiker ist das Thema des neuesten Stückes des Theaters unter der Dauseck mit dem Titel „vermessen – Annäherung an Tobias Mayer“. Die Gruppe hat nun mit Lamathea den Staatspreis Amateurtheater Baden-Württemberg als beste Inszenierung in der Kategorie Freilichttheater erhalten. Bernd Schlegel aus dem Vorstand des Theaters spricht im Interview über den Preis und das aktuelle Projekt in Marbach.

Bernd Schlegel

Herzlichen Glückwunsch zu dieser Auszeichnung! Was bedeutet der Preis für Sie?

Danke, die Glückwünsche gebe ich weiter an das ganze Team. Das ist ja nicht mein Preis, der geht an das gesamte Theater unter der Dauseck. Uns gibt es jetzt genau 30 Jahre. Der Preis gehört alle Menschen, die das Theater begleitet haben – von den Schauspielern über die Autoren, die Ausstatter, Techniker und Regisseure bis hin zu den Zuschauern. Bekommen haben wir ihn für „ Ein Hut. Ein Stock. Ein Regenschirm.“, ein Theaterspaziergang, den wir vergangenes Jahr in Sachsenheim gespielt haben. Wir hatten in der Freilicht-Kategorie zwei sehr hochkarätige Stücke eingereicht. Das, das nun ausgezeichnet wurde und „Lumpen! Papier“, das wir 2021 in Markgröningen-Talhausen gespielt haben.

Das ist nicht die erste Auszeichnung für das TudD . . .

Den Preis gibt es seit 2013 in mehreren Kategorien und wir wurden bereits sechsmal nominiert. Einer von drei Nominierten wird Preisträger. Das haben wir nun zum zweiten Mal geschafft und kein anderes Ensemble außer uns. Wir sind natürlich total happy. Das ist großartig! Zumal wir ja eine ganz kleine Bühne sind: 90 Mitglieder, kein eigenes Haus, keine eigenen Probemöglichkeiten. Aus der Not haben wir eine Tugend gemacht und vor 15 Jahren die Theaterspaziergänge erfunden. Dabei bespielen wir Ortschaften, Kirchen, Friedhöfe, Täler, Flüsse, Plätze, Wohnungen, aber auch das Kraftwerk in Marbach et cetera. Alles wird immer neu und passgenau auf diese Spielorte abgestimmt. Der Zuschauer sieht jedes Mal ein Unikat. So haben wir einen ganz eigenen Stil entwickelt und ich freue mich wahnsinnig, dass das honoriert wird.

Das Theater unter der Dauseck kommt im Juli nach Marbach. Wie steht es um die Vorbereitungen von „vermessen – Annäherung an Tobias Mayer“ anlässlich des 300. Geburtstages von Tobias Mayer?

Diese Woche starten die Endproben. Alles schon in Kostümen! Premiere wird am Freitag, 30. Juni, sein. Der Theaterspaziergang führt rund um das Tobias-Mayer-Geburtshaus durch die Altstadt, die Torgasse hinauf bis zum Burgplatz, den Kelterplatz und den Schlosskeller und zurück zum Museum. Termine sind jeweils freitags, samstags und sonntags bis zum 30. Juli. Karten gibt es online unter der Adresse www.theater-dauseck.de . Am Mittwoch, 28. Juni, ist die Öffentliche Hauptprobe. Karten zu reduzierten Preisen gibt es nur im Stadtinfoladen und im Tobias-Mayer-Museum.

Sie waren bis 2016 Leiter der Uhlandschule in Marbach. Freuen Sie sich auf Ihre Rückkehr in die Schiller- und Mayer-Stadt?

Sehr! Schon bei den Vorbereitungen und Proben habe ich mich richtig wohl gefühlt, ich treffe immer wieder Leute. Marbach ist ein stückweit Heimatgefühl, allerdings in einer völlig andern Rolle. Und jetzt dieser Landespreis – das ist alles gigantisch!

Streben Sie mit dem neuen Stück in Marbach auch einen Preis an?

Das Stück „vermessen – Annäherung an Tobias Mayer“ hat tatsächlich ein ähnliches Gewicht – absolut. Warum also nicht? Wir haben ein tolles Team, und wir waren für viele oft auch das Theater, das das Sprungbrett war.

Entstaubtes Volkstheater

Keine Widersprüche
 Das Theater unter der Dauseck sieht Unterhaltung und Anspruch, Tradition und Experiment nicht als Widersprüche. Die Inszenierungen sind außergewöhnlich und finden immer an wechselnden, immer besonderen Spielorten statt.

Historie
 Das TudD entstand vor 30 Jahren anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Oberriexingen mit dem Stück „So a Metzelsupp“. Der Verein wurde ein Jahr später gegründet. Benannt ist das TudD nach der Burg, die in historischen Zeiten auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt Oberriexingen, oberhalb des Enztales, stand. Bernd Schlegel ist der Vorsitzende des Theaters unter der Dauseck.