Werner Steck gilt als Theater-Pionier in Stetten auf den Fildern. Foto: Thomas Krämer

Vor 50 Jahren ist im Steinbruch auf der Weidacher Höhe in Stetten zum ersten Mal unter freiem Himmel Theater gespielt worden.

Stetten - Stetten ist 1963 noch eine eigenständige Gemeinde. Der Zweite Weltkrieg ist knapp zwei Jahrzehnte vorüber, der Wiederaufbau fürs Erste geschafft. Da bleibt etwas Zeit für Muße und Muse. Der Stettener Werner Steck kann den damaligen Bürgermeister Gottlob Steck für eine zu dieser Zeit sicherlich ungewöhnliche Idee begeistern: im Ort eine Freilichtbühne zu bauen. Als passendes Terrain wird der alte Steinbruch auf der Weidacher Höhe gefunden.

Hintergrund für den Tatendrang ist die Freude am Theaterspielen, aber auch soziales Engagement. Denn der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes will sich einen Krankenwagen anschaffen – aber dafür fehlt das Geld. Dieses soll mit den Theateraufführungen eingespielt werden, weshalb die Rotkreuzler ihren festen Platz in der Theatergeschichte Stettens haben.

Große Herausforderung

Als erstes Stück hat sich die Theatertruppe den Klassiker „Wilhelm Tell“ ausgewählt – „und sich dabei ein wenig verstiegen“, wie Werner Steck heute zugibt. Denn das anspruchsvolle Stück stelle die Laientruppe vor große Herausforderungen. Und das auch sprachlich. „Die ortsansässige Sopranistin Armgard Miller musste uns erst einmal anständiges Hochdeutsch beibringen“, sagt Steck und schmunzelt.

Doch nicht nur die künstlerische Umsetzung ist eine Klippe für die Premiere in der ersten Juniwoche 1963. Auch der Aufführungsort gleicht anfangs nicht gerade einem Theater. „In Tag- und Nachtarbeit haben Theaterleute und DRK-Mitglieder die Bühne im Steinbruch gebaut und Hunderte von Klappstühlen für das Publikum zusammengeschraubt“, erinnert sich Steck. Er übernimmt selbst die Hauptrolle, führt Regie und hat auch die Spielleitung inne. „Dabei halfen mir die Erfahrungen, die ich im Philharmonischen Chor in Stuttgart gesammelt hatte“, sagt Steck, bei dem in dieser Zeit die Begeisterung für das Theater entfacht wurde.

Nur mäßiger Erfolg

„Der Erfolg mit dem Tell-Stück war mäßig“ sagt der heute 82-Jährige. Das sei nicht die richtige Kost für die Zuschauer gewesen, „ich wurde damals sogar als größenwahnsinnig bezeichnet“, erinnert sich der Theaterenthusiast. Immerhin habe aber mit dem Erlös aus dem Verkauf der Eintrittskarten nach zwei Jahren der Krankenwagen in Dienst gestellt werden können. Am Steuer saß auch – kaum verwunderlich – der Drogist Werner Steck.

1965 wird außerdem ein neues Stück eingeübt: der „Fröhliche Weinberg“. „Das wurde unser erster großer Publikumserfolg“ erinnert sich Steck. Ein Jahr später landet das Theater mit dem „Weißen Rössl“ einen weiteren Erfolg beim Publikum. 1968 wird das Kinderballett ins Leben gerufen – „und das mit überwältigendem Zuspruch“ wie Steck rückblickend sagt. Zeitgleich wird „Der gestiefelte Kater“ auf die Bühne gebracht. „Das war das erste Kindertheater auf einer deutschen Freilichtbühne“, sagt er.

Eigenes Theater gegründet

Steck bezeichnet das Stettener Naturtheater heute als sein „Lebenswerk“. Man habe gemeinsam eine tolle Zeit gehabt, „die für mich die schönste meines Lebens war“. Im Jahr 1983 wirft er sein Amt im Vorstand hin und gründet später sein eigenes Mundarttheater, in dem auch sein Lieblingsstück aufgeführt wird: das Lustspiel „Der Entaklemmer“ von Thaddäus Troll.

Auch wenn das erste Stück 1963 aufgeführt wurde, wird das heutige „Theater unter den Kuppeln“ das Jubiläum erst in zwei Jahren feiern. „Wir beziehen uns auf die Gründung des Vereins“, sagt Pressesprecher Joachim Riesch. Und die sei 1965 gewesen. Zum 50-jährigen Bestehen wird 2015 nach seinen Worten sicherlich eine Festschrift erscheinen. „Und natürlich“, so Riesch, „werden wir das Jubiläum auch auf der Bühne gebührend feiern“.