Das Ensemble der Theatergalerie bietet in seinem Adventsstück ein Wechselspiel zwischen Schauspiel, Tanz und Musik. Foto: Horst Rudel

Die Theatergalerie Neckartailfingen entführt ihre Gäste in ihrem Weihnachtsstück auf eine emotionale Bahnfahrt ins Nirgendwo. Die Bühne steht in der Mitte vom Saal, die Zuschauer sind die Statisten.

Neckartailfingen - Sie haben sich in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Das Ensemble der Theatergalerie Neckartailfingen nimmt in seinem Weihnachtsstück „Stille Nacht - Irgendwo im Nirgendwo“ die Zuschauer mit auf eine witzige, musikalische und zum Nachdenken anregende Reise. Die Bühne steht mittig im Theatersaal, die Zuschauer an den festlich verzierten Tischen sind die Statisten.

Es ist der 24. Dezember. Es herrscht Hektik und Gedränge am Hauptbahnhof. Auf den Bahnsteigen eilen Menschen mit Koffern und Geschenken vorüber. Mitten in dem Trubel treffen vier unterschiedliche Menschen aufeinander. Sie alle wollen Heiligabend im Kreis ihrer Familien verbringen: Die friedfertige Annette, die jedem etwas Gutes tun will und dabei oft schamlos ausgenutzt wird. Die Prostituierte Bella, die alle wissen lässt, dass sie eine „Nutte“ ist und jeden Mann um den Finger wickelt, und der sparsame Schwabe Siggi, der sich über alles freut, was er umsonst bekommt und nichts teilen will.

Die Szenen werden von Livemusik untermalt

Über allen wacht der Schaffner. Er ist grob und brutal. Bei ihm herrscht Zucht und Ordnung. Mitleid kennt er nicht. Er vertreibt die Obdachlosen vom Bahnsteig und hat auch kein Verständnis, als Annette kein Zugticket vorweisen kann, weil es ihr Bella zuvor trickreich entwendet hat. Schließlich gibt es einen Zwischenstopp „Irgendwo im Nirgendwo“. Die Vier sitzen verloren auf einem einsamen Bahnsteig und wissen nicht, wann ihre Reise weitergeht. Langsam bröckelt die Fassade der Protagonisten. Die Schutzmauern fallen und deren wahres Ich kommt zutage.

Das Stück, das die Schauspielerin Nora Curcio und die Tänzerin Nina Oelmann gemeinsam mit den Schauspielern Torsten Hoffmann und Daniel Hubertus sowie dem Musiker Jens Michel entwickelt haben, ist eine Weihnachtsgeschichte der besonderen Art. Humorvoll und augenzwinkernd, aber auch sensibel und nachdenklich stimmend sind die Szenen, die von Jens Michel - mal mit der Gitarre, mal mit dem Klavier – passend musikalisch untermalt werden. Michel spielt einen Straßenmusiker und ist stets ein Teil der Geschichte.

Zu Schauspiel, Musik und Tanz wird ein Dinner serviert

Während der Zuschauer mit Annette (Nora Curcio) einfach nur Mitleid hat und ihren Wutausbruch gegen Ende gut nachfühlen kann, wirken die Monologe des Schaffners fast beängstigend. Daniel Hubertus spielt den Schaffner so kalt und brutal - seine Wandlung am Schluss ist beeindruckend. Siggi (Torsten Hoffmann) schafft es, mit seine urschwäbischen Art die Zuschauer immer wieder zum Lachen zu bringen, ohne dass es plump wirkt und lockert so die teils ernsten Szenen auf. Nina Oelmann bringt mit ihren beschwingten Tanzeinlagen und lasziven Blicken frischen Wind in das Stück.

Wem Schauspiel, Tanz und Musik noch nicht genug sind: Zu dem kulturellen Event wird den Zuschauern ein feines Viergangmenü an festlich geschmückten Tischen in nostalgischer Atmosphäre in der zum Theatersaal umgebauten Scheune in Neckartailfingen serviert.