Astrid Meyerfeldt in „Alkestis-Theorem“ Foto: Theater Rampe

In „Alkestis-Theorem“ will Alkestis, Ikone der Selbstlosigkeit, ihre Geschichte neu und anders erzählen. Die Videoinstallation im Stuttgarter Theater Rampe von und mit Astrid Meyerfeldt beeindruckt durch starke Bilder.

Stuttgart - Eigentlich ist sie gar nicht da. Verschwunden, irgendwie. Weggeschrumpft in der eigenen Geschichte. Alkestis heißt die zerbrechliche Schöne, die im Theater Rampe fast teilnahmslos an ihrer Zigarette zieht. Sie ist die Tochter des griechischen Königs Pelias, verheiratet mit Admetos, der sie vor allem aufgrund seines guten Drahts zu den Göttern abbekommen hat. Als er dann aber vergisst, der Jagdgöttin Artemis ein Opfer zu bringen und die ihm mit dem Tod droht, muss Alkestis für den Ehegatten in die Bresche springen. Sie opfert sich – und wird mit dieser Geste zur Ikone.

Als Projektion spukt sie seither nicht nur durch Gedichte von Rilke. Euripides widmet ihr ein Drama, Händel gleich eine ganze Oper. In Izy Kusches „Alkestis-Theorem“ jedoch, das am Donnerstag in der Rampe in Stuttgart uraufgeführt wurde, hat besagte Prinzessin so gar keine Lust mehr auf die Identitätslosigkeit. Stattdessen will sie ihre Geschichte neu erzählen. Von Entscheidungen und Schlussmachen ist da die Rede, von Liebe und Freiheit – von allem also, was weit weg ist vom Mythos der weiblichen Selbstlosigkeit.

Doch auch in der Rampe hadert Alkestis, gespielt von Astrid Meyerfeldt, mit eben diesem Ausbruch. In einem abgedunkelten Raum zeigen rund 20 Bildschirme ihre Geschichte in einer Videoinstallation. Scheinbar zusammenhanglose Bilder huschen wie schwarze Katzen durch den Raum, die Reihenfolge geradezu willkürlich. Und das hat seinen Effekt: Die aufgebrochene Erzählweise spiegelt fast plastisch Alkestis’ schmerzhaft anstrengenden Versuch, aus ihrem Mythos zu steigen. Auch Kusches Text, den Meyerfeldt in einer Audiospur fragmentarisch durch den Raum schleudert, wirkt umso eindrucksvoller, je unkoordinierter er von einer Seite auf die andere fliegt. Man dreht den Kopf hinter der durchringend tonlosen Stimme her und verliert dabei immer wieder das Wesentliche aus den Augen: Alkestis’ Bild. Eindrücklich entfaltet sich so das Scheitern einer Frau, die trotz aller Anstrengung nicht mehr als ein Zeichen ist, das sie eigentlich nicht setzen will. Eine gute halbe Stunde läuft diese Installation, dann beginnt sie von Neuem. Immer und immer wieder.

Weitere Termine: 29.04., 02.05., 04.05., 05.05., 14.06., 16.06., 21.06., 23.06., jeweils um 19 Uhr.