Svenja Liesau als Lolita in Rüpings Inszenierung. Foto: Conny Mirbach

Literaturwissenschaftler Humbert Humbert ist nur an Kindfrauen interessiert – und verfällt der 12-jährigen Lolita. Vladimir Nabokovs weltberühmter Roman hat es am 3. November in einem dreistündigen Abend auf die Bühne des Schauspielhauses Stuttgart geschafft – und erntete mäßigen Applaus.

Stuttgart - Vladimir Nabokovs berühmter Roman „Lolita“ (1955) hat am Donnerstag Premiere im Schauspielhaus Stuttgart gefeiert. Wegen mehrerer Krankheitsfälle im Ensemble war die Premiere am 28. Oktober ausgefallen und auf den Donnerstag verschoben worden. Die Geschichte handelt von dem Literaturwissenschaftler Humbert Humbert, der sich in eine 12-Jährige verliebt.

Die dreistündige Inszenierung besorgte Christopher Rüping. Der Regisseur hat in Stuttgart bereits mit Vinterbergs „Das Fest“ ein Missbrauchsdrama inszeniert. Für ihn ist Humbert sowohl Täter als auch Opfer. Seine Schwärmerei für die Minderjährige schlägt im Laufe des Abends in eine krankhafte Obsession um. Rüping ist nicht an einer psychologischen Interpretation interessiert, weshalb er die zwei Hauptfiguren jeweils von mehreren Darstellern spielen lässt. Die sozialen Umstände sind Teil des Problems, die verlotterte Gesellschaft macht ihm den Missbrauch leicht. Klug gedacht, doch allzu viel Effekthascherei und hektische Betriebsamkeit schwächen den Abend empfindlich. Mäßiger Applaus. Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Samstagausgabe dieser Zeitung.