Die Theatergruppe des Liederkranzes lässt es bei „Älles für d’Katz“ hoch hergehen.
Stuttgart Sillenbuch - Zum zwölften Mal stand dieses Wochenende die Theatergruppe des Liederkranzes Heumaden auf der Bühne im Thomas-Morus-Gemeindehaus. „Älles für d’Katz“ hieß das Stück. Dreimal war es ausverkauft. Einen ganz besonderen Ehrengast stellte die Vorsitzende Brunhilde Hald am Freitagabend erst am Ende der Premiere vor.
Tatsächlich für die Katz war die ganze monatelange Proberei im vergangenen Jahr gewesen. Da hatte die Grippewelle gewütet und die singenden Hobby-Schauspieler zur kompletten Absage der zwei geplanten Abende gezwungen. Obwohl die winterlichen Krankenstände heuer hoch sein sollen wie nie zuvor, verschonten die Viren die Truppe diesmal. Und wegen der großen Nachfrage nach den schwäbischen Komödien des Liederkranzes waren erstmals sogar drei Vorstellungen angesetzt.
Der Dialektautor Werner Harsch ist ein Schlitzohr. Gerade wenn ihm Kriminalgeschichten aus der dörflichen Provinz aus der Feder fließen, sind die oft so skurril an den Haaren, in diesem Fall den Katzenhaaren herbeigezogen, dass sich die Zuschauer gar nicht so andauernd gespannt fragen müssen, wie der verzwickte Fall nun wohl ausgeht, sondern sich ganz der Situationskomik und dem manchmal derben Sprachwitz hingeben können. Bei diesem Kniff lassen große Namen wie der des Dorfrichters Adam aus der Ferne und der ländlichen Vergangenheit grüßen. Und Harsch, als Hiesiger, wenn auch nicht Heumadener, verfügt im Gegensatz zu Hochsprachler Heinrich von Kleist halt über das ganze Repertoire schwäbischer Sinnsprüche und Schimpfkanonaden, Doppeldeutigkeiten und fluchbeladenen Vermaledeiungen.
„Live isch Live. Weib, mir fanget nommal a!“
Es geht im Hause Hurgele, Eugen Hurgele, erster Schuhmacher am Platz, um Mord, einen vermeintlichen Mord. Josefa, die benachbarte Klatschbaas und vernachlässigte Gattin des versoffenen Hurgele-Freundes Schmirgele, hat ein ominöses Telefonat belauscht, in dem es allerdings nicht wirklich um die vermutete Beseitigung des braven Kriminalbeamten und ungeliebten Hurgele-Schwiegersohns Robert (Hans-Jörg Thebald) geht, sondern um die heimlich in die Wege geleitete Kastration des fast gleichnamigen, aber nervig ralligen Katers Robby.
Dass Schusters-Gattin Anna beim Klamotten-Aufbürsten auch noch ein Foto mit heißen Widmungen einer schönen jungen Dame im Jackett findet, setzt den zweiten Strang der Handlung in Gang. Schon ein falscher Ehebruch-Verdacht ist, gerade im nahenden Alter, ein fast so heißes Eisen wie Meuchelmord. Tochter Monika (Bettina Fedele) steht zwischen allen Fronten und gibt dabei noch eine ganz gute, gütig verständnisvolle Figur ab. Ganz im Gegensatz zum gravitätischen Amtsdiener Heinrich, einer Paraderolle für Franz Hald, der sich in seiner Uniform als ermittelnder Hilfspolizist schon mit dem Schreiben der Vernehmungsprotokolle schwertut und sich zum gnadenlosen Gespött machen lassen muss. So leicht fasst ja die Schriftsprache Begriffe wie „Jessasmarri!“ schließlich auch nicht in Buchstaben.
Als Ehepaar Anna und Eugen Hurgele bewähren sich die nun schon erfahrenen Bühnenkämpen Cilli Knotz und Klaus Meier in den tragenden Hauptrollen und brillieren zuweilen geradezu. Ein kleines Tonproblem am Technik-Mischpult von Norbert Mehler improvisieren sie zur allgemeinen Gaudi locker weg - „Live isch Live. Weib, mir fanget nommal a!“ - und die Einflüsterungen von Souffleuse Elisabeth Meier müssen sie fast nie in Anspruch nehmen. Routiniert agiert unter der Regie von Harald Hald auch Gisela Hofmann, die als intrigante Josefa gern alle schwäbischen Boshaftigkeiten von der Ragall über die verrostete Beißzang bis zur Spinatwachtel auf sich zieht. Helmut Scheuler gibt dem Trunkenbold Schmirgele nicht einfach die grobe Trottel-Nummer, sondern fast schon feinhumoriges Profil.
Im richtigen Leben musste er stets nüchtern sein - als Fahrer des Landesbischofs. Den Überraschungsgast Frank Otfried July begrüßte Brunhilde Hald erst nach dem Schlussapplaus öffentlich. Der Chef der Württembergischen Landeskirche gestand unter dem Jubel der Besucher ein, er hätte „am liebsten selber mitgespielt“.