Helga Brehme hat im Garten eine Ausstellung aufgebaut. Foto: TaF/TaF

Um auch im Lockdown öffentlich sichtbar zu bleiben, gehen viele Kulturschaffende online. Das Theater am Faden aber geht in den Garten: Die kleine Puppenbühne in der Hasenstraße 32 in Heslach hat draußen eine Ausstellung mit Marionetten, Bildern und Requisiten aufgebaut.

S-Süd - Um auch im Lockdown öffentlich sichtbar zu bleiben, gehen viele Kulturschaffende online. Das Theater am Faden aber geht in den Garten: Die kleine Puppenbühne in der Hasenstraße 32 in Heslach hat draußen eine Ausstellung mit Marionetten, Bildern und Requisiten aufgebaut. Die meist indischen Figuren sind an und für sich an wärmere Temperaturen gewöhnt, harren aber jetzt wacker unter ihren Schneehauben im Garten aus. „Am Rosenmontag und am Dienstag regnet es dann Konfetti und Luftschlangen darüber“, verspricht die Theaterchefin Helga Brehme, die normalerweise in der fünften Jahreszeit zum Kinderfasching in ihr Theater einlädt. „Die Leute sollen wenigstens etwas zu sehen bekommen, wenn sie am Theater vorbeigehen.“ Ein bisschen etwas zu sehen, gibt es dort auch sonst das Jahr über.

Grimms Märchen modern

Eigentlich hatte Brehme am 11. März ein kleines, schiefes Jubiläum feiern wollen: 49 Jahre Theater am Faden. Nun wird sie gezwungenermaßen aufs 50-Jahr-Jubiläum gehen müssen. Damals, mit 33 Jahren und mit der Hilfe von Freunden, die auch an der Kunstakademie studierten, hatte Brehme in einem Hinterhof vis à vis von Stuttgarter Hofbräu die Puppenbühne eröffnet. „Das war ehemals eine Polsterei gewesen, und wir haben sie ausgeräumt und hergerichtet.“ Zur Eröffnung 1972 gab es „Jorinde und Joringel“. Das Stück steht bis heute regelmäßig auf dem Spielplan des Theaters am Faden. Brehme hatte das Grimmsche Märchen in ein bis heute modernes Format gebracht und dafür Figuren und Bühne entworfen. Den Fortgang der Handlung entwickeln die Puppenspieler und ihr Publikum gemeinsam – so ist jede Aufführung ein Unikat. Kasper und Pferd fungieren darin gewissermaßen als die „Moderatoren“. Das Stück ist, wie viele andere Aufführungen im Haus, nicht auf eine bestimmte Altersgruppe zugeschnitten, sondern eignet sich für kleine Kinder ab etwa vier Jahre, große Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Für jedes Alter

Ein ganz großer Vorzug von „Jorinde und Joringel“ ist seine Multilingualität: „Es gibt nur Geräusche und improvisierte Musik“, jeder versteht es, sagt Brehme. Man kann getrost davon ausgehen, sobald die Theater wieder öffnen dürfen, wird „Jorinde und Joringel“ wieder im Spielplan des Theaters am Faden auftauchen – also hoffentlich sehr lange vor dem 50. Jubiläum am 11. März 2022.