Die Foto: Gottfried Stoppel

Gemeinsam ins Theater gehen, gemeinsam Stücke aufführen: einen Kooperationsvertrag hat die Württembergische Landesbühne mit der Grundschule in Hochdorf unterzeichnet. Es ist eine von 14 Kooperationen in Baden-Württemberg.

Esslingen - Zehn Jahre lang wird die Württembergische Landesbühne (WLB) mit der Breitwiesenschule in Hochdorf kooperieren. Damit hat die Landesbühne nun insgesamt 14 solcher Verträge in ganz Baden-Württemberg, und ihr theaterpädagogisches Einzugsgebiet reicht von Villingen-Schwenningen am Schwarzwald-Rand bis nach Freiberg am Neckar.

Die Württembergische Landesbühne Esslingen ist sich ihres kulturellen Auftrags wohl bewusst. Sie soll Städte und Gemeinden des Landes, die kein eigenes Theater haben, mit Theaterschauspiel versorgen und will Kinder an das Theater heranführen. Die Theaterpädagogik soll die Kreativität wecken, aber auch in Stücke einführen und Szenen verstehen helfen.

Der längste Vertrag, den Schirmer je hatte

Bei der öffentlichen Unterzeichnung des Vertrages in der Hochdorfer Breitwiesenhalle am Dienstag zeigten die Grundschulkinder, was sie beim Theaterworkshop der WLB bereits gelernt haben: Hüpfen wie ein Hase, Laufen wie ein Zwerg, und mit farbenfrohen Kostümen zeigten sie darüber hinaus, dass Theater viel mehr ist als sprechen und spielen. Nämlich Kulissen bauen, Kostüme schneidern, Geschichten erzählen, Puppen oder Masken basteln. „Ein außerordentlich positiver Effekt für die Schule“, fasste die Konrektorin Yvonne Schupp zusammen. „Das wird der Beginn einer wundervollen Freundschaft“, zitierte der Intendant Friedrich Schirmer der Landebühne, der sichtlich berührt war vom Spiel der Hochdorfer Grundschüler. Er unterzeichnete gemeinsam mit der Schulleiterin den Vertrag für die zehn Jahre währende Kooperation, „den längsten Vertrag, den ich je hatte“, witzelte er angesichts des schnelllebigen Showbusiness. Auch ihn hat das Schultheater geprägt: Weil er beim Krippenspiel einst keine Rolle bekam, sei er so wütend geworden, dass er fortan bei jedem Theaterstück mitmachte und vielleicht deswegen die Theaterlaufbahn einschlug.

Die Viertklässler spielen für die Erstklässler

Einen etwas anderen pädagogischen Ansatz pflegt die WLB-Theaterpädagogin Barbara Brandhuber. Sie war schon vor der offiziellen Kooperation in Hochdorf tätig. Bei den Theaterworkshops gehe es darum, nicht nur die Stücke zu erklären, sondern auch eigene Szenen zu spielen und eigene Ideen zu entwickeln. Eine Fähigkeit, die in der Breitwiesenschule in Hochdorf besonders gefragt ist. Denn in der Kommune zwischen Plochingen und Kirchheim ist es ein guter Brauch, dass die Viertklässler den Erstklässlern zur Einschulung ein Theaterstück vorspielen. Die Kinder jedenfalls hatten auch schon gelernt, welche Vorteile die Theaterpädagogik hat: „Dass man gerne in die Schule geht“, sagte ein Bub freimütig.

Die Theaterpädagogik soll die Kinder auch animieren, selbst ins Theater zu gehen. Friedrich Schirmer jedenfalls lud die ganze Hochdorfer Truppe auf offener Bühne ins Schauspielhaus zu einer Cola ein. Was die Hochdorfer Theatertruppe taktisch geschickt dazu nutzte, auch noch ein Essen herauszuschlagen.

Die Finanzierung der Workshops geschieht einerseits aus dem Stiftungskapital der ehemaligen Hochdorfer Bürgerstiftung. Andererseits aus Geldern, die aus einer Stiftung der SPD-Politikerin Susanne Weber-Mosdorf stammen. Kulturelle Bildung dürfe man nicht wegschneiden oder wegschieben, sagte Mosdorf am Dienstag. Dass es dafür in den Schulen wenig Zeit und wenig Ressourcen gebe, könne man beklagen, oder man könne es ändern, sagte sie sinngemäß. Durch diese Initiative hat es die Breitwiesenschule geändert.