Auch das Auge kommt in Ehningen voll auf seine Kosten, Stirnband und Discoroller inklusive. Foto: Stefanie Schlecht

Leggins, Vokuhilas und Dirty Dancing: Das Ensemble des Ehninger Kultur- und Theaterkellers versetzt das Publikum in die Zeit der 80er Jahre. Das Stück macht offenbar nicht nur dem Publikum Freude.

Es ist ein Fest von Musik, Bühnenbild und Ausstattung: In „Mit Vollgas in die 80iger“ reisen die Protagonisten in der Theatergruppe im gleichnamigen Stück in der Ekuthek. Die nostalgische Komödie stammt von Winnie Abel und ist nicht nur vergnüglich, sondern hat zusätzlich auch den Vorteil, dass man sie mit „fünf, sieben oder neun Personen spielen kann“, wie die Regisseurin Ursula Trägner erklärt, die man von der Schaubühne, der Theater Szene 03 und der Filderbühne kennt.

 

In Sachen Männer- und Frauenrollen ist das Stück ebenfalls flexibel. Entschieden haben sich die Darsteller für die Komödie beim gemeinsamen Lesen. Bei der Wahl des Stücks verstand es Ursula Trägner, die Waage zwischen Unterhaltung und Anspruch zu halten.

Ein unterhaltsamer Umbau

Die Hauptpersonen sind Hanna (resolut und schlagfertig: Dorit Hornstein) und Sabine (brav und vernünftig: Judith Petzold), die erwachsenen Töchter von Ulla (Waltraud Lemmle), Schauplatz ist das Wohnzimmer der Familie. Sabine ist solo und auf der Suche nach einem Partner, Hanna bereut ihre frühe Hochzeit und versucht mit Beauty-Salon und zerlöcherten Skinny Jeans verzweifelt, jung zu bleiben. Durch ein mysteriöses Versehen werden beide in die 80er Jahre versetzt, jedoch in ihrer heutigen Gestalt.

Und mit Projektionen von „Dirty Dancing“, „Dallas“ und dem Mauerfall auf den Vorhang und den passenden Songs wie „Sunglasses at Night“ entführt das Ensemble das Publikum 36 Jahre in der Zeitgeschichte zurück. Die Clips zusammenzusuchen war nicht nur ausnehmend spaßig, sie geben dem Ensemble auch die Gelegenheit, die Bühne umzubauen.

Als der Vorhang wieder aufgeht, blicken die Zuschauer in ein verwandeltes Wohnzimmer im wilden Mustermix von Vorhängen, Sofa und Tischdecke mit Röhrenfernseher und Wählscheiben-Telefon. Auch die Protagonisten stecken in Kleidern aus den 80ern: Grelle Farben, Leggins, riesige Ohrringe – alles wieder da.

Für die aufwendige Technik, die Requisiten und die Kostüme zeichnen sich die Ensemble-Mitglieder selbst verantwortlich. „Es war zum Teil schwierig, an das Zeug ranzukommen“, schildert Ursula Trägner die Suche nach der perfekten Ausstattung. Doch Bekannte halfen weiter.

Das Ensemble des Ehninger Kulturkellers musste in den letzten Jahren einige Stolpersteine überwinden. Wegen der Pandemie setzte es Horvaths „Zur schönen Aussicht“ und ein Stück mit Loriot-Szenen ab. Auch „Vom Winde verweht – echt jetzt?!“ mussten die Schauspieler 2023 absagen, diesmal wegen Erkrankung der Hauptdarstellerin. Mit dem leichten Einakter „Theater macht Freude“ meldeten sie sich 2024 zurück, und nun herrscht endlich wieder Normalbetrieb – sogar mit einem erweiterten Ensemble.

Neuzugänge als Glücksfall

Neu dabei ist Corinna Wörner, welche die junge Mutter Ulla in den 80er Jahren spielt. Die ältere Ulla-Version wird von Corinnas Mutter Waltraud Lemmle verkörpert. Mutter wie Tochter spielen im Naturtheater Renningen. Der zweite Neuzugang: Stefan Langer (in einer Doppelrolle als Punk und Freund Michael von Sabine). „Es war ein Glücksfall für uns“, findet Ursula Trägner, denn gerade an Männern herrscht am Theater oft Mangelware. Beide Neuzugänge machen ihre Sache gut.

Da die Schwestern nicht wissen, wie sie das rätselhafte Geschehnis rückgängig machen sollen, beschließen sie zunächst einmal, den „Traum“ weiterzuträumen und sich in der Vergangenheit umzusehen. Wie nun aber der jüngeren Mutter und den Freunden und Verwandten der Familie erklären, das zwei Erwachsene in den Klamotten der Töchter stecken? Hanna und Sabine geben sich kurzerhand als Verwandte aus der DDR aus, die „rübergemacht“ haben. Nur dumm, dass Sabine nicht lügen kann und sich immer wieder verspricht. Zum Glück ist die Schwester gewitzt und kann sich immer wieder herausreden.

Dabei müssen sie nicht nur Typen der 80er mimen, sondern es wird als weitere Schwierigkeit Wissen über den Osten verlangt. Zu viel Situationskomik kommt es auch, als diverse Gäste bei der Familie eintreffen, wie ein Freund von Sabine, der auf Rollschuhen hereinschlittert, Sabines große Liebe – der Möchtegern-Sänger Rolf (Winfried Stierle), die friedensbewegte Umweltaktivistin Hilda (Vanessa Kern) und schließlich Astra-Anton Punker (Stefan Langer). Ob sich Sabine und Hanna in der Vergangenheit die Träume ihrer Jugend erfüllen können?

Termine und Karten

Premiere
An diesem Freitag, 14. März, um 19.30 Uhr wird das Stück erstmals aufgeführt. Weitere Termine sind am 15. und 16.3., am 22. und 23.3., am 29.3 und 30.3 und am 4.4 und 5.4. 80er-Klamotten sind beim Theaterbesuch ausdrücklich erlaubt.

Tickets
Karten können reserviert werden via Mail an info@ekuthek.com oder telefonisch über die Tickethotline 07 61/88 84 99 99.