Reinhold Weiser spielt im Theater der Altstadt im Westen Adolf Hitler. Foto: Sabine Haymann

Was wäre, wenn . . . – ja, wenn Adolf Hitler selbst wieder da wäre? Dieser Frage geht Regisseur Uwe Hoppe im Theater der Altstadt im Westen nach. Dort bringt er Timur Vermes Debütroman „Er ist wieder da“ auf die Bühne.

Stuttgart - Es ist ja nicht so, als ginge derzeit keine Gefahr von nationalsozialistischem Gedankengut aus. Ganz im Gegenteil. Aber was wäre, wenn . . . – ja, wenn Adolf Hitler selbst wieder da wäre? Unter der Regie von Uwe Hoppe hat sich das Theater der Altstadt im Westen Timur Vermes Debütroman „Er ist wieder da“ vorgeknöpft und für die Bühne bearbeitet. Premiere war am Freitag.

Die Bühnenwände zeigen ein poppig buntes Berlin, erkennbar in Silhouetten des Doms, Brandenburger Tors, Fernsehturms und Olympia-Stadions. Als sei der aus der Zeit gefallende uniformierte Mann nicht mehr als ein Hindernis, kicken Jungs mit Baseballmützen auf dem Kopf ihren Ball um den ins Jahr 2015 mit lautem Knall geworfenen Hitler herum. Sie kennen ihn nicht, halten ihn für einen Kauz, wie es sie viele gibt in dieser Stadt.

Die etwas Älteren reagieren belustigt. Für den Kioskbesitzer und seine Kunden aus der Medienwelt ist klar: Dieser Typ spielt seine Rolle so gut, dass es eine Sensation ist. Der letzte Wert in dieser auf Smartphones oder Tablet-Computern zwischen You Tube und Schlagzeilen hin und her zappenden Gesellschaft ist die mediale Aufmerksamkeit. Und so hat Hitler Narrenfreiheit. Die inhaltliche Auseinandersetzung unterbleibt, die Wertung erfolgt allein durch Klicks, Likes und die Heftigkeit der medialen Empörung.

Tatsächlich fällt Reinhold Weiser als „Führer“ in gut zwei Stunden nicht für eine Sekunde aus der Rolle und vertritt dessen krude Weltsicht ohne jede Ironie. Das ist ebenso beeindruckend wie irritierend. Denn eine solche Konsequenz zieht das Publikum unweigerlich in den Bann. Analog zu den Figuren auf der Bühne mutiert es zur korrumpierbaren Masse, die Hitler zunehmend feiert wie einen Star.

Das letzte Bild ist vor dem Schwarz-Weiß-Panorama von Albert Speers Germania-Version mit Hakenkreuz-Einblendungen und kollektivem Hitlergruß wie ein Happy End inszeniert und markiert damit den Beginn eines erneuten Niedergangs. Dass tosender Applaus losbricht, ist gruselig, aber mit Blick auf Weisers beeindruckende Darbietung und Uwe Hoppes konsequente Regie durchaus verständlich.

Die Vorstellungen im Februar sind ausverkauft. Tickets gibt es noch für die Ausführungen vom 17. bis zum 25. Juni unter der Telefonnummer 61 55 34 64.