Hier läuft Amal durch die französische Hafenstadt Marseille. Foto: AFP/Nicolas Tucat

Ihre lange Reise führt das übergroße Marionetten-Mädchen Amal auch nach Stuttgart. Ihr Freund Dundu wird sie an diesem Freitag vor dem Stuttgarter Kunstverein Wagenhalle begrüßen.

Stuttgart - Der Name Amal bedeutet Hoffnung. Und hoffend begeben sich Jahr für Jahr Tausende Menschen auf die Suche nach einer neuen, sicheren Heimat. So tut es auch das Flüchtlingskind Amal. Das neunjährige, dreieinhalb Meter große Marionetten-Mädchen ist auf der Suche nach seiner Mutter und hat bereits einige Länder hinter sich gelassen. Seit Juli ist Amal auf dem Weg von Syrien nach Manchester. Drei Tage wird sie auch auf deutschem Boden rasten.

Über Grenzen, Politik, Sprache hinweg

An diesem Freitag, 1. Oktober, führt sie ihr „Walk“ nach Stuttgart, wo sie in zwei Performances um 17 und 20 Uhr im Kulturschutzgebiet im Stuttgarter Norden, vor dem Kunstverein Wagenhalle, auf den sanften Riesen Dundu trifft, der sie empfängt.

Dundu-Mitbegründer Stefan Charisius und Beatbox-Talent Robeat begleiten das Ganze musikalisch. Beide Figuren sind von ihrer Statur her einzigartig und machen Kunst auf eine ganz besondere Art und Weise erlebbar. „Unsere von Tobias Husemann gebaute Lichtgestalt bedeutet Du und Du. Dahinter steht die Aufgabe, in einen kulturellen Austausch zu treten. Fremde sollen aufeinandertreffen, sich begegnen, und das macht Dundu spielerisch möglich“, sagt Dundu-Geschäftsführer Fabian Seewald. Zum einen ist „The Walk“, vom Londoner Good Chance Theatre produziert, ein wanderndes Kunstfestival und mit mehr als 120 Aufführungen sowie künstlerischen Begegnungen geplant, zum anderen soll das Thema Flüchtlinge hierbei mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden. „The Walk“ ist eine kulturelle Odyssee über Grenzen, Politik und Sprache hinweg, um eine Geschichte gemeinsamer Menschlichkeit zu erzählen. Die Millionen vertriebenen Kinder sollen nicht vergessen werden, die während der Pandemie verwundbarer sind denn je.

Sie floh vor Feuer und traf den Papst

Das Festival startete im Juli 2021 an der türkischen Grenze. Türkei, Griechenland, Italien, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Belgien und Großbritannien. Ganze 8000 Kilometer legt Amal zurück, und nächsten Monat, im November, wird sie dann in Manchester ankommen. Sie hat bereits viel gesehen. In Griechenland und der Türkei musste Amal vor den Bränden fliehen, in Rom traf sie Papst Franziskus und reiste anschließend mit einem Boot weiter in Richtung Marseille. Das Zusammentreffen in Stuttgart soll nun Dundus Licht der Hoffnung an Amal und die Festivalbesucher vor Ort weitergeben, die sie zu Fuß begleiten können.