Ausgerechnet ein Kerl ohne Fähigkeiten und Eigenschaften soll die Welt retten: Wyldstyle, Emmet und Vitruvius (v. links) im „Lego Movie“. Weitere Eindrücke aus dem Film hier unserer Galerie... Foto: Warner Bros

Im Netz sind Lego-Clips längst Kult - nun gelang mit dem Lego Movie ist ein vielschichtiges Meisterstück. Darin inszeniert sich die Weltmarke Lego selbst in einem grandiosen Kino-Abenteuer für Kleine und Große.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "The Lego Movie"

Der dänische Spielwarenkonzern Lego gehört zur globalisierten Welt wie Apple und Ikea. Er durchdringt Kinderzimmer nicht nur mit Bausteinen, er ist längst auch auf Videospiel-Konsolen präsent, wo sich die Abenteuer von Indiana Jones und Luke Skywalker mit Lego-Männchen nachspielen lassen. Für Eltern gibt es Le Corbusiers „Villa Savoye“, erwachsene Lego-Freaks errichten in Wettbewerben riesige Bauten.

Im Netz sind Lego-Clips längst Kult, nun drängt die Marke selbst ins Kino. Und das gleich richtig, mit dem Hollywood-Studio Warner Bros. im Rücken. Dort weiß man, wie großes Kino geht, und hat geeignete Regisseure gefunden: Phil Lord und Christopher Miller, beide 39, sind hochkreative Kindsköpfe im besten Sinn und ein eingespieltes Team; gemeinsam haben sie die Trick-Serie „Clone High“ (2002) inszeniert, die Animationsfarce „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ (2009) und die Realfilmkomödie „21 Jump Street“ (2012).

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Nun erzählen sie vom kleinen Bauarbeiter Emmet. Dessen totale Durchschnittlichkeit wird dadurch begünstigt, dass in seiner Lego-Welt ein Präsident namens Business regiert, der in Wahrheit ein Tyrann ist, strenge Regeln verordnet hat und einen teuflischen Plan verfolgt, damit im bunten, chaotischen Lego-Universum ein für alle Mal Ruhe einkehrt. Durch einen Unfall gerät Emmet an die tapferen Streiter des Widerstands, die ihn für den Auserwählten halten – Emmet aber hat in seinem kleinen Dasein noch nie etwas ohne Anleitung gemacht. In seiner extremen Eigenschaftslosigkeit ist er eine Karikatur, die in ihrer Übersteigerung schon wieder markant wirkt, und so ist es mit allen Figuren: Sie haben sehr typische und zugleich sehr extrem ausgeprägte Charaktere, obwohl ihre Ausdrucksmöglichkeiten begrenzt sind. Die kriegerische Revolutionärin Wyldstyle leidet an übersteigertem Ehrgeiz, der Prophet Vitruvius ist ein weiser alter Spinner, die süße Unikitty mit dem Quadratschädel ringt mit cholerischen Ausbrüchen, und Batman mit der Kratzstimme ist ein schlimmer Aufschneider, wenn auch ein schlagkräftiger.

Lord und Miller bleiben visuell konsequent in der Lego-Logik. Metropolis, Westernkulissen und Piratenschiff kommen zum Einsatz, wenn es brennt, züngeln statische Plastikflammen hintereinander weg, in romantischen Momenten wippen die statischen Frisuren der Figuren in Zeitlupe hin und her. In Schlüsselsituationen erscheinen die realen Artikelnummern der Lego-Steine, ehe flugs aus Teilen einer Straße ein schnittiges Fluchtfahrzeug entsteht – ein werbewirksamer Hinweis darauf, dass es kaum ein flexibleres nicht-digitales Spielsystem gibt, sofern die Spielenden ihre Fantasie einsetzen über die Anleitungen hinaus. Erstaunlicherweise schadet die dick aufgetragene Eigenwerbung kaum, denn sie ist dramaturgisch eingebettet: Die wahren Helden der Lego-Welt heißen „Baumeister“ und sind eine sehr uneinige Truppe von Lego-Genies.

Kindern zwischen acht und 14 Jahren bietet dieser Film ein überdrehtes Abenteuer der Extraklasse, in dem viele bekannte Motive auftauchen bis hin zur Lego-Version des Millenium-Falken aus „Star Wars“. Erwachsene bekommen die Gelegenheit, für kurze Zeit noch einmal Kind sein zu dürfen, sowie eine grandiose, mit Anspielungen gespickte Satire auf das Kino und seine überlebensgroßen Epen.

Selten hat Filmreklame so viel Spaß gemacht.

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