The Imitation Game: Der neue Superstar Benedict Cumberbatch heimste für diesen Film eine Oscar-Nominierung ein. Mehr Szenen aus dem Film in unserer Bildergalerie. Foto: Verleih

Wie das Mathematik-Genie Alan Turing im Zweiten Weltkrieg den Code der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma knackte wurde: "The Imitation Game" bleibt anders als der fiktional angelegte Spielfilm „Enigma“ (2001) nahe an den realen Geschehnissen. Benedict Cumberbatch glänzt in der Hauptrolle.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "The Imitation Game"

Der Zweite Weltkrieg hätte geschätzte zwei Jahre länger dauern können, der wahnsinnige Massenmörder und Weltenverbrenner Adolf Hitler mit seinen Nazi-Schergen noch größeren Schaden anrichten – kaum vorstellbar angesichts der ohnehin gewaltigen Zerstörungsbilanz dieses Regimes. Dass es nicht so gekommen ist, verdankt die Welt dem britischen Mathematik-Genie Alan Turing: Er knackte von 1940 an die Codes der ausgeklügelten deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma. 1943 fingen die Briten rund 80 000 Funksprüche im Monat ab, was ihnen enorme militärische Vorteile verschaffte.

» Trailer zum Kinofilm "The Imitation Game"

Anders als der fiktional angelegte Spielfilm „Enigma“ (2001) bleibt der Norweger Morten Tyldum („Headhunters“) nahe an den realen Geschehnissen. In Benedict Cumberbatch („Sherlock“) hat er eine Idealbesetzung für die Hauptrolle des homosexuellen Halbautisten gefunden: Ihm genügt schon eine leichte Neigung des Kopfes, um Verachtung auszudrücken für all die Minderbegabten, mit denen er ständig zu tun hat.

Spöttelnd begutachtet er die Dechiffrier-Versuche seiner Kollegen in dem viel zu kleinen Team, das die britische Regierung abgestellt hat, während er alleine wie ein Besessener mit enormem Aufwand einen Dechiffrier-Computer namens Colossus baut, der sich als bahnbrechend herausstellen wird. Grandios, wie Cumberbatch als Turing Leute vor den Kopf stößt, ohne es zu begreifen, wie er sich windet, wenn menschliche Regungen von ihm erwartet werden.

Besserung tritt ein, als – für damalige Verhältnisse ungewöhnlich – eine Frau ins Team kommt. Keira Knightley liegen Rollen ein wenig abseits der Norm, sie überzeugt als Joan Clarke, die sich in einer Männerwelt durchbeißt und Turing ins Leben holt – auch wenn man ihr mehr Szenen gewünscht hätte, in denen sie als Mathematikerin glänzen darf.

Matthew Goode macht eine gute Figur als natürlicher Charismatiker und Anführer des Teams, ihm gelingt es wie Cumberbatch, die Wandlung von anfänglicher Feindschaft zur Kollegialität glaubhaft zu vollziehen. Charles Dance (Tywin Lannister in „Game Of Thrones“) entwickelt Ausstrahlung als zynischer Offizier mit einem Hang zur Ruppigkeit, Mark Strong („RocknRolla“) als geschmeidiger Agent.

Immer wieder durchbricht Tyldum die Haupthandlung in der kleinen Welt des Labors und möblierter Zimmer durch Szenen des Krieges, der Zerstörung – und erinnert so daran, was auf dem Spiel steht bei dieser zunächst nahezu aussichtslos erscheinenden Mission. Umso bestürzender ist die Erkenntnis: Sind die Enigma-Botschaften erst einmal entschlüsselt, darf dieses Wissen nur dosiert eingesetzt werden, um die Deutschen nicht misstrauisch zu machen, da diese sonst sofort ihr System ändern und die Arbeit zunichtemachen würden – ein schreckliches Dilemma.

Dazu kommt das persönliche Drama Alan Turings. Homosexualität war strafbar in Großbritannien, 1952 wurde er ertappt, wegen Unzucht verurteilt und zu einer Hormonbehandlung gezwungen. Er arbeitete in seiner Wohnung mit bescheidenen Mitteln weiter an Computern, bis zu seinem Suizid im Jahr 1954. Cumberbatch trifft auch hier den richtigen Ton, er gibt der entrückten, geschlagenen Kreatur in all ihrer Verzweiflung einen Rest Würde. Er ist für einen Oscar nominiert, genau wie Tyldum und der Film selbst, der den von der Welt vergessenen Helden Alan Turing endlich rehabilitiert.

Was sonst noch im Kino in Stuttgart läuft, finden Sie in unserem Kino-Programm.