Um die 1000 Flaschen ihrer knallbunten The-Bränd-Kollektion haben Nina Augstein (links) und Nina Hornung inzwischen verkauft. Foto: Jürgen Bach

Zwei Unternehmerinnen aus Ludwigsburg sind eher zufällig zum Schnaps gekommen – und ihre Kreationen verkaufen sich gut. Wegen des Namens hatten sie auch schon Streit mit dem Bier-Riesen Heineken.

Die neue Kampagne des Landes Baden-Württemberg ist inzwischen nicht mehr so neu. Als „The Länd“ den alten Claim („Wir können alles. Außer Hochdeutsch“) im Winter 2021 abgelöst hatte, waren die Spötter schnell zur Stelle. Auch wenn das Echo auf den Werbespruch inzwischen verhallt ist, er polarisiert immer noch.

Dass er das tut, spüren Nina Augstein (43) und Nina Hornung (45) auch. „Die Leute kommen zu uns in den Laden und wollen darüber sprechen“, sagt die jüngere der beiden Ninas. Dabei haben die Unternehmerinnen gar nichts mit dem Slogan am Hut. Sie haben nur den Namen ihrer Schnaps-Kollektion daran angelehnt und die Idee des typischen lautmalerischen „Ä“ hierfür aufgegriffen. Und „The Bränd“ verkauft sich recht gut – wohl in erster Linie wegen des Geschmacks, ein bisschen wohl auch wegen der schönen Verpackung.

Wie die Verpackungsspezialistinnen zum Schnaps kamen

Denn das ist der eigentliche Job der beiden Freundinnen, die sich seit Kindertagen kennen: Dinge verpacken. Vor gut 20 Jahren haben die gebürtigen Beilsteinerinnen ihre Agentur Pack’n Design in Ludwigsburg gegründet. Die Firma bietet Dienstleistungen rund um die schöne Hülle. Das Geschäft läuft gut, 16 Mitarbeiter hat das Unternehmen inzwischen – und seit Ende des vergangenen Jahres eben auch Schnaps im Sortiment. Was auf den ersten Blick so gar nicht ins Portfolio passen will. Hornung nennt es deshalb einen „Hirnfurz“: „Sowas haben wir andauernd.“

Während eines Treffens mit einem Kunden, der Brennerei Häuser aus Zaberfeld (Kreis Heilbronn), hatten die beiden Unternehmerinnen die „Schnapsidee“, dass sie ja gemeinsam mit dem Brenner selbst einen eben solchen kreieren könnten. „‚The Länd’ war grade in aller Munde, also haben wir uns gedacht: machen wir halt ‚The Bränd’“, sagt Augstein. Nachhaltig und regional sollte das Ganze sein, das sei auch ein Trend in der Verpackungsbranche. „Wir trinken beide gerne Sambuca“, sagt Augstein, „also haben wir uns überlegt einen aus altem Kaffeesatz zu machen“. Den Rohstoff für die erste Charge bekamen sie vom Café Bubbles um die Ecke. Außerdem ersannen die beiden Ninas noch einen Gin mit Rhabarber, einen Likör mit Weinbergpfirsich, einen Rum sowie einen Brand aus altem Brot, der 14 Monate im Weißeichenfass reift. Bei einer Party ließen sie 200 Gäste abstimmen, ob die Alkoholika überhaupt schmecken. Sie taten es – und kamen in die Flasche.

Anwälte von Heineken melden sich

Dass der Stoff unter dem Namen „The Bränd“ verkauft wird, hätte beinahe der Bier-Riese Heineken verhindert. Den Markennamen ließen Hornung und Augstein EU-weit schützen, kurz darauf kam Post aus den Niederlanden. Die Anwälte argumentierten damit, dass der Weltkonzern im Besitz der Wilhelm Brandt Brauerei sei und die Namen zu nahe beieinander. „Unsere Anwälte haben sich kurz mit den Anwälten der Heinekengruppe rumgestritten“, so Augstein. Am Ende einigte man sich gütlich – nur Bier dürfen sie nicht unter dem Namen führen. „Das würden wir ‚The Bräu’ nennen“, sagt Augstein mit einem Augenzwinkern. Vorerst bleibe es aber beim Hochprozentigen.

Zum harten Stoff gesellte sich dann noch weicher Stoff: Taschen und Kapuzenpullis mit flotten schwäbischen Sprüchen. Vor allem damit der Pop-up-Store – ehemals ein Bettengeschäft –, über dem sich die Büros von Pack’n Design befinden nicht so leer aussieht. Zu kaufen gibt es die Drinks in den hübschen grauen Flaschen mit den grellbunten Etiketten inzwischen auch in der Küchenabteilung von Merz und Benzing in Stuttgart, außerdem stehen sie auf den Karten der Ludwigsburger Restaurants Lange am Markt und Danza. Weitere haben angefragt.

Von der Agentur, die den Werbespruch fürs Land ersonnen hat, haben die Ninas übrigens noch nichts gehört. Und Ärger wie mit Heineken erwarten sie ohnehin nicht. Warum auch? „Wir sind ganz stolze Schwaben“, sagt Hornung. „Wir feiern die Kampagne.“

Der Pop-up-Store von The Bränd befindet sich in der Unteren Marktstraße 2 in Ludwigsburg. Er ist unter der Woche von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet. Wer rein will, muss allerdings klingeln. Weitere Infos unter www.the-braend.de