Emma Watson ist mit "The Bling Ring" ihr Hermine-Image aus "Harry Potter" los. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Verleih

Die Glitzerwelt der Stars und des Luxus, in der es nur noch um Statussymbole und Marken geht - in „The Bling Ring“ spiegelt Sofia Coppola die Leere der Protagonisten und ihrer Existenz, künstlerisch ­absolut konsequent, in Bildern.

Stuttgart - Mit dem ihr eigenen Understatement führt Sofia Coppola („Lost in Translation“) zugespitzt vor, was viele junge Menschen der Gegenwart umtreibt: die Glitzerwelt der Stars und des Luxus, in der es nur noch um Statussymbole und Marken geht und in der permanent mobil und im Netz kommuniziert wird, ohne dass irgendjemand Substanzielles zu sagen hätte. „Das Leben, das eigentlich jeder möchte“, so formuliert es Rebecca, die wie Mark, Nicki, Chloe und Sam im Auto Ghetto-Rap hört, den Soundtrack zum übersexualisierten Alltag. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass eines dieser Genussgeschöpfe ein Buch von Mark Twain auch nur anfassen würde.

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Sie gehen leicht geschürzt an Orte, wo sie Stars vermuten, machen in Clubs und auf Partys Beweisfotos ihrer Nähe zum großen Rummel. Irgendwann beginnen sie, in die erstaunlich schlecht gesicherten Häuser von Paris Hilton, Lindsay Lohan und Megan Fox einzusteigen. Dort lassen sie Handtaschen, Colliers, Leopardenkleider und High Heels mitgehen aus riesigen begehbaren Kleiderschränken und von überladenen Schminkkommoden. Mit der Beute posieren sie im Internet, und die Besitzer, die von allem viel zu viel haben, vermissen zunächst nichts. Diese Geschichte ist tatsächlich passiert. Coppola spiegelt die Leere der Protagonisten und ihrer Existenz, künstlerisch absolut konsequent, in Bildern, wie öffentlich lebende Kids in der durchökonomisierten Welt sie tagtäglich selbst ins Netz stellen. Die Eltern im Film ahnen nicht, wie ihre Kinder ticken, denen sie nie Grenzen gesetzt und deren Erziehung sie der Unterhaltungsindustrie überlassen haben.

Das beste an Angelina Jolie? Ihr Ehemann!

Eine Mutter redet sich das Dasein mit pseudospirituellen Sprüchen schön, noch hohler als das Geschwafel der Kinder, weil sie Sinnhaftigkeit nur vortäuschen. Was die Töchter an Angelina Jolie gut finden, möchte die Mutter wissen, natürlich aufs soziale Engagement schielend: „Ihren Ehemann“, sagt die eine, „ihren Körper“, die andere.

Die fulminant auftretende Katie Chang als Rebecca nötigt den zögerlichen Schulversager Mark (ganz sanft: Israel Broussard) in den Gruppenzwang, Taissa Farmiga und Claire Julien ist kein Outfit zu hurenhaft. Die Engländerin Emma Watson befreit sich als Nicki von „Harry Potter“: Sie verkörpert das perfekte US-Edel-Hübschchen, das sein Gehirn nur einschaltet, wenn Gefahr droht – dann kann sie perfekt die züchtige Unschuld mimen, die allen das Beste wünscht.

Coppola gehörte durch ihren Vater Francis Ford schon immer zur Welt der Stars, deshalb hat sie Zugang bekommen zur realen Villa Paris Hiltons. Die tapeziert ihr Heim mit ihrem eigenen Konterfei, trägt am Schlüsselbund einen Eiffelturm und hat offenbar kein Problem damit, dass der Film von ihresgleichen handelt. Ganz unaufgeregt und ohne jede moralische Vorhaltung blickt Sofia Coppola tief in die dunkle Seele der Gegenwart, dass einem als Zuschauer angst und bange werden kann um die Zukunft. In Abwandlung eines Satzes Jean-Paul Sartres könnte das Motto ihres Films lauten: Die Wüste, das sind die anderen.

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