The Baseballs (von links): Basti, Sam und Digger. Foto: promo

Schwärmt Sven Budja nicht von Elvis, singt er als Sam bei den Baseballs – Konzert auf Killesberg.

Stuttgart/Reutlingen - Es hätte ganz anders kommen können. Sven Budja, der aus Reutlingen kommt, sich als ein Drittel der Berliner Rockabilly-Combo The Baseballs Sam nennt, hat mal ein Jugendprobetraining beim VfB absolviert. „Wenn die gesagt hätten, wir haben Interesse an dir, hätte ich mich bestimmt nicht gewehrt“, sagt er. Doch als er sah, gegen wie viele große Talente er sich hätte durchsetzen musste, war ihm schnell klar, dass er nicht der nächste Bobic werden würde und konzentrierte sich seitdem auf seine andere Leidenschaft – den Rockabilly.

Und ob er sich nun mit Rüdiger Brans (Digger), Sebastian Raetzel (Basti) Lady Gagas „Pokerface“ oder Snow Patrols „Chasing Cars“ annimmt, stets klingen die Nummern so, als ob es sich dabei um verschollene Rockabilly-Klassiker aus den 1950er oder 1960er handeln würde. Budjas Begeisterung für diese Sorte Musik ist mindestens genauso alt, wie seine Fußballleidenschaft. „Mit sechs Jahren habe ich Elvis Presley entdeckt“, sagt er. Und heute, 22 Jahre später, ist er immer noch kaum zu stoppen, wenn er von Elvis schwärmt und davon, wie dieser Rockabilly, Country, Gospel und Pop vereint hat. Budja mag die rockigen Nummern aus den frühen 1950ern ebenso wie die orchestralen Arrangements aus den 1970er Jahren. Und selbst den 1960ern, in denen Elvis vor allem durch eine Vielzahl zweifelhafter Filmrollen auffiel, kann er einiges abgewinnen – den Schmachtfetzen „It’s Now Or Never“ zum Beispiel.

Wenn man Budja so von der Musik erzählen hört, die Jahrzehnte vor seiner Geburt aufgenommen wurde, erinnert er eher an einen Pophistoriker als an einen Popmusikern. Und tatsächlich begnügen sich The Baseballs nicht damit, Nummern, die es in den letzten Jahren in die Hitparade geschafft haben, im Rockabilly-Look zu covern. „Wir nehmen uns immer ein Original aus den 1950ern oder 1960ern vor und versuchen dessen Stil auf die aktuelle Nummer anzuwenden“, sagt Budja, „zum Beispiel haben wir Lady Gagas ‚Born This Way‘ im Stil von Elvis’ ‚Guitar Man‘ bearbeitet.“

Von Lady Gags „Pokerface“ gibt es gleich drei Versionen der Baseballs

An 50 Cents aufgesexter Rapnummer „Candy Shop“ hatte sich Olli Dittrich mit seiner Band Texas Lightning einst die Zähne ausgebissen, den Baseballs gelingt es aber scheinbar mühelos, den Song aus dem Geist des Rockabilly rhythmisch neu zu erfinden. „Diese Nummer war tatsächlich gar nicht einfach“, sagt Budja, „weil sie so unheimlich viel Text, aber nicht wirklich eine Melodie hat.“ Er brauchte da schon drei Sänger, vier Bandmusiker, zwei Produzenten und sehr viel Geduld, um das Schwere irgendwann ganz leicht klingen zu lassen.

Das klappt aber nicht immer. Aus „I Gotta Feeling“ von den Black Eyed Peas wurde beispielsweise nichts. Von Lady Gags „Pokerface“ gibt es gleich drei Versionen der Baseballs, „von denen wir aber immer noch nicht wirklich überzeugt sind“, sagt Budja: „Und wir haben uns auch mal an ‚Hyper Hyper‘ von Scooter herangewagt, das hat auch super geklappt – aber nur 30 Sekunden lang“. Bei „Never Ever“ von den All Saints wollten die Baseballs nach vielen Stunden Arbeit schon fast aufgeben („der wollte einfach nicht so, wie wir wollen“), Rihannas „Umbrella“ mit einer knurrigen Gitarre den Rock’n’Roll beizubringen, war dagegen überraschend leicht.

Zwar haben sich die Baseballs mit ihren unorthodoxen Coversongs in der puristischen Rockabilly-Szene nicht unbedingt beliebt gemacht, doch dafür lockt die Bands gleich mehrere Generationen von Fans an: „Rock’n’Roll ist ja irgendwie Spaßmusik“, sagt Budja, „das war schon der erste Gedanke, den ich hatte, als ich die Musik mit sechs Jahren zum ersten Mal hörte: Ich wusste nicht, was mir der Musiker mit dem Lied sagen will, aber ich wusste, dass mir das, was er da tut, Spaß macht.“

The Baseballs treten an diesem Donnerstag auf der Freilichtbühne Killesberg auf (Beginn 19.30 Uhr). Tickets: 07 11 / 22 11 05.