Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, die Schwester des thailändischen Monarchen Rama X., zu Besuch in Stuttgart. Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Ein Konvoi aus verdunkelten Luxuslimousinen in Stuttgart hat am Montag die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Grund: Die thailändische Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn war zu Besuch. Was sie in die Landeshauptstadt geführt hat.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hatte Stuttgart am Montag royalen Besuch: Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, die Schwester des thailändischen Monarchen Rama X., schaute am Nachmittag ganz privat im Hauptstaatsarchiv vorbei. Das Tagesprogramm der Prinzessin, die anschließend über Konstanz in die Schweiz weiterreist, umfasste außerdem am Abend eine Feier zur Verabschiedung der bisherigen baden-württembergischen Honorarkonsulin Marianne Zorn im Großen Kursaal in Bad Cannstatt.

Ein bisschen Aufmerksamkeit erregte der Auftritt des Mitglieds des thailändischen Königshauses in der Innenstadt aber dann doch. Eine Konvoifahrt aus verdunkelten Luxuslimousinen und schwarzen Vans bleibt einfach nicht lange unentdeckt. Als der Tross am Mittag in der Ulrichstraße, direkt neben der Württembergischen Landesbibliothek vorfährt, bleiben denn auch einige Fußgänger spontan stehen, um zu beobachten, wer denn da aus den schwarzen Limousinen mit Diplomatenkennzeichen aussteigt. Nicht schlecht staunten die Passanten, als eine der Wagentüren dann von einem Mitglied der vielköpfigen Entourage mit einem Kniefall geöffnet wird.

Der Bruder der Prinzessin, der thailändische König Maha Vajiralongkorn, ist wegen seines autoritären Führungsstils alles andere als unumstritten. Mit seinen mitunter bizarr anmutenden Auftritten sorgt der 70-Jährige immer wieder für Schlagzeilen. Der thailändische König gilt als reichster Monarch der Welt und ist dafür bekannt, gerne statt in Thailand in Bayern zu residieren. Letzteres führt immer wieder zu diplomatischen Verwicklungen mit der Bunderepublik. Ganz anders die 67-jährige Schwester des Königs: Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn ist in der Öffentlichkeit vor allem für ihr großes Interesse an Wissenschaft und Forschung bekannt.

Staatsarchiv in Besitz eines Exemplars des deutsch-thailändischen Freundschaftsvertrags

Auf ihrem mehr als zweistündigen Rundgang durch das Hauptstaatsarchiv ließ sich die Königstochter unter anderem eines der Schlüsseldokumente der frühen deutsch-thailändischen Beziehungen zeigen. Das Archiv in Stuttgart ist im Besitz eines Exemplars des sogenannten Deutsch-thailändischen Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrags aus dem Jahr 1862. Als Mitglied des Deutschen Zollvereins hatte auch Württemberg im 19. Jahrhundert eine Ausfertigung des Dokuments erhalten.

„Der Vertrag regelte in 25 Artikeln beispielsweise den Zugang deutscher Händler zu den Häfen des Königreichs Siam“, erklärte der Stellvertretende Leiter des Hauptstaatsarchivs Albrecht Ernst. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde Thailand vor allem im Ausland als Siam bezeichnet. „Es ist ein Dokument der Freundschaft, des Friedens und der Toleranz“, sagte Ernst.

Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, die vom thailändischen Botschafter in Berlin, Nadhavathna Krishnamra, begleitet wurde, begutachtete die Archivalien im Lesesaal des Archivs. Neben dem Freundschaftsvertrag präsentierten Ernst und der Leiter des Hauptstaatsarchiv, Peter Rückert, zahlreiche weitere historische Dokumente, die die Beziehungen des Landes zu Siam und Thailand belegen. So findet sich im Bestand des Archivs auch eine Urkunde, mit der der Baumwollfabrikant Alfred Schweyer 1927 zum ersten Königlich Siamesischen Honorarkonsul in Stuttgart ernannt wurde. Auf den Hinweis der Archivare, dass das Nobelkaufhaus KaDeWe in Berlin, in dem bereits 1907 nachweislich der thailändische König Rama V. auf Einkaufstour war, von einem Württemberger jüdischer Herkunft gegründet wurde, konterte die Prinzessin zur Überraschung vieler, dass es heute in thailändischem Besitz sei.

Abschied der Honorarkonsulin im Kursaal

Als Abschiedsgeschenk erhielt die Schwester des thailändischen Königs im Anschluss an den Rundgang, bei dem auch echte Schätze wie die Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. präsentiert wurden, ein Faksimile des Deutsch-thailändischen Freundschaftsvertrags von 1862.

Am Abend verabschiedete Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn im Kursaal in Bad Cannstatt die langjährige Honorarkonsulin Thailands in Baden-Württemberg, Marianne Zorn. Die 81-Jährige ist erst die dritte Honorarkonsulin Thailands in der Landeshauptstadt. Nach Auskunft Zorns folgt ihr im Amt des Honorarkonsuls der Stuttgarter Verleger David Klett.