Nicht nach Heidelberg, nach Aalen zog es die thailändische Prinzessin. Foto: AP

Ausgerechnet Aalen: Die thailändische Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn hat vom Nobelpreisträger-Treffen in Lindau aus einen Abstecher in die Stadt gemacht – weil das Fachsenfelder Schloss dort etwas ganz Besonderes ist.

Aalen - Der Sozialdemokrat Thilo Rentschler hat sich in der vergangenen Woche kräftig im höfischen Zeremoniell üben dürfen – und in asiatischer Geduld und Demut, Tugenden, für die der Aalener Oberbürgermeister eher nicht bekannt ist. Am Samstag hat der Rathauschef nämlich königlichen Besuch empfangen: Die thailändische Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn, die gerade privat in Deutschland weilt, aß im Schloss Fachsenfeld zu Mittag und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Aalen ein. In den Tagen zuvor hatte die 63-Jährige bereits dem Nobelpreisträger-Treffen in Lindau eine Visite abgestattet.

Der hoheitliche Abstecher in den Ostalbkreis hat das Rathaus ganz schön auf Trab gehalten. Maha Chakri Sirindhorn, eine Schwester des vor zwei Jahren gekrönten Königs Maha Vajiralongkorn, reiste schwer bewacht. Die Kronprinzessin gilt bei ihrem Volk als recht beliebt – im Gegensatz zu ihrem Bruder, der immer wieder durch Eskapaden von sich reden gemacht hat. Der Ausflug Maha Chakri Sirindhorns nach Aalen fand unter der höchsten Sicherheitsstufe statt.

Normalerweise steht Aalen ja nicht unbedingt auf der Top-Ten-Sightseeing-Liste bei Königs. Der britische William und seine Kate etwa hielten es im vorigen Jahr mit zig Millionen Touristen und suchten wonderful Heidelbörg heim. Die thailändische Majestät aber hat aus sicherer Quelle einen Tipp bekommen: Der letzte, der den Reinhard-von-Koenig-Preis für Fortschritt und Technik der entsprechenden Aalener Stiftung erhalten hat, der Daimler-Ingenieur Thao Dang, soll ihr den Besuch des Schlosses in Fachsenfeld empfohlen haben.

Die Prinzessin begeistert sich für Technik

Das historische Gebäude, dessen Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, war einst der Familiensitz von Reinhard von Koenig-Fachsenfeld. Der Rennfahrer – er war der erste Deutsche Meister im Motorrad-Straßenrennen und gewann 1925 das Solituderennen – war ein genialer Tüftler. Die stromlinienförmige Karosserie des berühmten Mercedes SSKL, mit dem Manfred von Brauchitsch im Jahr 1932 in Berlin das Avus-Rennen gewann, geht auf einen Entwurf Reinhard von Koenigs zurück. Der Freiherr starb 1992 kinderlos; zehn Jahre zuvor hatte er eine Stiftung gegründet, die sich der Förderung von Kunst und Kultur verschrieben hat. Unter anderem werden dort auch von Koenigs Arbeiten zur Fahrzeug-Aerodynamik gezeigt.

Daran dürfte die Prinzessin mehr Interesse gehabt haben als an dem unter Naturschutz stehenden Fachsenfelder Schlosspark oder der Architektur des Gebäudes, denn die 63-Jährige, die Geschichte studiert hat und als Dozentin in der Militärakademie des thailändischen Heeres lehrt, gilt als technikbegeistert: Sie wird nicht nur Phra Thep, edler Engel, genannt, weil sie sich für soziale Projekte engagiert. Ihr zweiter Kosename im Volk lautet Prinzessin der Technologie. Beides ist jedenfalls leichter auszusprechen als ihr offizieller Titel, der aus 13 Namen besteht.