Nun ist es amtlich: 40-Millionen-Transfer Javi Martinez hat beim FC Bayern einen Fünfjahresvertrag bis zum 30.6.2017 unterzeichnet.

München - Es war nicht das Terminal 2 des Münchner Flughafens, und es war keiner der drei täglichen Linienflüge aus Bilbao. Nein, als alles plötzlich ganz schnell ging, kam Javi Martinez in der Nacht zum Mittwoch gegen 23 Uhr in einem Privatjet aus dem Baskenland geflogen. Der Medizincheck in der Münchner Innenstadt wurde in den frühen Morgenstunden bis kurz vor vier Uhr absolviert, am Mittwochnachmittag dann wurde das 40-Millionen-Geschäft in Madrid endlich abgeschlossen. Die Fußball-Bundesliga, und vor allem Bayern München haben nach rund zweiwöchigem Tauziehen ihren Rekordtransfer.

„Dies war ohne Frage ein komplizierter Transfer“, erklärte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, als er nach der wochenlangen Hängepartie endlich Vollzug melden konnte. „Umso glücklicher sind wir, dass Javi Martinez nun endlich bei uns ist. Dass er ein sehr guter Spieler ist, weiß man. Dass er dazu eine starke Persönlichkeit ist, Durchsetzungsvermögen und schon heute eine bemerkenswerte Verbundenheit für den FC Bayern besitzt, hat er in den zurückliegenden Tagen eindrucksvoll bewiesen“.

In seinem Fünfjahresvertrag bis 2017 soll Martinez wegen der horrenden Ablösesumme pro Jahr auf rund zwei Millionen Euro verzichten. Am Donnerstag wird der 23-Jährige an der Münchner Säbener Straße vorgestellt, schon am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart könnte er vor heimischer Kulisse sein Debüt geben.

Für die Bayern ist der Tag „wie Weihnachten. Man muss einfach Geduld haben, bis es endlich so weit ist“, ließ Rummenigge am Mittwochnachmittag noch geheimnisvoll auf einem Sponsorentermin verlauten. Tagelang hatten sich Journalisten, Fotografen und Kamerateams am Flughafen die Beine in den Bauch gestanden - aber Martinez scheint kein Mann für große Auftritte. „Todo bien“ („alles gut“) nuschelte der Spanier beim Verlassen der Praxis von Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt schüchtern, seine Beraterin Margarita Garay und zwei Begleiter versteckten ihn unter einem schwarzen Regenschirm.

Im dunklen Van ging es in die Münchner Nacht, noch am Mittwoch flog Martinez zum spanischen Liga-Verband LFP. Dem bestandenen Medizincheck bei Müller-Wohlfahrts Urlaubsvertretungen Lutz Hänsel und Peter Ueblacker folgte in Madrid die Auflösung seines ursprünglich bis 2015 laufenden Vertrags mit Bilbao - der 40-Millionen-Scheck der Bayern war längst hinterlegt. Martinez dürfte es daher wohl auch wenig gestört haben, dass Bilbao ihn wegen der angeblich „nicht genehmigten Reise“ nach München per Medienmitteilung „zu einer Erklärung“ aufforderte.

Der Kampf „bis zur letzten Sekunde“ war nötig

In seiner neuen Heimat Deutschland wird Martinez längst dafür gefeiert, Nationalstürmer Mario Gomez als teuersten Transfer der Liga-Geschichte abgelöst zu haben. Für den Torjäger hatten die Bayern 2009 rund 30 Millionen Euro an den VfB Stuttgart überwiesen. Die Transferausgaben der Bayern steigern sich durch den Coup in diesem Sommer auf rund 70 Millionen Euro. „40 Millionen sind eine Wahnsinnssumme. Aber wir sind sportlich überzeugt“, sagte Präsident Uli Hoeneß zuletzt.

Der angekündigte „Kampf bis zur letzten Sekunde“ (Rummenigge) war tatsächlich nötig. Erst rund 68 Stunden vor Ende der Transferfrist am Freitag (18 Uhr) gelang der Durchbruch. Am späten Dienstagnachmittag hatte Martinez noch in Bilbao trainiert, bevor er endlich grünes Licht aus München bekam. Die Juristen waren sich einig, dass die komplizierte Ausstiegsklausel im Vertrag mit Bilbao rechtmäßig erfüllt ist.

Sogar Rummenigge, Hoeneß und Co. waren ob der Verzögerungen und des komplizierten Steuerrechts in Spanien zuletzt nervös geworden. Es wäre kollektives Scheitern gewesen, wenn nach den erfolglosen Bemühungen um Marco Reus (Borussia Dortmund) und Lars Bender (Bayer Leverkusen) auch der schon als so gut wie perfekt vermeldete Deal mit Martinez geplatzt wäre.

Urrutia blieb stur - die Juristen regelten den Fall

Für den sturen Präsidenten Josu Urrutia aus Bilbao ist der Verlust seines Kronjuwels eine persönliche Niederlage. Für die Bayern hingegen soll der Welt- und Europameister der Gewinn sein, der eine weitere Saison als „Vize“ verhindert. Auf der Position vor der Abwehr soll Martinez neben Bastian Schweinsteiger defensiv absichern und Akzente nach vorne setzen. Den intern als eher spielschwach geltenden Luiz Gustavo und Anatoli Timoschtschuk bleibt wohl in der Zukunft nur die Reservistenrolle.

Auf Martinez Schultern hingegen sitzt ab Donnerstag die Last des „Rekordtransfers“. „Er weiß nicht, was auf ihn zukommt. Es ist ein großes Risiko“, sagt der ehemalige Bayern-Trainer Udo Lattek. Mitspieler Franck Ribery allerdings kündigte an, „ihm zu helfen, wo es nur geht.“