Unter Beobachtung: Der Bundestrainer Hansi Flick schaut, wie sich vier seiner Neulinge geben – Josha Vagnoman, Kevin Schade, Malick Thiaw (von links) und Marius Wolf (rechts). Dazu hat sich David Raum gesellt (Zweiter von rechts). Foto: dpa/Arne Dedert

Im Kreis der deutschen Nationalmannschaft gibt es gleich sechs neue Gesichter – wir stellen die Fußballprofis vor, die beim Bundestrainer vorspielen dürfen.

Marius Wolf hat seinen Platz schnell gefunden. Rechts außen postierte sich der Dortmunder Neuling beim gemeinsamen Foto der Nationalspieler mit den Auswahlkickern der U 21 – dort, wo er auch spielen soll. Ein symbolisches Bild im doppelten Sinne war das auf dem Campus des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Denn es zeigt zudem, dass die Vorzeigemannschaft und ihr direkter Unterbau eng verbunden sind.

Das ist den Verantwortlichen wichtig zu betonen bei der Neuausrichtung. Und aus sportlicher Sicht hat Hansi Flick für den Debütantenball gegen Peru am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Mainz und gegen Belgien am folgenden Dienstag (20.45 Uhr/RTL) in Köln einige Talente nominiert, die sein Juniorencoach Antonio di Salvo besser kennt als der Bundestrainer selbst. Ein Überblick.

Der Spätzünder

Marius Wolf – der Spätzünder Ausgebildet wurde der Außenbahnspieler beim 1. FC Nürnberg und TSV 1860 München. Er spielte bei Eintracht Frankfurt und war an Hertha BSC und den 1. FC Köln ausgeliehen. Nach dem gemeinsamen Pokalsieg 2018 meinte Kevin-Prince Boateng: „Wenn der nicht Nationalspieler wird, höre ich auf.“ Es hat etwas gedauert. „Ich habe mit ihm vor Kurzem telefoniert, und er ist glücklich, dass er nun noch weiter spielen darf“, scherzt Marius Wolf. Vor allem seit diesem Jahr überzeugt er bei Borussia Dortmund auf der rechten Seite. „Er ist defensiv eine Stütze, sein Wille, sich offensiv einzuschalten, aber auch zu verteidigen, ist groß“, sagt der Bundestrainer Hansi Flick. Ein Mentalitätsspieler also. Der 27-Jährige präsentiert sich mit Selbstvertrauen.

Der Sprinter

Kevin Schade – der Sprinter Noch kein Stammspieler, aber schon 25 Millionen Euro wert. Der FC Brentford ist bereit, diese Transfersumme für das Talent vom SC Freiburg zu bezahlen. Es gibt eine Kaufverpflichtung. Noch aber ist Kevin Schade ausgeliehen. „Ich glaube, dass England mehr zu meinem Spielstil passt“, sagt der schnelle Flügelstürmer. Die Konkurrenten in der Nationalelf heißen Serge Gnabry, Leroy Sané oder Jonas Hofmann. Der 21-Jährige sieht sich als Lernender. „Ich sauge hier alles auf“, sagt Schade, der bei der U-21-EM in Rumänien und Georgien am Ball sein soll. Er spielte als Kind beim SV Babelsberg und bei Energie Cottbus, dann ging es weiter nach Freiburg, wo er zum Profi reifte. Beim Tabellenachten der Premier League kommt Schade über die Rolle des Ergänzungsspielers noch nicht hinaus.

Der Unerschrockene

Mergim Berisha – der Unerschrockene Vor allem seine Bilanz gegen den FC Bayern lässt aufhorchen. Fünf Tore in vier Spielen. Alle für den FC Augsburg erzielt. Sein Vereinstrainer Enrico Maaßen meint, dass es in Deutschland wenig bessere Mittelstürmer gibt als Mergim Berisha. Dieser Meinung scheint sich nun der Bundestrainer anzuschließen. Hansi Flick sucht für den Sturm Alternativen. Der U-21-Coach Antonio di Salvo sagt über den 24-Jährigen, der von Fenerbahce Istanbul ausgeliehen ist: „Er ist ein Spieler, der mit dem Rücken zum Tor sehr gut arbeiten und Tore erzielen kann. Man sieht, dass er sich durchsetzen kann.“

Der Aufsteiger

Malick Thiaw – der Aufsteiger Der Innenverteidiger rückte für den verletzten Armel Bella Kotchap nach. Der 21-Jährige wurde beim FC Schalke 04 zum Profi. Im vergangenen Sommer wechselte das Abwehrtalent zum AC Mailand. Doch in Italien hatte Malick Thiaw Startschwierigkeiten. In der deutschen U-21-Auswahl war er dennoch Kapitän. Der Juniorencoach Antonio di Salvo plant mit ihm für die EM-Endrunde im Sommer. Zuvor darf der Deutschfinne bei Bundestrainer Hansi Flick vorspielen. Thiaw ist mit seinen 1,94 Meter Körpergröße kopfball- und zweikampfstark – Pluspunkte, die er zuletzt in der Champions League einbrachte, weil er zur Stammkraft aufgestiegen ist.

Der Verbindungsspieler

Felix Nmecha – der Verbindungsspieler Achtung Verwechslungsgefahr. Da die beiden Profis des VfL Wolfsburg einer breiten Öffentlichkeit noch nicht bekannt sind, wurde bei der Nominierung von Felix Nmecha klargestellt: Es handelt sich nicht um seinen verletzten Bruder Lukas. Dieser ist Stürmer und hat schon sieben Länderspiele absolviert. Nun erhält Felix, der Mittelfeldmann, seine Chance. Beide wurden bei Manchester City ausgebildet und spielten in englischen Auswahlteams, weil die Familie 2007 auf die Insel zog. Jetzt versucht Felix Nmecha sein Glück beim DFB. „Er ist technisch sehr gut, hat einen starken rechten Fuß, ist groß, schnell und kopfballstark. Er ist ein guter Verbindungsspieler“, sagt di Salvo.

Der Umstrittene

Josha Vagnoman – der Umstrittene Die Nominierung von Josha Vagnoman hat einige Diskussionen in Fußballdeutschland ausgelöst. Weil er bei einem Abstiegskandidaten nur Ersatzspieler ist. Doch Hansi Flick hat sich das gut überlegt. Der 22-Jährige vom VfB Stuttgart stellt für den Bundestrainer den Prototypen eines Außenverteidigers dar – und auf dieser Position gibt es seit Jahren nur Notlösungen in der Nationalelf.