Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zeigt im EM-Test gegen die Ukraine eine ordentliche Leistung, bleibt aber torlos. Wir analysieren die Partie – in der auch alle vier Feldspieler des VfB Stuttgart zum Einsatz kamen.
Ganz am Ende wurde es noch einmal richtig heiß im Nürnberger Max-Morlock-Stadion. Lange Zeit hatte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft viel versucht, um im Testspiel gegen die Ukraine ein Tor zu erzielen. Ohne Erfolg. Dann machte sich Maximilian Beier, der Hoffenheimer Stürmer, auf zu einem letzten Konter.
Er lief, bediente den Stuttgarter Deniz Undav – und der VfB-Stürmer war ganz nah dran an seiner Torpremiere für Deutschland. Doch auch er scheiterte. Weshalb elf Tage vor dem EM-Auftakt zwar viel gut war im deutschen Spiel – aber das Entscheidende eben fehlte: ein eigener Treffer. Und damit ein echtes Erfolgserlebnis. „Nicht gewinnen, ist einfach nicht so toll“, sagte Thomas Müller. Und Julian Nagelsmann bestätigte: „Wir hätten lieber gewonnen, aber über weite Strecken haben wir ein gutes Spiel gemacht.“
Der Bundestrainer wollte den Test vor dem Anpfiff zwar nicht überbewertet wissen – unabhängig vom Ausgang. Er betonte aber auch die Wichtigkeit für den laufenden Prozess seiner Mannschaft: „Wir sind auf der Zielgeraden, wir müssen weiter Rhythmus und Vertrauen finden.“ Weshalb er auf Experimente auch zunächst verzichtete.
Weil die Champions-League-Sieger von Real Madrid, Toni Kroos und Antonio Rüdiger, wie das Dortmunder Duo (Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck) noch fehlten, bot der Coach Pascal Groß im Mittelfeld und Waldemar Anton in der Abwehr auf. Ansonsten spielte die erwartete Stammelf. Für Anton, den Kapitän des VfB Stuttgart, war es das Startelfdebüt im Nationalteam – und der Vizemeister war schnell in der Partie. Wie sein Teamkollege Maximilian Mittelstädt.
Maximilian Mittelstädt zum dritten Mal in der Startelf
Weil die Ukrainer von Beginn an tief standen und lauerten, war Waldemar Anton einerseits Initiator vieler Ballstafetten. Aber ebenso wichtig war, dass er stets aufmerksam blieb, um bei Ballgewinnen der Gäste schnell eingreifen zu können. Mittelstädt kurbelte derweil als Linksverteidiger das Flügelspiel an. Für den Ex-Berliner war es im dritten Spiel der dritte Startelfeinsatz.
Bei der EM dürfte Mittelstädt seinen Stammplatz sicher haben. Weil Nagelsmann aber auch betont hatte, keiner habe „einen Freifahrtsschein“, galt es für alle deutschen Nationalspieler erneut alles einzubringen. Also dominierte das DFB-Team unter den Augen von Bundeskanzler Olaf Scholz vom Anpfiff weg das Geschehen – tat sich aber schwer, gegen die defensiven Ketten der Ukrainer zu klaren Torchancen zu kommen. Immerhin: Das Kurzpassspiel der deutschen Mannschaft machte durchaus Spaß.
Ilkay Gündogan hätte in der 15. Minute die Führung besorgen können, fünf Minuten später zielte Florian Wirtz zu hoch. „Da müssen wir in Führung gehen“, sagte Nagelsmann. Kurz vor der Pause verfehlte ein abgefälschter Schuss von Jamal Musiala knapp das Tor der Gäste, die sich über die Play-offs für die EM qualifiziert haben und auf Rumänien, die Slowakei und Belgien treffen. Letzteres Duell findet in Stuttgart statt.
Der VfB war dann nach der Pause ein noch größerer Faktor im deutschen Spiel – nach den Einwechslungen von Chris Führich und Deniz Undav. Alle vier Stuttgarter Feldspieler im DFB-Kader standen also gemeinsam auf dem Platz, in den Fokus rückte dann aber ein Hoffenheimer. Der eingewechselte Maximilian Beier hatte in der 60. und 63. Minute die bis dahin besten Chancen der zweiten Hälfte, traf einmal die Latte. Führich (78.) und nochmal Beier hatten weitere Möglichkeiten. Danach gab es wieder Abschlüsse, viele Eckbälle, zahlreiche Kombinationen, „wir hätten ein Tor verdient gehabt“, sagte der eingewechselte Müller. Obwohl die Ukrainer bei einigen Kontern erstaunlich schnell das deutsche Mittelfeld überspielen konnten. Manuel Neuer im DFB-Tor war jedenfalls alles andere als beschäftigungslos.
Ein Test bleibt bis zum EM-Start
Am Ende blieb es ein torloser Test, der den deutschen Fans und dem Team aber sicher kein schlechtes Gefühl gibt für die kommenden Aufgaben. „Leider haben wir uns nicht belohnt“, sagte der Torhüter Manuel Neuer zwar, freute sich aber über eine gute Defensivleistung. Ein weiterer Test steht am kommenden Freitag (20.45 Uhr) in Mönchengladbach gegen Griechenland an, am 14. Juni startet das DFB-Team dann gegen Schottland in die Heim-EM.
Bis dahin gilt es, die guten Ansätze weiter zu verfeinern. Vor allem beim Torabschluss.