Jetzt wird der Lollitest an Stuttgarts Kitas zur Pflicht. Foto: dpa/Michael Reichel

Zweieinhalb Monate lang gab es keine Testpflicht mehr an Stuttgarts Kitas, mit mäßigem Erfolg. Von kommender Woche an ist ein Test bei Kindern ab drei Jahren wieder Pflicht – allerdings mit dem Lolli statt mit Wattestäbchen.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt kehrt zurück zur Testpflicht an Kitas. In einem Brief an die Träger der Kinderbetreuungseinrichtungen hat das Jugendamt darüber informiert, dass vom 13. September an eine zweimal wöchentliche Testung der Kinder im Alter von drei Jahren und älter verpflichtend sein wird, wenn Eltern das Betreuungsangebot in Anspruch nehmen wollen. Für jüngere Kinder soll es beim Testangebot bleiben.

Sinkende Testzahlen, steigende Fallzahlen

Die Abkehr von der Testpflicht in Kitas vom 28. Juni an hat sich offensichtlich nicht bewährt. „Die Inanspruchnahme der von der Stadt kostenlos zu Verfügung gestellten Tests ist stark zurückgegangen“, teilt die Stadt mit. Innerhalb eines Monats waren statt durchschnittlich 3874 Kitakinder pro Tag nur noch 1961 getestet worden, nur noch jedes dritte der rund 30 000 Kitakinder. „Um Infektionen erkennen und nachvollziehen zu können, braucht es eine größere Testbereitschaft, die nach den bisherigen Erfahrungen nur mit einer Testpflicht erreichbar ist“, lässt die Stadt wissen.

Mehrere weitere Gründe haben die Verwaltung bewogen, der Coronaverordnung des Landes Baden-Württemberg sogar einen Schritt vorauszugehen: die seit Anfang Juli 2021 steigenden Fallzahlen, messbar an der Sieben-Tage-Inzidenz, die sich innerhalb eines Monats verfünffacht habe, die steigende Zahl der Covid-19-Fälle in Stuttgart, die stationär behandelt werden müssten (aktuell 4,6 Prozent) sowie eine Verdreifachung der Sieben-Tage-Inzidenz innerhalb eines Monats bei den Null- bis Zweijährigen. „Bei den Drei- bis Fünfjährigen sehen wir im selben Zeitraum eine Verfünffachung der Inzidenz-Werte (aktuell 108,6), gleichzeitig sind es gerade die Jüngsten der Gesellschaft, für die es neben regelmäßigen Testungen kaum Schutzmaßnahmen gibt“, argumentiert die Stadt.

Schutzmaßnahme vorm Ferienende

Die Rückkehr zur Testpflicht ist gleichzeitig eine Vorsorgemaßnahme, denn mindestens 20 bis 30 Prozent der positiv getesteten Fälle seien auf Reiserückkehrer zurückzuführen gewesen, und der Schulbeginn in Baden-Württemberg steht erst noch bevor.

Die Stadt stellt die Schnelltests, von nun an Lollitests, weiterhin kostenlos zur Verfügung. Ob in den Einrichtungen getestet wird oder die Eltern das zu Hause machen, obliege den Trägern. Die Eltern sind in jedem Fall verpflichtet, das negative Testergebnis durch Unterschrift zu bestätigen. Dafür hat die Stadt Dokumentationsbögen ins Netz gestellt. Die Zustimmung der Einverständniserklärung aus dem Frühjahr hat inzwischen ihre Gültigkeit verloren und muss von Eltern erneuert werden. Deshalb ist auch auf der Homepage der Stadt Stuttgart online.

Elternvertreter sind froh über Kurswechsel

Katalin Elsner vom Gesamtelternbeirat (GEB) der Stuttgarter Kitas und Oliver Ruhmann von der Konferenz der GEBs sind froh über den Sinneswandel der Stadt. „Die Kinder können nicht geimpft werden, deshalb ist es wirklich notwendig, sie auf diese Weise zu schützen“, sagt Katalin Elsner. Oliver Ruhmann hatte von Anfang an die Abschaffung der Testpflicht in Kitas beklagt und darauf gedrungen, Lollitests einzuführen. „Jetzt kommt das, was wir gefordert haben, und das ist gut so. Es geht um unsere Kinder, was anderes als Testen können wir kaum machen.“

In vier ausgewählten Kindertageseinrichtungen soll es außerdem ein Pilotprojekt zur Pooltestmethode mittels PCR-Lolli-Test geben. Dort werden den Eltern keine zusätzlichen Lolli-Schnelltests angeboten, die Testung findet in den Pilotkitas statt.