Das Herz im Milchkaffee mag den Café-Besucher erfreuen, aber rechtfertigt es den Preis? Foto: itim 2101 / Fotolia

Bei Preisen von bis zu 3,50 Euro für einen Milchkaffee fragt sich so mancher Café-Besucher: Ist das nicht Abzocke? Nun hat die Verbraucherzentrale Hamburg herausgefunden, dass die meisten Bäckereien und Cafés Billigmilch verwenden.

Stuttgart - Den Gastronomen kostet die Tasse mehr als die Warenpreise für Milch und Kaffee, hat die Verbraucherzentrale Hamburg zudem in ihrer Untersuchung festgestellt.

Warum hat die Verbraucherzentrale Hamburg ausgerechnet Milch in Kaffeegetränken untersucht?

„Wir hatten immer wieder Beschwerden von Verbrauchern darüber, dass viele Hotels und Cafés Billig-Lebensmittel verwenden und sie als teures Frühstück verkaufen. Anhand der Milch, die wegen der aktuellen Tiefstpreise ja ohnehin in der Diskussion steht, sind wir dem nun mal nachgegangen“, sagt Silke Schwartau, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. In 23 Bäckereien, Kaffeebars und Cafés haben die Verbraucherschützer geschaut, von welchen Anbietern die Milch stammt. Das Ergebnis: Die meisten Kaffeeanbieter schenken konventionelle H-Milch aus. „Trotz der hohen Preise für Milchkaffee wurden in nur vier Verkaufsstätten Kaffeegetränke mit Biomilch angeboten“, sagt Schwartau. Mit Blick auf die aktuelle Milchkrise sei dies kein gutes Signal.

Wie viel teurer wäre ein Kaffee mit Biomilch?

„Biomilch macht den Kaffee gar nicht so viel teurer“, sagt Ernährungsexpertin Silke Schwartau. Während die Kaffeeanbieter für Billigmilch 5 Cent pro Tasse rechnen müssten, wären es für Biomilch 15 Cent. „Bei den untersuchten Kaffeegetränken kosteten die Milchkaffees mit konventioneller Milch ungefähr genauso viel wie die mit Biomilch“, sagt Schwartau.

Sind Kaffee und Milch überhaupt die wesentlichen Kostenfaktoren, mit denen Gastronomen kalkulieren müssen?

„Nein, der Wareneinsatz für ein Kaffeegetränk ist sehr gering“, sagt Daniel Ohl, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Baden-Württemberg. So machen Bohnen, Wasser, Milch, Zucker und ein Kaffeegebäck nur rund 12 Prozent der Kosten für den Café-Betreiber aus. Deutlich stärker ins Gewicht fallen der Lohn fürs Personal (Kellner, Spülkraft) sowie betrieblich bedingte Kosten wie Pacht, Versicherung und Energiekosten. Hinzu komm die Mehrwertsteuer von 19 Prozent. „Je nach Lage des Cafés und Kalkulation bleiben dem Gastronom grob vielleicht 20 bis 30 Cent Gewinn pro Latte Macchiato“, sagt Ohl. Und dabei verdient ein klassisches Café mit den Kaffeegetränken sein Geld. Denn der Wareneinsatz für eine Schwarzwälder Kirschtorte ist beispielsweise deutlich höher ist als der für eine Tasse Kaffee. „Das Problem der meisten Cafés ist, dass die Leute kommen, nur eine Tasse Kaffee bestellen und damit lange sitzen bleiben“, sagt Ohl. Zum Geld verdienen müsste die Kundschaft aber schnell wechseln und zum Kaffee auch noch Kuchen und ein Mineralwasser bestellen.

Wenn ein Verbraucher wissen möchte, woher die Milch oder der Kaffee in seinem Milchkaffee beim Bäcker stammen: Hat er ein Recht auf eine entsprechende Auskunft?

„Nein, ein solches Recht gibt es leider nicht“, sagt Schwartau. Anders sieht es mit den Informationen zu Preis, Menge sowie enthaltenen Zutaten und Zusatzstoffen aus. Diese müssen auf der Speisekarte stehen oder auf Nachfrage geliefert werden.

Abgesehen vom Milchkaffee: Wie können Verbraucher die Milchbauern angesichts der aktuellen Krise unterstützen?

Derzeit bekommen die deutschen Milchbauern im Durchschnitt 23,1 Cent für einen Liter konventionelle Vollmilch (3,5 % Fett). In einigen Regionen ist der Preis sogar erstmals unter die 20-Cent-Marke gefallen. „Bei welchen Anbietern das der Fall ist, davon erfährt der Kunde leider nichts“, sagt Ernährungsexpertin Silke Schwartau. Die Verbraucherzentralen fordern, dass die Discounter und Supermärkte transparent machen, wie viel Geld die Milchbauern bekommen. Wer die regionalen Milchbauern unterstützen möchte, sollte sich nicht einfach blind an den vielen regionalen Label, Siegel und Marken orientieren, die auf den Milchtüten prangen. „Das Problem ist, dass der Begriff Regionalität nicht klar definiert ist“, sagt Silke Schwartau. Am besten gibt noch das so genannte Regionalfenster Auskunft darüber, woher die Milch stammt und wo sie verarbeitet wurde. Die Angabe der Molkerei, die auf den meisten Milchtüten steht, informiert die Verbraucher dagegen lediglich darüber, wo die Milch verarbeitet wurde – nicht aber, woher sie kommt.

Hilft es den Milchbauern, wenn man Biomilch kauft?

Die Erzeugerpreise für Biomilch sind deutlich höher als für konventionell erzeugte Milch. Vom aktuellen Preisverfall sind die Produkte zudem kaum betroffen. Steigt die Nachfrage nach Biomilch, steigen vielleicht mehr Bauern auf diese Produktionsweise um – und könnten dann auch wieder mehr verdienen.