Nachdem Dschochar Zarnajew für den Terroranschlag auf den Marathon in der US-Metropole Boston schuldig gesprochen wurde, soll die Geschworenenjury über sein Strafmaß entscheiden: lebenslange Haft oder Todesstrafe?

Boston - Der Prozess gegen den Bombenleger von Boston geht in die nächste Phase. In den kommenden Wochen soll die Geschworenenjury über das angemessene Strafmaß für Dschochar Zarnajew (21) entscheiden. US-Medienberichten zufolge drohen ihm entweder lebenslange Haft oder die Todesstrafe.

Der aktuelle Fall könnte die Debatte über die Todesstrafe in den USA erneut anfachen. Der Bundesstaat Massachusetts hatte Exekutionen zwar in den frühen 1980er Jahren abgeschafft. Da sich Zarnajew aber in einem Bundesverfahren verantworten muss, gilt für ihn Bundesrecht, das die Todesstrafe weiterhin erlaubt. Die sieben Frauen und fünf Männer der Jury hatten Zarnajew am Mittwoch in allen 30 Anklagepunkten für schuldig befunden, darunter der Einsatz von Massenvernichtungswaffen. 17 der 30 Anklagepunkte können mit der Todesstrafe geahndet werden.

Der Angeklagte soll im April 2013 mit seinem älteren Bruder Tamerlan zwei Bomben am Zieleinlauf des Marathons in Boston gezündet und dadurch drei Menschen ermordet haben. 260 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Zarnajew sei auch an der Tötung eines Polizisten beteiligt gewesen.

Die Verteidigung will eine Exekution abwenden

Seine Verteidiger wollen eine Exekution abwenden. Sie betonen, die Hauptschuld habe bei Tamerlan gelegen, der wenige Tage nach der Tat während einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen worden war.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten aber terroristische Absichten vor. Die Brüder tschetschenischer Abstammung hätten einen islamistischen Krieg gegen amerikanische Bürger führen wollen. Dschochar sei genauso schuldig wie sein Bruder.

Bei der Tat handelte es sich um den schwersten Terroranschlag in den USA seit dem 11. September 2001.