Teodor Currentzis darf vorerst per Musik gegen den Krieg sprechen. Foto: imago images /Itar-Tass/Vyacheslav Prokofyev

Es gibt weiterhin keine Äußerung von Teodor Currentzis zum Krieg in der Ukraine, aber eine Änderung des Tourneeprogramms des SWR-Symphonieorchesters. Dem Sender genügt das.

Spätestens seit die Stadt München am 1. März den gefeierten Chefdirigenten ihrer Philharmoniker, Waleri Gergiew, fristlos entlassen hat, weil er trotz Aufforderung nicht klar gegen Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg Stellung nahm, wartet man auf eine Reaktion von Teodor Currentzis, dem Chefdirigenten des SWR Symphonieorchesters. Nun teilt der Sender mit, als Appell für Frieden und Versöhnung hätten sich Orchester und Dirigent kurzfristig auf ein neues, ukrainisch-deutsch-russisches Programm für die am 27. März 2022 startende Europatournee verlegt. Anstelle der ursprünglich geplanten Werke von Marko Nikodijevic und Johannes Brahms werden nun Kompositionen von Oleksandr Shchetynsky, Jörg Widmann und Dmitrij Schostakowitsch zu hören sein.

Die musikalische Zusammenarbeit basiere auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Überzeugungen, heißt es seitens des SWR, Currentzis und die Mitglieder des Orchesters stünden mit aller Deutlichkeit hinter dem gemeinsamen Appell für Frieden und Versöhnung. Ein darüber hinausgehendes Statement oder gar die Aufgabe seiner künstlerischen Tätigkeit in Russland erwarte der SWR von seinem Chefdirigenten allerdings nicht.

Ein gewisses Unbehagen

Dem SWR ist ein gewisses Unbehagen anzumerken, dass Currentzis’ in St. Petersburg angesiedeltes Ensemble musicAeterna finanzielle Unterstützung durch die staatseigene russische VTB Bank erfährt. Das sei, teilt der SWR mit, „aus heutiger Sicht sicherlich problematisch“, doch bestehe die Verbindung eben schon längere Zeit: „Eine unterstützende Haltung für den laufenden russischen Angriff auf die Ukraine lässt sich daraus im Nachhinein nicht ableiten.“

Auch der SWR-Intendant Kai Gniffke stellt sich schützend vor den bislang nicht offen gegen Putin Stellung nehmenden Stardirigenten. „Teodor Currentzis“, so Gniffke, „hat uns keinen Anlass gegeben daran zu zweifeln, dass er ebenfalls in aller Deutlichkeit für Frieden eintritt. Denn genau das war schon immer seine künstlerische Vision: mit Hilfe der Musik zu einem friedlichen Miteinander beizutragen und Grenzen zu überwinden.“ Man helfe niemandem und beende schon gar nicht den Krieg, so der Senderchef, wenn man Künstlerinnen und Künstler, die in Russland leben und arbeiten, pauschal verurteile und die Zusammenarbeit durch einen Automatismus beende.