Betrübte Miene bei Dennis Gensmantel: Der Oberliga-Start lief nicht wie gewünscht. Foto: Patricia Sigerist

Die Männer des TV Oeffingen unterliegen zum Einstand in der Oberliga dem Cannstatter TC mit 3:6.

Oeffingen - Wenn er nach einem Sonntag wie diesem heimkommt, sagt Karsten Brand seiner Frau schon auch mal einen Satz, der einen ganz eigenen Charme entfaltet: „Ich bin wieder müde vom Nichtstun.“ Vor dem Nachhauseweg war der passionierte Tennisspieler demnach auch an diesem Sonntag wieder mit ermüdendem Nichtstun beschäftigt. Als Oberschiedsrichter. Karsten Brands Bestimmungsort im Auftrag des Württembergischen Tennis-Bundes (WTB) war die Anlage auf dem Tennwengert. Der TV Oeffingen ist im Vorjahr in die Oberliga aufgestiegen. In der Oberliga reist stets ein Oberschiedsrichter an. Zur Premiere übernahm Karsten Brand aus Esslingen die externe Aufsicht. Nichtstun kann eine überaus fordernde Angelegenheit sein. Karsten Brand hatte kaum eine ruhige Minute, behielt alle Begegnungen im Blick, schlichtete da nach Differenzen und beendete dort auch mal mit klärender Ansage die Diskussion. „Es war viel Testosteron im Spiel“, sagte Karsten Brand, sprach an diesem Dienstsonntag in Oeffingen aber lieber über das sportliche Geschehen: „Die beiden Teams haben ein Topniveau gezeigt.“ Gar Toptopniveau, in Anlehnung an den bekannten Fußballtrainer Pep Guardiola, boten die Gäste des Cannstatter TC, die zum Oberliga-Auftakt beim TV Oeffingen mit 6:3 gewannen.

Ein Rauschen und das Raunen danach

Patrick Grigoriu, der Oeffinger Spitzenspieler aus Bukarest, kann den gelben Filzball schon sehr nachdrücklich beschleunigen. Der 27-Jährige macht das auf eine überaus lockere Art, er tänzelt ein bisschen über seinen Spielplatz aus Sand, dann kracht die Vorhand, der Volley sowieso. Ein Rauschen und das Raunen danach. Patrick Prader, sein Gegenüber aus Südtirol, hat am Sonntag nicht getänzelt. Aber sonst war der 32-jährige Anführer des Cannstatter TC, früher mal auf Position 714 in der Weltrangliste, seinem Widerpart in allen Belangen voraus. Er drosch noch unnachgiebiger auf die Kugel ein, noch ausdauernder, noch präziser. Er war etwas besser als der Gegner. Wie sein gesamtes Team. Der Unterschied war nicht besonders groß, er spielte den einen aber den Sieg zu und entließ die anderen mit der Niederlage in den Abend.

Am Ende war der gesamte Tennis-Tross ziemlich geschlaucht

Für die besten Tennisspieler des TV Oeffingen konnten ohne Partner an der Seite lediglich Matthias Schuhmacher und Simon Porro Erfolge erzielen. Die beiden starteten dafür an den Positionen zwei und sechs gegen Igor Kolaric beziehungsweise Michael Barth verwegene Schlussoffensiven. Zwei Einzel waren aber nicht genug; die Gastgeber hätten noch den einen oder anderen Zähler mehr gebraucht. Doch wie Patrick Grigoriu blieb auch dem Cheftrainer Bogdan Ivascu, dem Zugang Mark-Alexander Kepler und dem Lokalmatador Dennis Gensmantel der letzte Punkt in ihrer jeweiligen Begegnung vorenthalten. Patrick Prader, Jan Robert Finkbeiner, Jannik Dettinger, der Schmidener beim Cannstatter TC, und Ruben Blattner schlugen sich jeweils in zwei Sätzen ans Ziel, dabei war zumindest der zweite Abschnitt in allen vier Fällen bis in die Verlängerung hinein umkämpft: 7:6, 7:5, 7:6, 7:5. Der eine Doppelerfolg des TV Oeffingen, Patrick Grigoriu und Bogdan Ivascu setzten sich über Jan Robert Finkbeiner und Jannik Dettinger hinweg, war dann – wie schon die Einzelausbeute davor – zu wenig für einen gelungenen Einstand in der Oberliga.

Am Ende war der gesamte Tennis-Tross ziemlich geschlaucht. Und müde. Auch der Oberschiedsrichter Karsten Brand, weil diese Art des Nichtstuns an einem Spieltag („Langweilig wird das nicht“) eine überaus fordernde Angelegenheit sein kann.