Nicht unumstritten: Sabine Lisicki. Foto: dpa

Die deutsche Teamchefin Barbara Rittner nominiert die deutsche Nummer drei, Sabine Lisicki, fürs Fedcup-Finale am 8. und 9. November in Prag. Die Entscheidung ist nicht unumstritten.

STUTTGART - Barbara Rittner hat sich nicht leichtgetan bei ihrer Entscheidung. „Es war mit die schwerste in meinem Leben, denn ich hatte die Qual der Wahl“, gibt die deutsche Fedcup-Kapitänin zu. Am Ende hat sich die Tennis-Bundestrainerin aber für Sabine Lisicki und gegen das eingeschworene Erfolgsquartett (Angélique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Anna-Lena-Grönefeld) für das Fedcup-Finale in Tschechien am 8. und 9. November ausgesprochen. Somit wird eine der „fantastischen Vier“, die in Australien den Endspieleinzug perfekt gemacht haben, in Prag zwar dabei sein, aber nur zuschauen dürfen. „Sabine hat bei der Asien- und US-Tour gute Ergebnisse erzielt“, begründete Barbara Rittner im Stuttgarter Porsche-Museum ihre Nominierung.

Ausgerechnet Sabine Lisicki ist also die Trumpfkarte der deutschen Teamchefin. Und das, obwohl die Weltranglisten-27. inzwischen als Teamspielerin äußerst umstritten ist. Ex-Profi Nicolas Kiefer, der in Prag als TV-Experte von Sat  1 arbeiten wird, hatte von einer Nominierung Lisickis abgeraten. „Die Sabine passt da nicht rein“, hatte der frühere Daviscup-Spieler gemeint und spielte damit auf das Privatleben von Bum-Bum-Bine an der Seite von Comedian Oliver Pocher an. Vor Monaten hatte er der Berlinerin sogar vorgeworfen, dass sie die große Bühne mehr liebe als das harte Training. Eine Aussage, die Sabine Lisicki ärgerte. Mehr noch: Sie setzte ihr zu. „Bine ist sensibler, als man denkt“, sagt Barbara Rittner.

Die Nominierung von Sabine Lisicki wird aber auch im Kreis der Spielerinnen für Diskussionsstoff gesorgt haben. Intern soll die Wimbledon-Finalistin von 2013 nicht die Beliebteste sein – nicht zuletzt wegen ihrer glamourösen Auftritte abseits des Courts. Neid, Missgunst, Eitelkeiten – bislang waren das Eigenschaften, die zur tennisspielenden Gute-Laune-Truppe, wie sich das Fedcup-Team bislang immer nach außen zeigte, nicht passten. Doch sie kommen nun immer mehr auf. Erschwerend kommt hinzu, dass Lisicki sportlich in dieser Saison nichts zum guten Abschneiden des Fedcup-Teams beigetragen hat. Beim Viertelfinalsieg gegen die Slowakei und beim Halbfinalerfolg in Australien fehlte sie form- und verletzungsbedingt. Auch Barbara Rittner weiß um die Brisanz: „Es gibt immer Spannungen in einem Team“, sagt sie, „aber die werden wir glätten und im Keim ersticken.“

Das ist auch gut so. Denn die deutsche Mannschaft hat in Prag nur eine Mission: „Wir wollen den Topf jetzt nach Hause holen“, sagt Angélique Kerber im Brustton der Überzeugung. Es wäre der erste deutsche Finaltriumph seit 1992 – und die Chancen, den prestigeträchtigsten Pott im Damenmannschaftstennis zu gewinnen, stehen nicht schlecht. Zumindest aus Sicht von Angélique Kerber. „Unsere Erfolgsaussichten sind 50:50“, sagt die deutsche Nummer eins. Wohl wissend, dass die Tschechinnen mit Wimbledonsiegerin Petra Kvitova, Vierte der Tennis-Welt, und der Weltranglisten-16. Lucie Safarova leicht favorisiert sind. „Ein weiterer Vorteil für Tschechien ist“, findet Barbara Rittner, „dass vor 10 000 Zuschauern in Prag vor heimischer Kulisse gespielt wird.“

Dort in der O2-Arena wird sich im Einzel neben Kerber auch Andrea Petkovic stellen müssen. Obwohl sich die Weltranglisten-17. aus Darmstadt in einer mentalen Formkrise befindet. „Ich habe vollstes Vertrauen in Andy und stehe 100 Prozent zu ihr“, meinte Rittner: „Sie hat zwar derzeit eine schwere Phase, aber bis Prag werden wir sie schon wieder hinbekommen.“ Und falls nicht, stünde ja Ersatz parat: Sabine Lisicki.