Im Leutenbachtunnel gilt seit knapp drei Wochen Tempo 80. Foto: Gottfried Stoppel

Im Leutenbachtunnel gilt seit knapp drei Wochen Tempo 80. Nach einem anfänglichen Entrüstungssturm einiger Autofahrer scheint sich die Aufregung mittlerweile gelegt zu haben.

Winnenden/Leutenbach - Unmittelbar nach der Bekanntgabe sind die Wogen in den Sozialen Medien hochgeschlagen: „Totaler Schwachsinn“; „Nur weil so paar Idioten unterwegs sind, die zu dumm sind, durch einen Tunnel zu fahren“ und ähnlich lautende Kommentare hagelte es auf Instagram, Facebook & Co. zu der Botschaft, dass auf der B 14 der Leutenbachtunnel künftig nur noch mit maximal Tempo 80 zu durchqueren sei. Positive Rückmeldungen à la „Es war höchste Zeit...schon vor Jahren sagte mir ein Fahrlehrer, dass in dem Tunnel 100 km viel zu schnell ist“ bildeten eher eine Minderheit.

Keine besonderen Auffälligkeiten

Knapp drei Wochen später scheint sich der Sturm der Entrüstung zumindest in den Internetplattformen gelegt zu haben. Aber auch aus der Praxis sind dem Leiter der Straßenbaubehörde im Landratsamt, Matthias Straus, keine besonderen Auffälligkeiten zu Ohren gekommen. Zwar werde das neue Limit sicherlich noch nicht von jedem eingehalten, aber es sei ein klarer „Abwärtstrend“ zu erkennen. Man gehe davon aus, dass ein gewisser Gewöhnungseffekt eintreten werde. Eine permanente Geschwindigkeitsüberwachungsanlage sei zumindest vorerst nicht angedacht. Eine solche wäre auch nur dann eine Option, wenn die Tempo-80-Schilder über einen längeren Zeitraum keine Minderung der Unfälle bewirken würden, so Straus. Das Gutachten, in Fachkreisen auch Risikoanalyse genannt, auf dessen Basis das Tempolimit angeordnet wurde, empfehle in diesem Zusammenhang zwei Jahre als Überprüfungszeitspanne.

Dass die von Anbeginn an geltende Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern erst jetzt, zwölf Jahre nach Inbetriebnahme des Tunnels, reduziert worden ist, habe mit geänderten Richtlinien zu tun, so der Amtschef. Ein daraufhin erstelltes Gutachten habe aus der Kombination von Tunnelausstattung, -topografie und der Unfallhäufigkeit neue Schlüsse gezogen und daraus die Empfehlung abgeleitet, das Maximaltempo auf 80 festzusetzen. Wobei Matthias Straus betont, dass der Leutenbachtunnel keine sogenannte Unfallhäufungsstrecke sei. Die Röhre sei diesbezüglich nicht auffälliger als andere Bundesstraßentunnel in der Region.

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Allerdings weise der Durchlass zwischen Winnenden und Leutenbach im Vergleich zu anderen Tunnelanlagen eine „überdurchschnittliche Längs- und Querneigung sowie Kurvigkeit“ auf. Auch der Abstand der Nothalte beziehungsweise Pannenbuchten sei größer als gewöhnlich. Zudem habe in dem Sicherheitsgutachten eine Auswertung von 17 relevanten Unfallereignissen mit 14 Fällen auffällig oft eine nicht angepasste Geschwindigkeit in den Kurvenbereichen des Tunnels in beiden Fahrtrichtungen als Ursache ergeben, heißt es zudem in einer Pressemitteilung des Landratsamts. Die verantwortlichen Fachbehörden – der Rems-Murr-Kreis als Betreiber, das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde, die Polizei und auch die Verkehrsbehörden – hätten sich letztlich „einvernehmlich darauf verständigt, die zulässige Geschwindigkeit im Leutenbachtunnel zugunsten der Sicherheit der Nutzenden auf 80 Stundenkilometer zu begrenzen“, heißt es in der Mitteilung der Behörde weiter.

Viele unterschiedliche Tempolimits auf der Strecke

Mit dem Limit ist man allerdings von einem – zumindest theoretisch – durchgängig im gleichen Tempo fließenden Verkehr auf der Bundesstraße zwischen Stuttgart und Backnang noch ein Stückchen weiter abgerückt. Warum, zeigt eine entsprechende Betrachtung der Strecke: Vor dem Fellbacher Kappelbergtunnel gilt in normalen Zeiten ein Maximaltempo von 120, in der Röhre 100, danach kurze Zeit 120, im Bereich des Bundesstraßenteilers vor Waiblingen wieder 100. Kurz hinter der Kreisstadt geht es wieder auf 120 rauf, bevor es vor Winnenden dann etwas kompliziert wird: Für das kurze Stück bis zum Leutenbachtunnel gilt wieder ein Limit von 100 – es sei denn, man ist in der stauträchtigen Zeit zwischen 16 und 18 Uhr unterwegs: da darf die Tachonadel die 60 nicht überschreiten.

Dann kommt der Leutenbachtunnel mit neuerdings Maximaltempo 80, während man nach dem Tunnelende wieder auf 120 beschleunigen darf, bis man das Ausbauende bei Waldrems erreicht. Zumindest dem Fuß über dem Gaspedal dürfte da nicht langweilig werden.