Mit der Laserpistole hat die Polizei Temposünder ins Visier genommen. Foto: Leif Piechowski

Temposünder werden in Stuttgart auch ohne speziellen 24-Stunden-Speedmarathon erwischt. Und auch mal einen Tag früher als erwartet.

Stuttgart - Trauriger Tagessieg: 149 Kilometer pro Stunde, netto, inklusive Toleranz. „Das wird sehr teuer“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Alle reden über den europaweiten 24-Stunden-Speedmarathon am Mittwoch – die Stuttgarter Polizei nicht. Für die Beamten ist die ganze Woche über Verkehrsüberwachung angesagt. Die Kräfte werden zeitlich, personell und thematisch verteilt. Verkehrssünder, die sich also nur am Mittwoch in Gefahr wähnten, wurden so eines Besseren belehrt. Wie einige Raser auf der Schattenringbrücke – bereits am Dienstag.

Die Strecke, die im Westen der Stadt von der A 831 über die Brücke in Richtung Wildparkdreieck und Birkenkopf führt, verleitet wegen ihres autobahnähnlichen Zuschnitts immer wieder zum Tritt aufs Gaspedal – und nicht selten zu Unfällen. Die Verkehrspolizei war daher am Dienstag zwischen 7 und 9 Uhr im Berufsverkehr auf der Schattenringbrücke postiert. Mit einer Laserpistole – und einer späteren Anhaltekontrolle. Der traurige Spitzenreiter des Tages ist nicht gerade ortsfremd. Der 29-jährige Mercedes-Fahrer stammt aus Stuttgart und hätte wissen müssen, dass auf dieser Strecke nur Tempo 80 erlaubt ist. Die Tachonadel zeigte mehr als 150 an. Der Zweitplatzierte wurde mit Tempo 130 Kilometer erwischt. Auch er ist 29 Jahre alt. Auch er ist aus Stuttgart.

Wie schnell war der Schnellste auf der Brücke?

Dabei hat die Polizei mit ihrer Laserpistole überhaupt nur Schnellfahrer ins Visier genommen, die die zulässige Höchstgeschwindigkeit um mehr als 31 km/h überschritten hatten. Bei mobilen Blitzkästen wären wohl weitaus mehr Temposünder erwischt worden. Von den Rasern, die die Messlatte zum Fahrverbot gerissen hatten, weil sie über 111 Kilometer pro Stunde fuhren, wurden in diesen zwei Stunden 28 Sünder erwischt und herausgewinkt. Immerhin gab es dabei keine weiteren Beanstandungen: „Kein Gurtmuffel, kein Handysünder, kein unerlaubter Diesel Euro IV“, sagt Polizeisprecherin Ackermann.

Aktionstage sind für AvD purer Populismus

Am Mittwoch gab es noch keine Bilanz über den Speedmarathon, der einst bundesweit als Blitzmarathon firmierte. Baden-Württemberg setzt andere Schwerpunkte, das Innenministerium will am Donnerstag aber Zahlen von Geschwindigkeitsmessungen aus den Polizeipräsidien liefern. Für den Automobilclub von Deutschland (AvD) sind solche Aktionstage freilich „purer Populismus“ und nur eine „Alibiveranstaltung“. Denn stets liege die Sünderquote bei nur drei Prozent – das werde auch 2019 so sein. Teuer wird es dennoch: Auf den Stuttgarter Spitzenreiter warten zwei Punkte, 440 Euro Bußgeld, zwei Monate Fahrverbot.