Bei Pelletheizungen wird das gepresste Holz effizient und schadstoffarm verbrannt. Wichtig ist, dass die Pellets von regionalen Lieferanten stammen. Foto: imago/Shotshop

Experten des Energieberatungszentrums Stuttgart erklären Leserinnen und Lesern, welche Sanierungsmöglichkeiten und Förderprogramme es gibt.

Hausbesitzer mit Gasheizung wollen sich dem Gaspreis nicht ausliefern – und sind am Überlegen: Lohnt sich eine neue Heizung? Bei unserer Telefonaktion am vergangenen Donnerstag haben die Berater des Energieberatungszentrums Stuttgart (EBZ) den Lesern unserer Zeitung erklärt, welche Förderungen und Kredite Sanierungswilligen zur Verfügung stehen – und wie sie sich mit Zuschussprogrammen von Ländern und Kommunen kombinieren lassen. Wir geben eine Übersicht über die wichtigsten Themen:

Die alte Heizung läuft noch gut, warum ist ein Austausch ratsam?

„Grundsätzlich ist ein großer Teil der Heizgeräte hierzulande technisch veraltet, verbraucht unnötig viel Energie und belastet damit Umwelt, Klima und den Geldbeutel“, sagt Ulrich König, Leiter des EBZ. Gleichzeitig gibt es für den Austausch hohe Zuschüsse. Die höchste Förderung gibt es für das energetische Sanieren im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): So wird etwa der Einbau einer Wärmepumpe oder einer Pelletheizung mit bis zu 35 Prozent gefördert. Hausbesitzer mit einer alten Ölheizung erhalten für den Austausch einen Fördersatz von 45 Prozent. Die Zeit drängt: „Die energetischen Anforderungen an Bau und Sanierung werden steigen“, sagt König. Auch die Förderrichtlinien werden derzeit überarbeitet. Es sei davon auszugehen, dass geförderte Maßnahmen ab 2023 höhere Anforderungen erfüllen müssen.

Drohen bei Wärmepumpen hohe Stromkosten?

Viele liebäugeln mit dem Einbau einer Wärmepumpe – weil die attraktive Förderung die hohen Investitionskosten einigermaßen erträglich erscheinen lässt. Neben der BEG gibt es Förderprogramme der Länder und eventuell Kommunen – etwa der Stadt Stuttgart. Auch arbeitet die Wärmepumpe abgasfrei, und ihr Strom stammt zu immer größeren Teilen aus Wind-, Solar- und Wasserkraft. „Allerdings sollte man zuvor prüfen, ob das Haus für dieses Heizsystem geeignet ist“, sagt der EBZ-Energieberater Robert Lechner. Grundsätzlich sind Wärmepumpen empfehlenswert für Häuser, die gut gedämmt sind. Wichtig ist die Heizlast, die Auslegung der Heizflächen und die Vorlauftemperatur. Andernfalls verursachen hohe Heizwassertemperaturen hohe Stromkosten. Besonders stromsparend läuft die Wärmepumpe mit einer Fußboden- oder Wandflächenheizung. „Allerdings kann auch ein Austausch der Heizkörper gegen Niedertemperatur-Radiatoren, die mit niedriger Vorlauftemperatur auskommen, weiterhelfen“, ergänzt König.

Wie klimafreundlich sind Pelletanlagen?

Grundsätzlich wird das in Pelletform gepresste Holz effizient und schadstoffarm verbrannt – besonders bei Modellen mit Partikelabschneider, die den Feinstaub aus dem Abgas filtern. „Es heißt zwar immer, dass bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt, wie die Bäume zuvor herausgefiltert haben“, sagt der EBZ-Berater Gerhard Wiederholl. Allerdings sei die Rechnung etwas zu einfach: Denn beim Verbrennen der Pellets kommt es zu einem massiven CO2-Ausstoß in die Atmosphäre in sehr kurzer Zeit. Bis dieser wieder in den natürlichen Kreislauf zurückkehrt, dauert es 30, 40 oder gar 60 Jahre – so lange braucht ein Baum für sein Wachstum. Wichtig ist die Herkunft der Pellets: Werden diese etwa aus den USA importiert, belastet der Transport die CO2-Bilanz zusätzlich. „Daher sollte man bei Pellets auf regionale Anlieferer setzen“, so Wiederholl. Nach Aussagen des Deutschen Energieholz- und Pelletverbands kann hierzulande der Bedarf auch bei einer Zunahme der Installation der Pellet-Heizsysteme von 5000 Stück pro Jahr bis 2030 vollständig aus Sägeabfällen gedeckt werden.

Wie kann die Solartechnik Heizsysteme unterstützen?

Die Wärmegewinnung aus Sonne ist ein guter Weg, den Wärmebedarf für Warmwasser und eventuell Heizung zu unterstützen, heißt es seitens des EBZ Stuttgart. Das Problem: „Im Winter scheint kaum die Sonne, und es muss trotzdem geheizt werden, im Sommer dagegen, wenn richtig die Sonne scheint, ist der Wärmebedarf am geringsten“, sagt EBZ-Berater Ronan Maier. Im Sommer gibt es meist einen ungenutzten Überschuss, während im Winter zugeheizt werden muss. Dennoch können sich die Anlagen lohnen, weil der Bedarf in der Übergangszeit gedeckt werden kann, so Maier. Wichtig wäre dann der Einbau eines Pufferspeichers. Man kann sowohl die Holzheizung als auch die Wärmepumpe mit einer thermischen Solaranlage kombinieren.

Eine Alternative zur Solarthermie ist Photovoltaik: Auch wenn die Module nur einen relativ geringen Anteil des Sonnenlichts ausnutzen, lässt sich der erzeugte Strom für den Eigenbedarf nutzen. Überschüssiger Strom fließt ins öffentliche Netz, der Besitzer erhält eine Einspeisevergütung.

Kann jeder zumindest die Heizungsanlage erst einmal optimieren?

Zum einen gilt es, den Thermostat richtig einzustellen. Die empfohlene Raumtemperatur liegt zwischen 18 Grad Celsius in Schlafräumen und 21 Grad in Wohnräumen. Um Schimmel zu vermeiden, sollte das Thermostat allerdings nicht unter 16 Grad Celsius gedreht werden. Auch sollten alle Heizungs- und Wärmeleitungen gedämmt werden. Wichtig wäre auch ein sogenannter hydraulischer Abgleich: Er bewirkt, dass alle Räume gleichmäßig geheizt werden, indem er die Wassermenge in Rohren und Heizkörpern optimal regelt. Es lohnt sich zudem, alte Umwälzpumpen durch energiesparende Hocheffizienzpumpen zu ersetzen.