Wer ist wirklich am anderen Ende der Leitung? Oft genug sind es Betrüger Foto: dpa/Symbolbild

Ein Netzwerk von Betrügern prellt einen 79-jährigen Stuttgarter über Monate um seine Ersparnisse – indem sie ihm am Telefon vorgaukeln, in ein Strafverfahren verwickelt zu sein.

Stuttgart - Wer wäre nicht erschrocken, wenn einem mitgeteilt wird, dass ein Strafverfahren gegen ihn läuft? Ein 79-Jähriger aus Stuttgart-Vaihingen war es jedenfalls – und er ließ sich über Monate von angeblichen Justizbehörden, Rechtsanwälten und Polizisten regelrecht ausnehmen. Die Ermittler hat der Stuttgarter nie gesehen. Alles wurde per Telefon abgewickelt. Und das Opfer verlor am Ende mehr als 6000 Euro.

Laut Polizei erhielt der 79-Jährige erstmals am 20. März einen Anruf von einem Unbekannten, der ihm mitteilte, dass er aufgrund eines in der Türkei laufenden Verfahrens Gerichtskosten zu zahlen habe. Der gutgläubige Senior schickte daraufhin per Post mehrere Hundert Euro an eine Adresse in der Türkei. Danach gab es noch mehrere Anrufe. Diesmal war ein angeblicher Rechtsanwalt am Apparat, der den Stuttgarter dazu aufforderte, weiteres Geld zu übermitteln – diesmal per Geldtransfer. Auch hier folgte das Opfer den Anweisungen.

Die Betrugsfälle häufen sich

Die Täter, die nach Expertenmeinung wohl Mitglieder betrügerischer Call-Center in der Türkei sind, hatten aber noch nicht genug. Zuletzt meldete sich auch noch ein angeblicher Polizeibeamter des Hessischen Landeskriminalamtes in Wiesbaden und forderte den 79-jährigen mehrfach auf, bei der Aufklärung dieses Kriminalfalles mitzuwirken. Der 79-Jährige sollte als Lockvogel weiteres Geld in die Türkei transferieren. Auch dies tat der Senior im Mai zweimal. Als der angebliche „Herr Berg“ vom Landeskriminalamt am Dienstag ein drittes Mal anrief und einen weiteren Geldbetrag forderte, schöpfte der 79-Jährige Verdacht und verständigte die Polizei. Diesmal die echte.

Die Betrüger erfinden immer wieder neue Tricks, um ihre Opfer hereinzulegen. Der 79-Jährige dürfte nicht das einzige Opfer sein. Immer wieder werden ähnliche Fälle mit falschen Polizisten am Telefon bekannt. Am Montag meldete sich ein angeblicher Kripomann bei einem 73-Jährigen in Stuttgart-Nord. Ende April verlor eine gutgläubige 73-Jährige in Birkach Gold und Schmuck, nachdem sich angeblich das Bundeskriminalamt an sie gewendet hatte. Zum Jahreswechsel verlor eine 73-Jährige aus Stuttgart-West über 10.000 Euro. Und im jüngsten Betrugsfall fiel eine 62-Jährige in Stuttgart-Mühlhausen auf eine angebliche „Hexe“ herein.