Jürgen Siegele macht die Übung vor und kontrolliert am Bildschirm, ob der Patient sie richtig ausführt. Foto: TRZ Bottwartal

Jürgen Siegele vom Therapie- und Reha-Zentrum Bottwartal bietet seinen Patienten zur Vermeidung von direkten Kontakten Tele-Rehabilitation und Tele-Krankengymnastik an. Er ist damit einer der ersten in ganz Deutschland.

Großbottwar - Jürgen Siegele ist ein kreativer Kopf. Intensiv hat er darüber nachgedacht, wie er Patienten und Rehabilitanden in Zeiten von Corona die Anwendungen anbieten kann, die diese normalerweise in seinem Gesundheitszentrum bekommen. Beschränkt werden diese allerdings auf absolut notwendige Fälle wie Schmerzbehandlungen sowie Patienten, die einen Unfall oder eine Operation hatten. „Alle anderen Therapien und Rehabilitationen werden in den Sommer verschoben“, erklärt Jürgen Siegele.

Die Lösungen, die er nach einigen Tagen des Nachdenkens fand, lauten Tele-Rehabilitation und Tele-Krankengymnastik. Für beides bekam er innerhalb weniger Tage die Zulassung von Sozialversicherungsträgern und Deutscher Rentenversicherung. „Wir haben eine professionelle technische Ausstattung besorgt, einige Räume umgestaltet und unsere Mitarbeiter entsprechend geschult“, erläutert der Chef des Therapie- und Reha-Zentrums.

Bei der Tele-Krankengymnastik wird der Patient zu einer vereinbarten Uhrzeit mit dem Therapeuten über Smartphone, Tablet-Computer oder PC verbunden. 25 Minuten lang führt dieser dann ein speziell auf den Patienten ausgerichtetes Übungsprogramm durch. „Der Therapeut leitet die Übungen an, motiviert und korrigiert bei Bedarf“, erklärt Jürgen Siegele den Ablauf.

Noch etwas umfangreicher ist das Programm bei der Tele-Rehabilitation: Hier bekommt der Rehabilitand individuelle Vorträge aus den Bereichen Ernährung, Bewegung und Psychosoziales auf sein Smartphone, sein Tablet oder seinen PC geschickt. „Sobald sich der Empfänger alles angeschaut hat, schalten sich die Therapeuten aus den jeweiligen Fachrichtungen zu, um zu motivieren und zu beraten“, führt Siegele weiter aus. Anschließend gebe es eine Tele-Krankengymnastik in 1:1-Betreuung. „Die Tele-Therapien werden sehr gut angenommen, da die Patienten einen hohen Leidensdruck haben“, sagt Siegele. Der persönliche Kontakt werde von den Patienten überaus geschätzt.

Bevor Tele-Rehabilitation und Tele-Krankengymnastik starten können, muss der Patient beziehungsweise Rehabilitand eine Datenschutzerklärung unterschreiben. „Egal, welche Art der Videoübertragung gewählt wird, alle haben eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“, versichert Siegele, der derzeit maximal ein Sechstel der sonst üblichen Besucher in seinen Räumlichkeiten hat. „Kurse, Gruppengymnastik und Trainingstherapie werden bei uns schon seit drei Wochen nicht mehr angeboten“, berichtet Siegele.

Im seinem Therapie- und Reha-Zentrum hat Siegele zudem verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Ansteckungsrisiko so gut wie möglich zu minimieren: Bei allen Personen wird vor dem Betreten Fieber gemessen. „Wer mehr als 37,5 Grad hat, dem verweigern wir den Zutritt und schicken ihn sofort zum Hausarzt“, sagt Siegele. Zudem gibt es im Eingangsbereich und an mehreren Stellen im Haus Desinfektionsspender. Im Anmeldebereich wird das Personal durch Plexiglasscheiben geschützt, Bodenmarkierungen und Schilder weisen auf den gebotenen Mindestabstand hin.

Und wenn das Therapie- und Reha-Zentrum trotz aller Vorsichtsmaßnahmen geschlossen werden müsste, hat Jürgen Siegele mit den neuen Maßnahmen zur Tele-Therapie jetzt noch einen Trumpf in der Hinterhand: „Notfalls könnte ich die Tele-Krankengymnastik und die Tele-Rehabilitation auch von zu Hause aus anbieten“, sagt er.

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