Das telemedizinische Angebot in Baden-Württemberg wird fleißig genutzt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Durchschnittlich zehn Patienten lassen sich in Baden-Württemberg täglich von einem Tele-Arzt versorgen. Ein solches Angebot gibt es bisher nur in im Südwesten.

Stuttgart - Derzeit suchen jeden Tag zehn bis fünfzehn Frauen und Männer in Baden-Württemberg einen Telemediziner auf. Für rund ein Drittel sei im Anschluss kein weiterer Arztbesuch erforderlich, hieß es bei einer Bilanzpressekonferenz des Projekts „docdirekt“ am Mittwoch in Stuttgart. Laut Johannes Fechner, stellvertretender Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), ist für einen Ausbau des Angebots dringend erforderlich, das elektronische Rezept für verschreibungspflichtige Medikamente einzuführen.

Rückruf vom Arzt per Telefon oder Video

Wer zum Telearzt will, muss zunächst einer Fachangestellten seine Daten und Krankheitssymptome übermitteln. Danach erstellt die Mitarbeiterin ein „Ticket“, das sich dann der nächste freie Telemediziner greift. Er ruft den Patienten per Telefon oder Video zurück und gibt nach einer Diagnose Empfehlungen für die Behandlung. Im Bedarfsfall wird der Patient auch direkt an eine Arztpraxis vermittelt.

Baden-Württemberg ist erstes Bundesland mit Telemedizinern

Baden-Württemberg ist den Angaben zufolge das erste Bundesland mit einem kassenärztlichen Telemedizinangebot. Gestartet wurde das Projekt vor einem Jahr in den Regionen Stuttgart und Tuttlingen, seit Oktober können alle neun Millionen gesetzlich versicherten Baden-Württemberger den Service nutzen. Für „docdirekt“ wurde eine eigene App entwickelt, die beispielsweise Videotelefonate mit einem Mediziner ermöglicht. Eine telefonische Kontaktaufnahme ist weiterhin möglich.

Fechner geht davon aus, dass diese Form der Behandlung an Bedeutung stark gewinnen wird. In Baden-Württemberg seien inzwischen ein Drittel aller Hausärzte älter als 60. Derzeit arbeiteten 1.364 Allgemeinärzte, die bereits älter als 65 sind. Momentan könnten 626 Hausarztpraxen nicht besetzt werden.