Jedes Jahr gibt es ein T-Shirt für die Teilnehmer des Down-Sportfestivals in Frankfurt am Main. Johannas Sammlung umfasst vier davon. Foto: Eileen Breuer

Menschen mit Down-Syndrom können bei einem Sporttag in Frankfurt ihr Können testen. Bei Johanna Wichmann aus Leinfelden-Echterdingen steht das Gewinnen dabei nicht im Vordergrund, sondern etwas ganz anderes.

Stetten - Im Garten der Familie Wichmann steht eine Schaukel, ein Trampolin und eine mit Sand gefüllte Muschel. Die neunjährige Johanna will diese unbedingt öffnen und Sandkuchen backen oder Burgen bauen. „Morgen wird es wärmer, da machen wir das“, sagt ihre Mama Verena Wichmann. Stattdessen schnappt sich Johanna die auf dem Rasen liegenden Bälle. Wie weit sie werfen kann, messen die Trainer am 20. Mai beim Down-Sportlerfestival in Frankfurt am Main. Johanna ist eine von etwa 600 Teilnehmern.

Die Neunjährige hat sich schon viermal beim Sportlerfestival in mehreren Disziplinen gemessen. Mit vier Jahren nahm sie das erste Mal daran teil. „Manchmal ist der Konkurrenzdruck beim Sport mit Kindern ohne Downsyndrom schwierig, weil die dann doch schneller sein oder gewinnen wollen“, sagt Verena Wichmann. Die Kinder hätten diesbezüglich ein Elefantengedächtnis. Die Niederlage brenne sich als negative Erfahrung ein. „Wenn die Kinder motorisch nicht mitkommen, dann ist es aus und vorbei“, sagt sie. Das Sportfest in Frankfurt bietet eine Möglichkeit, sich mit anderen Kindern und Jugendlichen, die das Downsyndrom haben, zu bewegen. Für die Kinder sei der Sporttag ein echtes Erlebnis. „Wann haben sie schon ein Stadium, Zuschauer und richtige Wettkämpfe?“, sagt Wichmann.

Im Vordergrund steht der Spaß, nicht das Gewinnen

Johanna wird am Samstag sprinten, laufen, springen und werfen. Normalerweise findet die neunjährige Schülerin Sand in Schuhen unangenehm. Beim Sportfest ist das anders: „Alles macht Spaß: werfen, laufen und Schuhe ausleeren“, sagt sie.

Zwar werden bei den Wettkämpfen Zeiten genommen. Das sei den Kindern aber nicht wichtig. Am Ende erhält jeder Teilnehmer eine Medaille. „Normalerweise stehen für uns der gemeinsame Sport und das Mitmachen beim Angebot im Mittelpunkt“, sagt Johannas Mutter. Zusätzlich zu Leichtathletik kann Johanna in einem Workshop trommeln lernen. Auch in ihrer Freizeit probiert die Schülerin immer wieder neue Sportarten und Freizeitangebote aus. Neben dem Kindersport tanzt Johanna Ballet. Bald möchte sie beim Tennis Bälle über das Netz schlagen. Es sei schwierig, Freizeitangebote für Kinder mit Downsyndrom zu finden, sagt Verena Wichmann. Sie fragt die Sportvereine immer persönlich an, ob ihre Tochter am Programm für Kinder ohne Assistenzbedarf teilnehmen darf. „Sie macht dann ganz normal Sport, nur eben einen Jahrgang niedriger“, sagt die Mutter von Johanna. Ausgeschrieben sei die Möglichkeit jedoch selten.

Das Sportlerfestival half Johannas Mutter

Trotz mancher Hindernisse wirken Mutter und Tochter glücklich. Das Leben mit einem Kind mit Trisomie 21 sei einfach etwas anderes, sagt Wichmann. „Man muss sich mit anderen Rahmenbedingungen auseinandersetzen.“ Ihr habe das Sportlerfestival geholfen. Dort konnte sie sehen, zu welchen Leistungen Kinder und Jugendliche mit Downsyndrom fähig sind. „Wenn man die Großen sieht, dann ist die Hälfte der Last schon weggefallen“, sagt sie. Johanna freut sich indes auch schon auf den Tag im Stadion. Sie übt jetzt schon im Training regelmäßig für die Wettkämpfe. „Der Spaß ist am Ende viel wichtiger als ins Ziel zu kommen“, betont ihre Mutter.

Menschen mit Downsyndrom stellen dieses Jahr zum 15. Mal beim Sportlerfestival in Frankfurt am Main ihr Können unter Beweis. Das Sportprogramm umfasst mehrere Disziplinen der Leichtathletik, darunter zum Beispiel Sprinten, einen 1000-Meter-Lauf, Weitwurf und Weitsprung. Die Teilnehmer werden dabei in Altersgruppen eingeteilt und von Betreuern zu den Stationen begleitet. Außerdem erlernen die Teilnehmer in Workshops neue Sportarten oder Musikinstrumente.

Initiator des Sporttages ist das Unternehmen Hexal. Eine Vielzahl von Sponsoren wie Ex-Nationalspieler Timo Hildebrand oder der Modelagent Peyman Amin unterstützen das Festival. Schirmherrin ist dieses Jahr die Politikerin Andrea Nahles.