Mit dem Projekt „Komm.Mit!“ möchte das Esslinger Kulturamt Menschen ermuntern, kulturelle Angebote gemeinsam statt einsam zu genießen. Das kommt gut an.
Die Esslinger Kultur hat viel zu bieten – wer Musik, Theater, Kabarett, Literatur oder bildende Kunst genießen möchte, kann aus einer Fülle von Angeboten wählen. Dennoch fällt es manchen schwer, den ersten Schritt zu gehen. Mal fehlt es am Wissen über all das, was man in Esslingen kulturell erleben kann. Und manchmal fehlt es auch an der passenden Begleitung, schließlich kann Kultur in netter Gesellschaft noch mehr Freude bereiten. Für viele ist es jedoch gar nicht so einfach, die nötigen Kontakte zu knüpfen. Mit ihrem Projekt „Komm.Mit! – Kultur gemeinsam statt einsam“ möchte die Esslinger Kulturverwaltung Brücken bauen. Und das kommt bei denen, die sich zum Mitkommen entschlossen haben, offenbar sehr gut an.
Als Teil der Esslinger Teilhabestrategie war „Komm.Mit!“ im März 2023 gestartet. „Wir haben uns überlegt, was Menschen abhalten könnte, Kultur in Esslingen zu erleben“, erklärt Kulturamtsleiterin Alexa Heyder. „Wir wollen Barrieren kleiner machen, Menschen zusammenbringen und Interesse an den vielfältigen Angeboten wecken. Das ist auf so großes Interesse gestoßen, dass wir 2025 in die Fortsetzung gegangen sind.“ In diesem Jahr gibt es zwei Runden, zu denen sich alle, die Lust auf Kultur und neue Bekanntschaften haben, anmelden konnten. Während die ersten Kleingruppen schon seit dem Frühjahr unterwegs sind, startet die zweite Runde am 23. Oktober – dafür sind bereits 40 Personen angemeldet.
Esslinger Kultur kennenlernen
Bei den ersten beiden Treffen können die Teilnehmer zunächst in großer Runde feststellen, mit wem der gemeinsame Kulturgenuss besonders viel Freude machen könnte. Außerdem stellt das Kulturamt die vielfältigen Kulturangebote vor, schließlich setzt Teilhabe auch das Wissen um die mannigfachen Möglichkeiten voraus. Wer dabei ist, erhält den „Komm.Mit!-Schein“, mit dem die Teilnehmer jede Kultureinrichtung einmal kostenlos besuchen können – vorausgesetzt, sie gehen mit ihrer Kleingruppe hin.
„Damit wird das Kennenlernen von vorher vielleicht unbekannten Angeboten und Sparten erleichtert“, sagt Anne Beucher, die das Projekt im Kulturamt betreut und sich freut, dass viele nach Abschluss ihrer Runde beim nächsten Mal gleich wieder am Start sind. Damit die Teilnehmer auch über die Treffen in großer Runde hinaus im Gespräch bleiben, weitere Kulturliebhaber kennenlernen und eventuell auch während des laufenden Programms einsteigen können, gibt es regelmäßige „Komm.Mit!-Cafés“, die einen Austausch der Teilnehmer mit dem Team des Kulturamts ermöglichen sollen.
Der Inklusionsgedanke wird mitgedacht
Axel Wisotzky ist einer von denen, die „Komm.Mit!“ zu schätzen wissen: „Ich wusste gar nicht, wie viele Kulturangebote es in Esslingen gibt. Durch dieses Projekt habe ich viel Neues kennengelernt, was ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm hatte – zum Beispiel das Kommunale Kino mit seinem tollen Filmangebot. So habe ich den besonderen Reiz französischer Film kennengelernt.“ Da Wisotzky auf den Rollstuhl angewiesen ist, freut er sich, dass man im Kulturamt den Inklusionsgedanken konsequent mitdenkt. Das macht auch für seine Ehefrau Jutta Wisotzky manches einfacher: „Alle sind sehr hilfsbereit und unterstützen uns, wenn man zum Beispiel den Rolli aus dem Auto laden muss. Und ich kann auch mal mit anderen eine Veranstaltung besuchen, wenn mein Mann nicht mitkommen möchte.“ Meist sind die Wisotzkys jedoch gemeinsam unterwegs und freuen sich, Neues zu entdecken: „Kürzlich waren wir im Komma. Wir hätten gar nicht gedacht, dass das etwas für uns ist.“
Für Emilie Grammatikopoulos ist die Begegnung mit anderen Kulturinteressierten so wichtig wie das jeweilige Kulturerlebnis: „Ich war es als Kindergärtnerin gewohnt, immer unter Menschen zu sein. Wenn man dann plötzlich alleine ist, fällt das schon schwer. Durch dieses Projekt komme ich wieder unter Menschen und lerne Kulturangebote kennen, von denen ich nie etwas geahnt hätte.“ Nun wird in ihrer fünfköpfigen Kleingruppe regelmäßig vereinbart, welche Kultureinrichtung gemeinsam besucht wird – was allerdings auch seine Tücken haben kann: „Es ist oft nicht einfach, alle fünf Mitglieder an einen Tisch zu bekommen“.
Perfekter Einstieg für Neu-Esslinger
Lilian Kraft lebt erst seit Mai in Esslingen, und die junge Frau verrät: „Zuhause in Köln habe ich viel Kultur genossen. Als ich hierher kam, musste ich mich erst einmal neu orientieren. Und ich war überrascht, was hier alles geboten wird. Man lernt die Stadt ganz anders kennen.“ Die Vielfalt in ihrer sechsköpfiger Kulturgenießer-Gruppe schätzt sie besonders: „Natürlich haben nicht immer alle Lust auf alles. Dann gehen wir eben nur zu zweit oder zu dritt hin. Für mich ist das der perfekte Einstieg in eine neue Umgebung.“
Esslinger Teilhabestrategie Kultur
Idee
Die Esslinger Kulturverwaltung hat es sich zur Aufgabe gemacht, jedem ganz selbstverständlich das Recht und die Möglichkeit einzuräumen, am kulturellen Leben der Stadt teilzunehmen. Deshalb sollen kulturelle Teilhabe und Bildung nachhaltig vermittelt und gefördert werden. „Kulturelle Bildung und Teilhabe fördern die Kreativität und unterstützen eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung“, heißt es im Rathaus. „Durch kulturelle Bildung werden Teilsein der Gesellschaft sowie ein interkultureller Austausch befördert.“
Konzept
Wie dieses große Ziel erreicht werden könnte, hat die Stadt in ihrer Esslinger Teilhabestrategie Kultur skizziert. Dort wurden nach einer ausführlichen Analyse 21 Maßnahmen formuliert, die helfen sollen, mögliche Barrieren auf dem Weg zur Kultur abzubauen. Erklärtes Ziel der städtischen Kulturpolitik ist eine inklusive, diversitäts- und teilhabeorientierte Vermittlung. Der Zugang zur Kultur soll durch kulturelle Bildung früh ermöglicht werden, um ein lebenslanges Lernen in jungen Jahren zu beginnen.