Fest verzurrt: die Gastronomie ist lahmgelegt Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Seit Montag dürfen Cafés und Restaurants nur noch To-Go-Angebote verkaufen. Wie die Gastronomen reagieren, zeigt sich auf recht unterschiedliche Weise.

Stuttgart - Aufeinander gestapelte, verzurrte Sitzgelegenheiten vor dem Königsbaucafé, dem Bistro Terrazza und den Cafés der Calwer Straße, angekettete Tische vor dem Steakhaus Stuttgart, verriegelte Fenster bei Carls Brauhaus – ein für die Mittagszeit untypisch trostloses Bild der Stuttgarter Innenstadt, bedingt durch den seit Montag geltenden Teil-Lockdown.

Gut besuchte Innenstadt

Indes ist die Innenstadt gut besucht. Marko Kritz, Verkäufer am Imbiss Baumstritzl, bezeugt: „Ich habe den Eindruck, dass nicht weniger Kunden als sonst in der Stadt unterwegs sind.“ Während sich um den Feuersee zehn bis 15 Leute mit Food-To-Go-Verpackungen tummeln, ist auch der Foodcourt in den Königsbaupassagen rege besucht. Die Restaurants hingegen merken an diesem Vormittag, dass das To-Go-Angebot weniger Kunden anlockt, so ein Mitarbeiter einer Starbucks-Filiale, die menschenleer ist. Der Tenor der meisten Restaurants scheint: Wir wollen besonders für unsere Stammgäste da sein. So zumindest Birgit Krupp, Inhaberin des Paulaner am alten Postplatz, Ogur Ceyhan, Inhaber des Trollinger am Feuersee und die Brauerei Dinkelacker in der Tübinger Straße. Letztere hat Stammkunden vorher über das To-Go-Angebot informiert und bewirbt es auf sozialen Medien.

„Heute Morgen war die Hölle los!“

Restaurants, die sich ohnehin auf den Lieferdienst spezialisieren, sind um die Mittagszeit gut beschäftigt. Olivia Brün, Mitarbeiterin des Lieferdienstes bei Dean & David, schwingt sich eilig auf eines der Fahrräder vor dem Restaurant und berichtet: „Heute Morgen war die Hölle los!“ Fahrräder sind auch das neue Signal des Restaurants Peter Pane an der Lautenschlagerstraße.

Gut ein Dutzend schwarz-gelbe Fahrräder stehen vor dem Eingang am ersten Tag des Lockdowns, um den Passanten zu verdeutlichen: Wir liefern im Umkreis von drei Kilometern. „Die Leute denken, dass wir komplett geschlossen haben. Durch die Fahrräder wollen wir Präsenz zeigen“, erklärt Özgün Tafrali, Barmitarbeiter bei Peter Pane, wo an diesem Vormittag vier Bestellungen eingingen.

Oft lohnt sich das To-Go-Geschäft nicht

Andere Händler machen durch Aufstelltafeln, Plakate sowie dekorierte Schaufenster auf den Lieferdienst aufmerksam. An den Fenstern des Königsbaucafés hängen in großen roten Buchstaben die Inschrift „To Go“ und Sprüche, wie „Limo geht immer!“. Der Verkäufer John Wettern sagt: „Finanziell lohnen tut sich das To-Go-Geschäft nicht. Das ist Beschäftigungstherapie. Wir machen das, um nicht vergessen zu werden.“

Dass sich Inhaber in der zweiten Lockdown-Situation anders verhalten, zeigt die Entscheidung einiger Restaurants, vorübergehend zu schließen, so etwa das Claus an der Tübinger Straße. Laut Geschäftsführer Claudio Estasi ist das To-Go-Angebot diesmal keine Option, eine vorübergehende Schließung ist kostengünstiger. Indes betont er, dass es Menschen gibt, denen es noch schlechter geht als der Gastronomie. Deshalb verschenkte das Geschäft seit letzten Donnerstag Eis, Kunden konnten selbst entscheiden, ob und wie viel sie dafür bezahlen wollten. Der Betrag, der dadurch zusammenkam, wird an die Tafel gespendet.