Schizophrenie muss nicht von Nachteil sein. Das beweist der Komiker Tedros „Teddy“ Teclebrhan. Jetzt war der gebürtige Eritreer, der in Mössingen aufwuchs und in Stuttgart Schauspiel studierte, zu Gast in der Porsche-Arena. Funktionieren seine Minutenclips auch auf der Bühne?
Stuttgart - Muss Schizophrenie immer von Nachteil sein? Kann eine dissoziative Identitätsstörung nicht auch etwas Gutes haben? Nun, auf derlei Stimmenwirrwarr im eigenen Schädel fußt zumindest die Komikerkarriere von Tedros „Teddy“ Teclebrhan. Der gebürtige Eritreer wuchs in Mössingen auf und studierte in Stuttgart Schauspiel. Zum Durchbruch verhalfen ihm absurd-komische Youtube-Videos: In ihnen gab er den Stimmen in seinem Kopf eine Plattform. Er verwandelte sich in den Proleten Antoine oder wurde zum rassistischen Eingesessenen Ernst Riedler, der permanent vor „Batschaken“ warnt. Mittlerweile hat er den Sprung auf die Bühne geschafft: Am Freitag gastierte er mit seinem neuen Programm „Ds passiert alles in dein Birne!“ in der Porsche-Arena.
Die Diktion der von ihm dargestellten Charaktere: Eine Kombination aus Sprachfehler und Schwäbisch. Gut, Ortsfremde fragen sich vielleicht, wo da der Unterschied ist. Jedenfalls geben sich diese Typen auf den Brettern die Klinke in die Hand. Percy, genannt „Pörzi“, ein gutmütiger Trottel mit Hang zum Kontrollverlust, erzählt, wie ihn die Bäckerin mittels Schlagring ins Krankenhaus beförderte. Und Antoine stimmt seinen Hit „Flieg klein Wellensittich“ mit der vierköpfigen Band im Rücken an: „Machsch des was du liebsch, liebsch des was du tusch, tusch des was du tusch, isch supper wenn du des liebsch!“ Bedauerlicherweise bleibt der Abend eine Nummernrevue. Man trifft die Videohelden in echt – mehr nicht. Obzwar punktuell amüsierend, ist das Programm dramaturgisch ein Desaster; zudem werden die Figuren überstrapaziert. Was in einem Vier-Minuten-Clip prächtig funktioniert, ödet bei fünffacher Dauer an. Als Antoine sich nach ewigem Tirilieren schließlich selbst einen Oscar verleiht, klatscht selbst das Teddy sehr gewogene Publikum nur müde. Am Ende pumpt man noch unmotiviert goldenes Lametta in die Luft. So erheiternd seine Internetpräsenz auch sein mag: Am Showkonzept muss der 33-Jährige noch arbeiten.