Arbeit beim Technologiekonzern Zeiss in Oberkochen. Foto: dpa

Der Technologieriese Zeiss hat deutlich weniger Gewinn gemacht. Wachstum verspricht sich der Konzern vor allem in Asien.

Der Technologieriese Zeiss hat deutlich weniger Gewinn gemacht. Wachstum verspricht sich der Konzern vor allem in Asien.

Stuttgart/Oberkochen - Vor einem Jahr sah es nach einer stabilen Geschäftsentwicklung aus. Tatsächlich hat die Oberkochener Zeiss-Gruppe 2012/13 (bis 30. September) im laufenden Geschäft 85 Millionen Euro weniger, nämlich 335 Millionen, erwirtschaftet. Das war der zweite Ergebnisrückgang in Folge, unter dem Strich blieben 193 Millionen Gewinn (Vorjahr: 250 Millionen Euro) übrig. Die Umsatzrendite betrug acht Prozent. Langfristig strebt Zeiss-Chef Michael Kaschke eine Gewinnmarge von zehn Prozent an, dies setze aber eine stabile Halbleiter-Konjunktur voraus, betonte er.

Die Halbleitertechnik ist die zweitgrößte Sparte des Stiftungsunternehmens mit Sitz auf der Ostalb, wie schon im Vorjahr blieb das Geschäft rückläufig. Allerdings habe sich die Branche zuletzt erholt, „die Sparte zeigt wieder Aufwind“, sagte Kaschke. Zeiss ist ein Hauptzulieferer für das extrem zyklische Halbleitergeschäft. Die Gruppe stellt Komponenten für Maschinen her, mit denen Hersteller wie Intel oder Infineon immer feinere Strukturen in ihre Mikrochips brennen können. Hoffnung setzt Kaschke auf eine neue Technologie, die es erlaubt, Chips extrem klein und leistungsfähig zu fertigen. Die ersten Geräte sind bereits ausgeliefert, der flächendeckende Einsatz verschiebt sich gegenüber früheren Erwartungen aber um anderthalb Jahre auf 2016, sagte Kaschke. Zeiss hat bereits über eine halbe Milliarde Euro in die Zukunftstechnologie investiert, damit sollen Handys mit einer Aufladung doppelt so lange leistungsfähig sein und eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen bieten.

Wachstumspotenzial sieht der Zeiss-Chef zudem in der Medizintechnik; mit zuletzt einer Milliarde hat die Sparte den Löwenanteil zu den 4,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz beigesteuert. Das entsprach einem leichten Plus gegenüber dem Vorjahr. Zu den Produkten gehören zum Beispiel Laser für Augen-Operationen.

Die Abnehmer solcher Technik findet Zeiss zunehmend in Asien, schon heute tragen Länder wie China, Indien und Südostasien „maßgeblich zum Erfolg bei“, sagte Kaschke. Künftig werde ihre Bedeutung weiter zunehmen. Dafür will das Unternehmen zum Beispiel eigens für China extrem dünne und schmale Brillengläser herstellen, um der starken Kurzsichtigkeit vieler Chinesen gerecht zu werden. 2000 der weltweit über 24 000 Zeiss-Beschäftigten arbeiten heute im Reich der Mitte. Langfristig sollen China, Indien und Südostasien gut ein Drittel zum weltweiten Zeiss-Umsatz beitragen. Aktuell sind es 23 Prozent.

Im laufenden Geschäftsjahr will der Konzern bei Umsatz und Ergebnis leicht wachsen, dafür hat Zeiss auch in Deutschland kräftig investiert. Binnen drei Jahren fließen insgesamt 500 Millionen Euro in die deutschen Standorte, in Oberkochen wurde etwa ein neues Logistikzentrum in Betrieb genommen. In die Forschung steckte der Optikkonzern zuletzt die Rekordsumme von 411 Millionen Euro. Die Belegschaft nahm bundesweit um 400 auf 10 800 Beschäftigte zu, 250 Stellen wurden mit ehemaligen Zeitarbeitern besetzt. Weitere 400 Zeitarbeiter sind derzeit an Bord.

Die hohen Ausgaben in Entwicklung und Standorte sind laut Finanzchef Thomas Spitzenpfeil der Hauptgrund für den Ergebnisrückgang. Diesen habe man bewusst in Kauf genommen, „künftig erwarten wir positive Effekte auf die Produktivität“.

Jeder Tarifmitarbeiter in Deutschland erhält circa 1000 Euro Erfolgsbonus, vor einem Jahr fiel die Prämie 300 Euro höher aus. Im Rekordjahr 2010/11 gab es im Schnitt 2400 Euro brutto extra. Zudem profitieren die Beschäftigten von Genussscheinen, die laut Kaschke in den vergangenen sieben Jahren um 15 Prozent zugelegt haben.