Mitarbeiter des jetzt aufgelösten Joint Venture zwischen Bosch und Samsung – SB Limotive – arbeiten in Feuerbach an einem Akku-System. Foto: Firmenfoto

Die beiden Technologiekonzerne lösen gemeinsame Akku-Firma nach vier Jahren auf . Das soll keine Auswirkungen auf die Mitarbeiter haben.

Stuttgart/Seoul - Ende 2009 standen bei Bosch die Zeichen auf Rot. Mit Volldampf steuerte der Konzern aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise auf den ersten Verlust seiner Nachkriegsgeschichte zu. Zukunftstechnologien jenseits des Verbrennungsmotors sollten es daher richten.

Entsprechend euphorisch waren die Meldungen, als Bosch hochrangige Manager im Herbst 2009 nach Südkorea schickte, um dort mit dem Partner Samsung die Grundsteinlegung einer neuen Fabrik für Hochleistungs-Akkus zu feiern, wie sie etwa in Laptops, aber auch in Hybrid- oder Elektroautos verwendet werden. „Wir versprechen uns viel vom Aufbau unserer ersten Serienfertigung gerade hier“, sagte Wolf-Henning Scheider, damaliger Vorsitzender des Bereichsvorstands Gasoline Systems bei Bosch, anlässlich der Feier.

Heute ist die Euphorie verflogen. Der Stuttgarter Konzern hat bekannt gegeben, sich aus der Akku-Gemeinschaftsfirma SB Limotive zurückzuziehen. Die Fertigung von leistungsfähigen Lithium-Ionen-Zellen, dem Herzstück mobiler Elektroantriebe, geht an den ehemaligen Joint-Venture-Partner Samsung. Auch die damals aus der Taufe gehobene Fabrik im koreanischen Ulsan bekommen die Asiaten.

Auf rund 3000 Patente, die aus der Zusammenarbeit entstanden sind, werden beide Firmen in Zukunft gemeinsam Zugriff haben

Bosch erhält aus den Überbleibseln der Kooperation das Geschäft mit Komponenten – also etwa die Leistungselektronik sowie Kühl- und Steuerungssysteme. Dieses ist hauptsächlich in Deutschland und bei US-Töchtern angesiedelt. Zudem erhält Bosch von Samsung 57 Millionen US-Dollar (45,2 Millionen Euro). Damit zieht sich jeder der Ex-Partner auf seine Hauptkompetenzen zurück, die einst in SB Limotive zusammengeführt werden sollten. Auf rund 3000 Patente, die aus der Zusammenarbeit entstanden sind, werden beide Firmen in Zukunft gemeinsam Zugriff haben. Mit dem Aus von SB Limotive ist für Bosch nun ein gut vierjähriger Ausflug ins Geschäft der Fertigung von Akkus in Asien beendet, der den Konzern unter die Top Fünf bei der Produktion der chemischen Kraftpakete führen sollte.

In der Zusammenarbeit der beiden Firmen kriselte es schon lange. Bereits Ende 2011 waren bei den Verantwortlichen Zweifel aufgekommen. Bosch sei damals auf Samsung zugegangen, um eine Neuordnung der gegenseitigen Geschäftsbeziehungen anzustoßen, sagte ein Bosch-Sprecher. Der Ausfluss der sich daran anschließenden monatelangen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen ist das jetzt besiegelte Aus von SB Limotive, an dem beide Partner hälftig beteiligt waren und in das über die Jahre 500 Millionen Dollar (400 Millionen Euro) investiert wurden. Immer wieder machten aber auch Gerüchte die Runde, Samsung hätte durch die Zusammenarbeit einen Abfluss von Know-how in der Zellfertigung befürchtet, was die Zusammenarbeit mit Bosch belastet habe.

Am Ende war es wohl die Verwurzelung der beiden Weltkonzerne in anderen Sphären, die den Ausschlag gab. Während Bosch bei der Akku-Technologie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgte und auf langfristige und tief gehende Lieferbeziehungen zur Automobilindustrie abhob, fokussierte sich Samsung klar auf den Massenmarkt der Lithium-Ionen-Akkus, etwa für Kleinanwendungen wie Laptops und Handys. Von Bosch heißt es, ein „unterschiedlicher Geschäftsansatz“ habe die Zusammenarbeit behindert. Dazu kamen gegensätzliche Ansichten etwa bei der Erschließung des chinesischen Markts oder des Nutzfahrzeugsegments. Auch Fragen der Unternehmenskultur hätten eine Rolle gespielt.

Man beziehe weiter Zellen von den Koreanern, sagte der Bosch-Sprecher

Alle Entwicklungs- und Lieferaufträge würden weitergeführt, hieß es von Bosch. Die Zusammenarbeit mit Samsung ende auch nicht. Man beziehe weiter Zellen von den Koreanern, sagte der Bosch-Sprecher. Daneben kooperiere man wie bisher etwa bei Elektrofahrrädern oder bei Akku-Paketen für Heimwerkzeuge. Durch die Neuordnung der Geschäfte könne man „hinsichtlich Marktfokus und Geschwindigkeit“ besser auf die Anforderungen der Kunden eingehen, sagte Bernd Bohr, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Kraftfahrzeugtechnik. Man werde die Marktaktivitäten „weiterhin intensiv ausbauen“. Bisher investiert Bosch jährlich etwa 400 Millionen Euro in E-Mobilität. Die Umsätze belaufen sich auf 150 Millionen Euro. 1100 Mitarbeiter arbeiten für Bosch in dem Bereich.

Klar ist aber, dass sich Bosch in Zukunft auf die Forschung und Entwicklung im Akku-Bereich fokussiert. Das Fertigungs-Know-How geht gleichwohl nicht ganz verloren. Am Standort Eisenach baut der Konzern gerade unter dem Namen Bosch Battery-Solutions eine Pilotfertigung auf, die bisher stark auf Spartenanwendungen wie etwa Bootsantriebe ausgerichtet war, sich in Zukunft aber stärker auf die Anforderungen des Automobilsektors ausrichten soll. Dort sind auch noch Stellen unbesetzt.

In puncto Arbeitsplätze „bleibe alles gleich“

Ganz allgemein soll das Aus von SB Limotive wenig bis keine Auswirkungen auf die Arbeitnehmer haben. Die bisher rund 300 in Feuerbach und bei US-Töchtern angesiedelten SB-Limotive-Mitarbeiter würden in den Bosch-Konzern eingegliedert, sagte der Sprecher. In puncto Arbeitsplätze „bleibe alles gleich“.

Gleichwohl gerät Boschs Neue-Technologien-Offensive immer mehr ins Stottern. Besonders in der Solarsparte kriselt es. Der Bau einer neuen Fabrik für Solarzellen in Malaysia liegt seit Monaten auf Eis. Erst letzte Woche wurde bekannt, dass sich der Konzern von der Fertigung besonderer Dünnschicht-Solarzellen in Erfurt verabschiedet. Mit 100 Mitarbeitern ist aber nur ein kleiner Teil der insgesamt gut 2000 Mitarbeiter betroffen, die Bosch in seiner Solarbranche beschäftigt. Allerdings steht mittlerweile die defizitäre Solarsparte insgesamt bei Bosch auf dem Prüfstand.