Drei Standorte von Thales wurden in Ditzingen fusioniert. Foto: Simon Granville

Cyberkriminelle haben damit gedroht, Daten des auch in Ditzingen ansässigen Unternehmens zu veröffentlichen.

Der französische Technologiekonzern Thales wird von Cyberkriminellen bedroht. Die Hackergruppe Lockbit 3.0 hat die Veröffentlichung von angeblich entwendeten Daten angekündigt. In der Deutschlandzentrale von Thales in Ditzingen wird für Auskünfte auf den Hauptsitz des Unternehmens in Paris verwiesen.

Bislang keine Forderung der Hacker eingegangen

Dort bestätigt man die Bedrohung durch eine Hackergruppe namens Lockbit 3.0. Diese Erpresser- und Ransomware-Gruppe habe angekündigt, die entwendeten Daten am 7. November zu veröffentlichen, teilt das Unternehmen mit. Bisher sei allerdings kein Erpresserschreiben eingegangen. U nklar ist auch, ob und wenn ja, welche Daten entwendet wurden. Gleichwohl seien interne Untersuchungen eingeleitet worden, so Thales.

Ransomware – zusammengesetzt aus den englischen Worten „ransom“ für Lösegeld und dem Wort Software – sind Schadprogramme, die den Rechner sperren und darauf gespeicherte Daten verschlüsseln. Die Täter erpressen ihre Opfer, indem sie die Daten nur gegen Zahlung von Lösegeld freigeben. Neu ist dieses Vorgehen von Cyberkriminellen nicht. Wie ein Polizeisprecher in Ludwigsburg allgemein ausführt, sei Ransomware „seit einigen Jahren bekannt“.

Lösegeldforderung nach Datenverschlüsselung

Meist werden die Dateien verschlüsselt oder das kompromittierte Computersystem gesperrt. Anschließend wird der Nutzer mit einer Lösegeldforderung konfrontiert. Nach der Zahlung des Geldes – anonymisiert im Netz – werden die Daten freigegeben. Mittlerweile gehen Kriminelle weiter: Sie verschlüsseln Daten und entwenden zugleich sensible Kundendaten. Sie verlangen dann sowohl Geld für die Entschlüsselung als auch dafür, die Daten nicht zu veröffentlichen.

Laut dem Polizeisprecher hilft es den Geschädigten nur bedingt, die Daten an anderer Stelle mit einem Backup in Kopie zu sichern. Die Schadsoftware arbeite im Zweifel monatelang im Verborgenen und zerstöre dann zunächst die Sicherungskopien, ehe es die Originaldatei verschlüssele.

Unternehmen mit militärischen und zivilen Kunden

Thales beschäftigt in 68 Ländern insgesamt rund 83  000 Mitarbeiter und arbeitet auch an Kommunikationssystemen, künstlicher Intelligenz und Cybersicherheit. Der Technologie- und Rüstungskonzern, mit militärischen wie zivilen Kunden, ist beteiligt an internationalen Programmen wie dem europäischen Satellitenprogramm Galileo und dem Luftfahrtprogramm Sesar.

Das Unternehmen hatte im Jahr 2014 seine Deutschlandzentrale in Ditzingen eröffnet. Thales legte dort die Standorte in Korntal-Münchingen, Stuttgart-Weilimdorf und Pforzheim zusammen. Für die Ansiedlung hatte sich der Verband Region Stuttgart stark gemacht. Dessen Chefplaner hatte betont, wie wichtig es für die Zukunft der Region sei, hier Arbeitsplätze zu halten, und hob hervor, dass mit Thales weder Lärm- noch Schmutzemissionen verbunden seien.

Gegner einer Ansiedlung auf einer sechs Hektar großen Fläche hatten den Verlust fruchtbaren Ackerbodens kritisiert. Der Boden gilt deutschlandweit als einer der wertvollsten – vergleichbare Böden gäbe es laut den Landwirten nur noch in der Magdeburger Börde und der Uckermark.