Die Firma Slow Control hat einen Flaschenhalter entwickelt. Er hilft dabei, das eigene Kind aus dem optimalen Winkel zu füttern Foto: dpa

Mercedes hatte mit seinem selbstfahrenden Wagen F 015 bereits einen starken Auftritt auf der CES. Doch die Messe bietet noch mehr – zum Beispiel Kamera-Drohnen und intelligente Trinkflaschen.

Totale Vernetzung

Fast alles ist auf der CES vernetzt, ob es Sinn ergibt oder nicht. Kaffeemaschinen können per App gesteuert werden und melden, wenn das Kaffeepulver ausgeht. Zahnbürsten messen Druckpunkte und zeichnen das Putzverhalten auf. Waagen analysieren via Smartphone, wie sich Gewicht und Körperfett entwickeln. Das Internet der Dinge wird der Trend genannt. Laut Studien könnten bis 2020 weltweit 50 Milliarden Geräte online gehen, genau weiß das keiner. Die Internetfähigkeit von Alltagsgegenständen ist zu einem entscheidenden Kaufkriterium geworden. Auch deshalb kündigte Samsung in Las Vegas an, man werde in den kommenden fünf Jahren alle Produkte internettauglich machen. Schon in drei Jahren soll es Fernseher nur noch mit Internetanschluss geben.

Die Vernetzung des Haushaltes, Smart Home genannt, wird besonders stark vorangetrieben. Dabei wird zum Beispiel die Heizung unterwegs mit dem Smartphone gesteuert, der Fernseher-Ton auf der Musikanlage abgespielt oder das Licht programmiert. Doch vielen Verbrauchern ist ein total vernetztes Zuhause noch zu aufwendig, zu teuer und in der Bedienung zu kompliziert. Aber immerhin glauben drei von vier Deutschen laut einer aktuellen Umfrage daran, dass das vernetzte Zuhause spätestens in fünf bis zehn Jahren Alltag geworden ist. Rund zehn Millionen Bundesbürger nutzen zumindest einzelne Anwendungen eines smarten Zuhauses schon jetzt. Auch für sie bietet die CES eine Art Baukastensystem für Einsteiger, bei dem sich zum Beispiel verschiedene Sensoren mit einem Smartphone und einer App verbinden lassen. Mit diesen lassen sich zum Beispiel die Alarmanlage oder der Wasserverbrauch steuern.

Technik zum Anziehen

Warum Smartphones in der Hand halten, wenn man Technik auch tragen kann? „Wearables“ heißt die neue Kategorie von Computeruhren, Fitnessarmbändern und intelligenten Textilien und Schuhen, die die Kassen der Branche klingeln lassen sollen. Denn die Umsätze mit Smartphones und Tablets werden nicht ewig wachsen. Computeruhren sind weiter beliebt, sie haben alle namhaften Hersteller auf dem Markt oder – wie im Fall von Apple – für dieses Jahr angekündigt. Nicht immer ist das Ergebnis spektakulär: Samsung präsentiert sein Erfolgsmodell, die Smartwatch 3, in einem Edelstahlgehäuse. Überhaupt ähneln immer mehr Smartwatches normalen Uhren. Mit der Touch Watch bringt Alcatel erstmals eine Computeruhr auf den Markt und will offenbar auch Normalnutzer reizen. Für einen Preis von rund 100 Euro zeigt das runde Display zum Beispiel Nachrichten eines verbundenen Smartphones an, Sensoren messen die Herzfrequenz oder dienen als Fernauslöser für die Handykamera.

Dass Fitnessbänder Blutdruck, Wegstrecke und Herzfrequenz aufzeichnen, sind die Verbraucher inzwischen gewohnt. Jetzt gibt es die Technik auch direkt in den Mund, bereits die Kleinsten werden damit sozialisiert: Das britische Unternehmen Blue Maestro bietet einen mit Sensoren bestückten Schnuller, der die Körpertemperatur von Kindern funkt – und die sich bequem via Smartphone überwachen lässt, etwa bei Fieber. Die Trinkflasche Baby Glgl wertet das Trinkverhalten aus und warnt, wenn die Flasche im falschen Winkel gehalten wird.

Selbstfahrende Autos

Mit ihren selbstfahrenden Autos haben die deutschen Autobauer Daimler und Audi am Eröffnungstag gepunktet. Daimlers Prototyp F 015 mutiert unterwegs zu Wohnzimmer und Büro. Die Insassen können mit dem Rücken zur Straße fahren, auf einem der Bildschirme Videos schauen, im Internet surfen oder die Umgebung beobachten oder einfach nur abspannen. Denn während der Fahrt hält der Wagen nicht nur die Spur, sondern interagiert mit der Umgebung. So könne er Fußgänger zum Überqueren der Straße auffordern und ihnen sogar einen Laser-Zebrastreifen auf das Pflaster projizieren, heißt es. Leuchtdioden auf dem Kühlergrill zeigten zum Beispiel an, ob der Wagen autonom unterwegs ist oder von einem Fahrer gesteuert wird.

Wann einmal selbstfahrende Autos auf den Straßen sein werden, ist vor allem aus rechtlichen Gründen völlig unklar. Doch schon jetzt werden Autos immer stärker mit Sensoren aufgerüstet und vernetzt. Bei BMW und Audi zum Beispiel sollen künftig die Wagen den Platz im Parkhaus selber suchen – und vor der Weiterfahrt den Weg selbstständig zum Fahrer finden. Der könnte das Kommando zum Beispiel über eine Computeruhr geben. Wie es in ähnlicher Form zum Beispiel der koreanische Autohersteller Hyundai praktiziert: Die Uhr steuert laut Herstellerangaben nicht nur die Zentralverriegelung, sondern schaltet auch den Motor an und aus. Das Auto kommt zwar nicht zum Fahrer – mit Hilfe der Uhr findet der Fahrer aber zumindest seinen Wagen wieder.

Doch die Autos von morgen sind lernwillig – zumindest werden sie darauf programmiert. Audis Zukunftswagen Prologue lernt auch unterwegs. Mit an Bord ist ein Hochleistungscomputer des Grafikchip-Spezialisten Nvidia. Der kann gleichzeitig die Informationen von bis zu zwölf Kameras auswerten. Die Software erkennt die Objekte und Daten und lernt dabei ständig hinzu – wie man zum Beispiel einen Fußgänger von einem Radfahrer unterscheidet  . . .

Superscharfe Krümmung

Scharf, schärfer, CES: Auf der High-Tech-Messe wollen die Produzenten von Fernsehgeräten einen Wettkampf um das hochauflösendste Bild. Ob Samsung, Sony, LG oder Sharp: Sie bieten den neuesten Ultra-HD-Standard, der viermal mehr Bildpunkte bietet als das derzeit dominierende hochauflösende HD-Format. Das kommt dem Trend zu immer größeren Mattscheiben entgegen, denn mit der neuen Technik kann sich der Zuschauer deutlich näher zum Bildschirm setzen als beim HD-Fernsehen. Selbst im geringen Abstand sind keine Bildpunkte zu erkennen. So klar sind sonst nur die Absichten der Hersteller: Weil der Markt mit Flachbildschirmen stagniert, soll die neue Gerätekategorie für mehr Umsatz sorgen. Auch wenn es bisher kaum Filme in einer entsprechenden Qualität gibt.

Die Fernseher werden nicht nur größer, sondern auch dünner. Sony zeigt ein TV, das an der schmalsten Stelle nur fünf Millimeter tief ist. Da wirkt das Bild wie eine hyperrealistische Fototapete. Aber die Mattscheiben machen bei Samsung und LG auch die Biege: Die Krümmung soll ein noch plastischeres Bild ermöglichen. Die gebogenen Bildschirme machen auch in anderen Gerätekategorien Karriere: HP präsentiert flexible Computer-Bildschirme. Smartphones mit gekrümmten Bildschirmen haben Samsung und LG bereits auf dem Markt. Sie sollen besser in der Hand liegen.

Fliegende Kameras

Drohnen sind nicht nur eine mögliche Liefermaschine für Logistiker – auch für Privatkunden werden sie zunehmend attraktiv. Für Fotografen zum Beispiel, die die Vogelperspektive lieben. Die Nano-Drohne von Zano passt auf die flache Hand, wiegt nur 55 Gramm und hat immerhin eine Fünf-Megapixel-Kamera an Bord. Die Position bestimmt sie über GPS und kann via Smartphone gesteuert werden. Sie liegt damit im Trend der sogenannten Action-Kameras, die Fotografen zum Beispiel an Skihelme oder Fahrradlenker schnallen, um möglichst spektakuläre Aufnahmen zu erhalten.

Die Kameraaugen sehen immer mehr, denn sie sollen unter anderem Häuser überwachen. Netatmo präsentiert ein Modell mit Gesichtserkennung. Das „Welcome“ getaufte Gerät kann zum Beispiel im Flur aufgestellt werden und abgleichen, ob Vater, Sohn oder Frau zur Tür hereinkommen – oder eben nicht. Allzu besorgten Eltern dient sich auch die Firma HereO an: In ihren Kinderuhren ist unter anderem ein GPS-Sender eingebaut. Vorbei die Zeiten, als die Ausflüge der Kleinen unbeobachtet blieben.