Die Fortbewegung auf dem Elektro-Einrad erfordert viel Balance. Foto:  

Mit ungewöhnlichen Fahrzeugen, einem Bewegungsparcours und neuen Ideen für die Nutzung der Schellingstraße hat die Hochschule für Technik in den Stuttgarter Stadtgarten geladen. Und manch einer hat sich gewundert, wie sich mit solchen Dingen die Perspektive verändert.

Stuttgart - So kann man das Thema Mobilität und neue Ideen dazu auch in die Öffentlichkeit tragen: Mit einem bunten Angebot an kleinen und großen Fahrzeugen mit und ohne Elektroantrieb zum Ausprobieren und einem ebenso informativen wie unterhaltsamen Rahmenprogramm hat die Hochschule für Technik (HFT) am Donnerstag auf ihren Campus in der Innenstadt geladen.

Diese Gelegenheit hat sich Luisa Terjung nicht entgehen lassen. Die Innenarchitekturstudentin schnappt sich ein elektrisches Monorad und kurvt damit gleich mal durch den Bewegungsparcours im Stadtgarten – Helm und Knieschoner hat sie sich ausgeliehen, ihre Begleiterin sorgt für den nötigen Halt. Und dann flitzt die Studentin davon. „Wenn man Einrad fahren kann, dann geht’s“, meint sie hinterher. Andere Parcoursteilnehmer schaffen damit kaum drei Meter, trotz mannhafter Unterstützung. „Aber für den Straßenverkehr muss man das richtig draufhaben“, meint Luisa Terjung.

Herausfinden, wie Mobilität in Stuttgart anders funktionieren kann

Und genau darum ging es ja auch. Nämlich herauszufinden, wie Mobilität in der stau-und feinstaubgeplagten Kesselstadt Stuttgart anders funktionieren kann. „Die Stadt lebt vom Automobil, aber hinter dem Automobil steht ein großes Fragezeichen“, sagt HFT-Rektor Rainer Franke bei der Eröffnung auf der Aktionsbühne im Stadtgarten. Also nur noch Fortbewegung auf dem Elektroroller? Die Erfahrungen in Paris zeigen, dass dies ohne entsprechende Regelungen und Infrastruktur gar nicht so einfach ist.

Ein Selbstversuch im Stadtgarten zeigt, dass solche Geräte auch technisch noch verbesserbar sind. Warum nur muss bei einem E-Scooter die Bremse links sein und nicht rechts, wie beim Motorrad üblich? Aber das sind ja nur Kleinigkeiten. Der HFT gehe es auch darum, „herauszufinden, wie die Hochschule erreichbar bleibt, falls mal die Verkehrswende kommt und die Innenstadt komplett autofrei sein wird“, meint Franke, der selbst ein Lastenrad ausprobiert hat. Das sei aber gewöhnungsbedürftig.

Die Schellingstraße würde auch als Campus zum Chillen was hermachen

Dass sich die Schellingstraße auch anders benutzen lässt, nämlich als Campusfläche, demonstrieren mehrere Studentengruppen. Ein paar Bierbänke, Palmen, Tischtennisplatte, Bücherregal, Liegestühle – und schon ist ein Ort zum Chillen und zur Kommunikation entstanden.

Im Innenhof der HFT werden Studienarbeiten präsentiert – und von Professoren kommentiert, etwa beim Tiny House Projekt – Leben auf kleinstem Raum. „Wir beschäftigen uns auch mit grüner Logistik“, ergänzt Franke. Den Masterstudiengang gebe es seit zwei Jahren, und er sei „absolut ausgelastet“. Gefragt sei auch der Bachelor Informationslogistik. Das Thema: die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu haben. Auch das ist ein Lösungsansatz für Mobilität. Draußen, auf der Schellingstraße, zeigt sich, dass das Autothema noch längst nicht vom Tisch ist. Beim E-Auto-Test ist beim Tesla die längste Schlange. Mobilität hat halt auch eine emotionale Dimension.