Huckepack reist ein aussortierter Stahlkoloss auf dem Wasser und zu Land von Kiel über Speyer nach Sinsheim. Nach vielen Monaten soll er feierlich empfangen werden.
Von den Weiten der Meere in die Hallen der Technikgeschichte: Das frühere Marine-U-Boot U17 hat nach einer abenteuerlichen Reise über Wasser und Land seinen neuen Heimathafen erreicht. Viele Schaulustige empfingen den rund 350 Tonnen schweren Stahlkoloss mit Applaus und Musik am Technik Museum Sinsheim (Baden-Württemberg). Ab Sommer 2025 haben Besucher dort die Gelegenheit, das U-Boot von allen Seiten zu inspizieren – ohne nass zu werden.
Gut ein Jahr war das respekteinflößende Ausstellungsstück seit dem Start in Kiel unterwegs, mal fest verzurrt auf einem massiven Schwimmponton, dann huckepack auf einem Tieflader mit 30 Achsen.
Nun fand die Reise des „Ü-Boots“, wie ein Zuschauer das monumentale Frachtstück scherzhaft nannte, ein Ende. „Wir haben ein faszinierendes Exponat in einem großen Team in einem spektakulären Transport zu uns gebracht“, sagte Projektleiter Michael Einkörn. Zu fachkundigen Führungen stehen künftig auch ehemalige U-Boot-Fahrer bereit.
Aus der Tiefe ins Trockene
Die Überführung des fast 50 Meter langen Gefährts war ein logistischer Kraftakt. Allein die Planung brauchte Monate, denn der maritime Oldtimer konnte nicht einfach auf der Schiene oder einem Lastwagen transportiert werden. Züge mussten gestoppt, Autobahnen gesperrt und Ampeln und Verkehrsschilder abmontiert werden, damit der Konvoi schadlos ankommt.
Einkörn sprach von „unglaublicher Präzision“ - nicht nur während des Transports, sondern auch bei der Vorbereitung. „Eines Tages kam die Meldung: Wir haben eine Strecke, die unter bestimmten Voraussetzungen funktionieren kann. Dass dann alles so klappen würde, war für uns als Museum, das sich nicht täglich mit Schwertransporten beschäftigt, unglaublich.“
Als einer der spektakulärsten Momente gilt die Fahrt unter der Alten Brücke in Heidelberg hindurch. Millimetergenau wurde das U-Boot auf dem Neckar durch die Bögen manövriert. Weil die historische Brücke niedrig ist, musste U17 auf dem Schwimmponton um mehr als 70 Grad gekippt werden. Auch die engen Ortsdurchfahrten waren schwierig. „Da kam es auf wenige Zentimeter an“, meinte Einkörn. Kniffligster Moment sei eine Behelfsbrücke gewesen. „Da gab es einen Punkt, da waren vier Achsen in der Luft und hatten keinen Bodenkontakt.“
Nadelöhr Neckarbrücke
Nach der Ankunft wird das ikonische Gefährt nun für das Publikum vorbereitet. „Das U-Boot ergänzt im Technik Museum die Ausstellung um eine marinegeschichtliche Perspektive und bietet den Besuchern die seltene Gelegenheit, ein solches Fortbewegungsmittel aus nächster Nähe zu erleben“, erklärte Museumsleiter Andreas Hemmer.
Besucher können dann mehr über das Leben an Bord sowie die Einsätze des U-Boots und seine Technik erfahren. Sie bekommen dann auch Einblick in die beengten Bedingungen der Besatzung und die Herausforderungen, die der Dienst unter Wasser mit sich bringt.
U17 war von 1973 bis 2010 im Einsatz. Standort des Gefährts für 23 Mann Besatzung war Eckernförde. Nach der Ausmusterung folgte nach Gesprächen mit dem Bundesverteidigungsministerium und der Bundeswehr ein Leihvertrag durch die Technik Museen Sinsheim Speyer. Vor mehr als einem Jahr hievte ein Portalkran dann das Gefährt in Kiel auf einen Schwimmponton, seitdem näherte es sich schrittweise seinem Ziel.
Maritimer Oldtimer
Tausende standen am Rheinufer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und verfolgten den Transport des ungewöhnlichen Exponats zunächst zum Etappenziel Speyer (Pfalz). Dort wurden unter anderem tonnenschwere Batterien entfernt. Dann startete der stählerne Riese Ende Juni zu seiner letzten Fahrt in den Kraichgau.
Wieder verfolgten viele Menschen zum Beispiel in Heidelberg, Bad Rappenau oder nachts entlang der gesperrten A6, wie sich das Boot fortbewegte. Das gesamte Projekt kostet den Museen zufolge rund zwei Millionen Euro und wird überwiegend mit Spenden finanziert.
Nur ein U-Boot ist südlicher in Deutschland zu sehen: U1, das erste U-Boot der Marine von 1906. Der Bereich im Deutschen Museum in München ist aber noch bis 2028 geschlossen.