Die Taxifahrer wollen am Montag ihre Arbeit niederlegen. Foto: dpa

Die Stuttgarter Taxifahrer sehen sich zunehmend in ihrer Existenz bedroht. Iordanis Georgiadis vom Stuttgarter Taxiverband erklärt, warum die Taxifahrer so sauer sind.

Stuttgart - Die Stuttgarter Taxifahrer sehen sich zunehmend in ihrer Existenz bedroht. Aus ihrer Sicht werden neuen Geschäftsmodellen vom Gesetzgeber Ausnahmen zugestanden, welche die bestehenden Taxiunternehmen klar benachteiligen. Um darauf aufmerksam zu machen, haben sie für Montag zu einem taxifreien Vormittag aufgerufen: Von 8 bis 12 Uhr soll möglichst kein Taxi in Stuttgart unterwegs sein.

„Es gibt unter uns eine große Einigkeit. Wir sind fest entschlossen, das durchzuziehen“, so Iordanis Georgiadis vom Stuttgarter Taxiverband: „Bei uns sind etwa 750 Taxen unterwegs, mindestens 500 werden in diesen vier Stunden nicht unterwegs sein“. Vor allem an den zentralen Punkten wie vor dem Hauptbahnhof und am Flughafen wird es Aufsichtspersonal des Taxiverbands geben: „Wer trotzdem unbedingt in dieser Zeit mit seinem Taxi unterwegs sein will, den werden wir daran nicht hindern“, so Georgiadis, „aber wir wollen, dass es keinen Streit oder Reibereien gibt zwischen jenen, die unbedingt fahren wollen und jenen, die nicht unterwegs sein werden zwischen 8 und 12 Uhr“.

Problem: Warten ist Arbeitszeit

Bei den Taxikunden selbst setzt Georgiadis dagegen auf weitgehendes Verständnis. „Ich glaube, unsere Fahrgäste sind jetzt alle gut informiert, nicht nur hier in Stuttgart, und stellen sich auf diese Situation ein“. Auch am Flughafen selbst mit internationalem Publikumsverkehr erwartet Georgiadis keine größeren Probleme: „Die Angestellten am Flughafen sind über unsere Aktion informiert und helfen den Fluggästen weiter mit Infomaterial und Tipps.“ Und wer dann trotz allem nicht weiterkommt, den tröstet Georgiadis: „Jeder, der unbedingt will, wird auch am Flughafen ein Taxi bekommen. Er muss halt längere Wartezeiten in Kauf nehmen“. Mit gar zu viel Andrang rechnet Georgiadis nicht: „Es ist Montagvormittag und die Ferien haben da schon begonnen“.

Jene Projekte, die den Stuttgarter Taxlern das Leben schwer machen, heißen „Clever Shuttle“ oder „Flex Pilot“. Georgiadis gibt ein Beispiel, was diesen im Gegensatz zu den vorhandenen Unternehmern in Stuttgart die Kalkulation wesentlich leichter macht: „Für uns gilt die Bereitstellung am Taxiplatz als Wartezeit, also als Arbeitszeit, die vom Unternehmer zu entlohnen ist. Bei Clever Shuttle gilt das Warten auf Fahraufträge als Pause. Das ist eine klare Benachteiligung.“

Neuen Modellen gegenüber aufgeschlossen

Georgiadis ergänzt: „Im Gegensatz zum Taxigewerbe, dass mit immer mehr Auflagen zu kämpfen hat, scheint es als hätten die Großkonzerne, die hinter diesen neuen Anbietern stecken, einen Freifahrtschein.“ Gesetze scheinen für Mercedes oder die Deutschen Bahn nicht zu gelten, sonst sei es nicht zu erklären wie es sein kann, dass einem Mietwagenunternehmen erlaubt wird, einen Sammeltransport durchzuführen, wobei dies ganz klar nur dem Taxi vom Gesetzgeber zugesprochen wird.“

Dabei seien auch die schon bestehenden Taxiunternehmen neuen Modellen gegenüber aufgeschlossen: „Schon seit Jahren vermittelt die Taxi Auto Zentrale in Stuttgart Fahrten an mehrere Personen mit „Anruf Sammel Taxi“ (AST). Auch bei Busreisen führen wir Fahrgäste zusammen und befördern diese zu attraktiven Preisen für den Kunden“, so Georgiadis. Sein Fazit: „Wir stellen uns gerne dem Wettbewerb, wenn die Voraussetzungen die Gleichen sind und nicht nur zugunsten der Mitbewerber der Markt reguliert wird. Als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs verlangen wir von den Behörden, dass sie ihrer gesonderten Sorgfaltspflicht gegenüber dem Taxigewerbe nachkommen. Wir fragen uns ob es überhaupt vereinbar ist, einen bestehenden Gewerbezweig zu zerstören um einen anderen groß zu machen.“