Das Taxigewerbe in Stuttgart tut sich weiter schwer Foto: Peter Petsch

Die Taxibranche in Stuttgart und am Flughafen kämpft gegen zahlreiche Probleme. Jetzt sollen höhere Preise dem klammen Gewerbe bessere Chancen bescheren. Bei der Stadt ist eine Tariferhöhung um 20 Prozent beantragt worden.

Stuttgart - Die Hiobsbotschaften aus der Taxibranche sind zuletzt nicht abgerissen. Schlechte Qualität, Turbulenzen in der Taxi-Auto-Zentrale, in der ein neuer Vorstand nun den Neuanfang wagen will, und ein Gutachten der Stadt gab es da. Es besagt, dass die Zahl der Taxis zu hoch ist, so dass viele Unternehmen nicht wirtschaftlich arbeiten können. Und weil das so ist, suchen die Betriebe jetzt ihrerseits nach einer Lösung. Die heißt: höhere Preise.

„Vom Verband wurde der Wunsch an uns herangetragen, bei der Stadt eine Tariferhöhung um 20 Prozent zu beantragen. Das haben wir getan“, sagt Manfred Hülsmann, Vorstandsmitglied der Taxi-Auto-Zentrale. Das Ordnungsamt der Stadt prüft nun, „ob der Antrag wirtschaftlich angemessen und sachlich vertretbar ist“, sagt die Leiterin Dorothea Koller.

Die Taxitarife legt der jeweilige Stadt- oder Landkreis fest. In Stuttgart gilt derzeit ein Mindestentgelt von drei Euro pro Taxifahrt. Dazu kommen je nach Streckenlänge 1,60 oder 1,90 Euro pro Kilometer und ein Zeittarif. Die letzte Erhöhung hat es im Jahr 2008 gegeben. Weil das schon eine ganze Weile her ist, sagt Dorothea Koller: „Prinzipiell sind wir der Meinung, dass der Antrag seine Berechtigung hat.“ Wird er angenommen, wird die entsprechende Rechtsverordnung wegen des gemeinsamen Flughafens auch im Landkreis Esslingen gelten. Dann steigen die Tarife auch dort.

Wirklich zufrieden mit der Entwicklung ist man aber selbst bei der Taxi-Auto-Zentrale nicht. Es liege eigentlich im öffentlichen Interesse, dass Taxis möglichst günstig seien, sagt Hülsmann. Deshalb müsse auch die Stadt etwas für die Verbesserung der Lage tun – etwa Dienstpläne erstellen, um die Taxiflut einzudämmen. Das passiere jedoch nicht. Doch die Branche leide: „Die Unternehmen haben eine Auslastung unter 25 Prozent.“ Von oft nur 15 Euro Umsatz pro Stunde könne man nicht leben. Das Doppelte sei nötig, zumal von Januar an der neue Mindestlohn kommen soll.

Thomas Laschuk erwartet Preiserhöhungen auch in vielen weiteren Teilen Baden-Württembergs. „Das ist aufgrund des neuen Mindestlohns landesweit zu erwarten“, sagt der Landesvorsitzende des Taxiverbands Deutschland. So seien die Tarife auch in Städten wie Freiburg oder Pforzheim bereits erhöht worden oder eine Erhöhung beantragt – allerdings um moderate Beträge.

„Ich halte auf Bundesebene aufgetauchte Forderungen nach 25 bis 35 Prozent für sehr fragwürdig. Damit würden die Fahrgäste wegbleiben und viele Unternehmen müssten den Betrieb einstellen“, so Laschuk. Er halte zehn bis 15 Prozent für vertretbar, je nachdem, wann im jeweiligen Stadt- oder Landkreis zuletzt erhöht worden sei. Mit der Forderung in Stuttgart könnte es deshalb „Schwierigkeiten geben“. Er fürchtet, dass manche Fahrgäste sich Alternativen suchen.

Einer davon wird die Stadt allerdings einen Riegel vorschieben. Umstrittene Mitfahrangebote wie Uber oder Wundercar hatten sich zuletzt in mehreren deutschen Großstädten angesiedelt und angekündigt, auch nach Stuttgart kommen zu wollen. Die Anbieter treten dabei als Vermittler auf. Dabei kann man über Handy-Apps freie Autos finden. Es kommt dann jedoch kein Taxi, sondern ein registrierter Fahrer im Privatwagen. Bezahlt wird ein festgelegter Preis oder ein „Trinkgeld“. Beides liegt zumeist ein gutes Stück unter den offiziellen Taxipreisen.

Die Taxibranche sieht solche Angebote äußerst kritisch. „Die nehmen uns die Existenzgrundlage“, sagt Hülsmann. Hamburg hat die Dienste deshalb bereits wieder verboten. Experten argumentieren, dass solche Anbieter gewerblich, aber ohne Konzession und Erlaubnis zur Personenbeförderung unterwegs seien. Auch der Versicherungsschutz ist ein heikles Thema – sowohl für die Fahrgäste als auch für die Fahrer selbst. Jüngst hat ein Fahrer, der mit seinem Privatauto für einen solchen Dienst unterwegs war, seinen Versicherungsschutz verloren.

In Stuttgart sollen Uber, Wundercar und Co. gar nicht erst Fuß fassen. „Wir würden sofort eine Unterlassungsverfügung veranlassen“, sagt Steffen Hammel vom Ordnungsamt. Mit solchen Modellen werde schlicht eine „gewerbsmäßige Tätigkeit verschleiert“. Im Sinne des Verbraucherschutzes würde man auch den Sofortvollzug anordnen, damit ein eventueller Widerspruch keine aufschiebende Wirkung zeige.

Bei diesem Problem erfährt die Taxibranche Unterstützung. Doch der Druck auf die Betriebe bleibt hoch – und dürfte nach einer Tariferhöhung nicht geringer werden.