Die Stuttgarter Taxi-Zentrale liegt derzeit im Clinch mit der Flughafengesellschaft. Doch auch intern gibt es eine neue Baustelle: Der Aufsichtsratsvorsitzende und sein Stellvertreter haben ihre Ämter niedergelegt. Grund sind Differenzen mit dem Vorstand.
Stuttgart - Das Taxigewerbe in der Landeshauptstadt kommt nicht zur Ruhe. Erst die Querelen um die Standplätze am Cannstatter Wasen, aktuell der Streit mit der Flughafengesellschaft samt gegenseitiger Drohungen – und jetzt gibt es auch noch interne Unstimmigkeiten. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Taxi-Auto-Zentrale (TAZ) Baris Kilinc und sein Stellvertreter Mohammad Us sind zurückgetreten. Grund sind Differenzen mit dem Vorstand der TAZ, die die meisten Taxifahrten in Stuttgart und am Flughafen vermittelt.
Der Vorgang wirft ein schlechtes Licht auf die Bemühungen der TAZ, das angeschlagene Gewerbe in der Landeshauptstadt wieder auf die Beine zu bringen. Nach jahrelangen heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Genossenschaft waren der jetzige dreiköpfige Vorstand sowie der Aufsichtsrat angetreten, um das Ruder herumzureißen. Doch auf diesem Weg hat es offenbar Differenzen gegeben. „Wir sind als junge, dynamische Gruppe angetreten und haben sehr viel Zeit investiert“, sagt Kilinc. Man habe der Taxibranche gemeinsam ein frisches Image verleihen wollen. Das habe am Anfang gut funktioniert, doch zuletzt habe der Vorstand angefangen, „eine falsche Geschäftspolitik zu betreiben.“ Diese Entwicklung habe man jetzt nicht mehr mittragen können.
Kilinc bemängelt, dass der Austausch zwischen Vorstand und Aufsichtsrat zuletzt nicht mehr funktioniert habe. Zudem habe er den Eindruck, dass der Vorstand oft einen zu scharfen Ton wähle, zuletzt etwa im Streit mit der Flughafengesellschaft. Ihr wirft die TAZ vor, die Taxifahrer nicht genug zu unterstützen. Man ziehe deshalb in Erwägung, den Flughafen nicht mehr anzufahren. Flughafenchef Fundel kündigte daraufhin an, die Lizenz für den Airport neu vergeben zu wollen. „Man sollte nicht mit Drohungen arbeiten und sich mit Polizei und Politik auch nicht nur dann in den Austausch begeben, wenn es Probleme gibt“, kritisiert Kilinc. Die Kommunikation müsste seiner Meinung nach besser sein.
„Der letzte Tropfen“ für ihn ist aber die Auseinandersetzung um die Smartphone-App „MyTaxi“. Diverse Stuttgarter Fahrer wollten sich neben der TAZ auch über sie Kunden vermitteln lassen. „Anstatt klarzumachen, welche Vorteile die TAZ bietet, hat man Druck auf die Fahrer ausgeübt“, so Kilinc. Der Vorstand habe gedroht, sie aus der Genossenschaft zu werfen.
Der Vorstandsvorsitzende Murat Arslan weist die Vorwürfe zurück. „Die Kommunikation hat immer gestimmt“, sagt er. Allerdings habe er den Eindruck gehabt, der Aufsichtsratsvorsitzende wolle sich zu sehr ins operative Geschäft einmischen. „Das ist aber nicht seine Aufgabe. Der Aufsichtsrat ist ein Kontrollorgan“, so Arslan. In dieser Frage habe es unterschiedliche Meinungen gegeben. Ein Beinbruch ist der Rücktritt für Arslan nicht. In der Geschichte der TAZ habe es schon viele Wechsel im neunköpfigen Aufsichtsrat gegeben. Demnächst werde ein neuer Vorsitzender gewählt. Der Vorstand wolle den eingeschlagenen Erneuerungskurs fortsetzen: „Nicht nur wirtschaftlich haben wir den Umschwung geschafft.“