Die meisten Kunden haben Verständnis für deutliche Tariferhöhung Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die meisten Kunden haben Verständnis für deutliche Tariferhöhung. Am ersten Tag gab es für die Taxifahrer in Stuttgart deshalb auch kaum Ärger mit den Fahrgästen.

Stuttgart - In der Taxi-Auto-Zentrale (TAZ), die den Großteil der Fahrten in Stuttgart vermittelt, hofft man auf das Verständnis der Kunden. „Ich habe mich schon mit mehreren Fahrgästen unterhalten. Die meisten haben gelassen reagiert und eingesehen, dass nach knapp sieben Jahren eine Erhöhung notwendig ist“, sagt Vorstandsmitglied Hakan Sandalya. Der öffentliche Nahverkehr werde schließlich praktisch jedes Jahr teurer. Der Vorstandsvorsitzende Murat Arslan bekräftigt: „Es geht ja nicht nur um den Mindestlohn.“ Auch die Fahrzeugkosten stiegen seit Jahren. Zudem leide das Gewerbe in Stuttgart unter der schlechten Auslastung.

Der Stuttgarter Taxiverband ist mit der Erhöhung um 20 Prozent nicht zufrieden. Er hat zuletzt noch weitere Zuschläge beim Ordnungsamt beantragt. Die Stadt will erst einmal abwarten. Bei der Taxi-Zentrale will man die Entwicklung für maximal sechs Monate beobachten, um dann Schlüsse zu ziehen. Klar ist für die Vertreter der Branche ohnehin: Nur mit einer Tariferhöhung ist es nicht getan. Es müssen weitere Schritte dazu kommen, um die Betriebe wieder auf eine bessere wirtschaftliche Grundlage zu stellen.

So können die Fahrer sich vorstellen, zu bestimmten Uhrzeiten weitere schlecht ausgelastete Buslinien zu ersetzen. Zudem fordern sie, Stadt und Zoll mögen kritischer sogenannte Mietwagenfirmen in den Blick nehmen. Deren Autos dürfen nur auf Bestellung vom Betriebssitz aus fahren, aber nicht an Taxiständen oder der Straße Fahrgäste aufnehmen.

Speziell am Flughafen sieht die TAZ Handlungsbedarf. Dort tauchten immer mehr Taxis aus anderen Landkreisen sowie Mietwagen auf, die dort nichts zu suchen hätten. Laut einer Flughafensprecherin ist das Problem dort „nicht als dringend bekannt“. Rechtlich könne man selbst nichts tun und sehe den Zoll in der Verantwortung.

Am ersten Tag der Preiserhöhung am Donnerstag herrscht bei den Taxifahrern am Hauptbahnhof weitgehend Gelassenheit. „Die Erhöhung juckt doch keinen. Die Leute regen sich wie wir auch über die Baustellen und die Staus im Stadtverkehr auf.“ Sein Kollege ergänzt: „Ich hatte heute bisher drei Fahrten: zur Olgastraße, zur Kronprinzstraße und zum Diakonieklinikum. Alle Fahrten kosteten zwischen ein und zwei Euro mehr als früher. Die Kunden haben es gar nicht gemerkt, denn ein Schwabe fährt sowieso nur Taxi, wenn es nicht anderes geht.“ Seinem Kollegen geht es um Grundsätzliches: „Das ist die erste Erhöhung seit sieben Jahren. Die SSB hat ihre Preise in diesem Zeitraum stark erhöht. Wir sollten unsere Preissteigerung an die SSB anpassen.“

Ein anderer Taxifahrer moniert, dass sein Berufsstand als Abzocker diskriminiert werde, das Berufsrisiko der Fahrer aber übersehen werde: „Ein Kollege wurde in der Silvesternacht krankenhausreif geschlagen, im November haben Räuber einem anderen ein Messer an die Kehle gesetzt. Außerdem stehen wir unter hoher Ansteckungsgefahr durch Krankheiten der Fahrgäste. Wir wollen doch nur von unserem Beruf leben.“ Ärger mit einem Kunden hatte ein Fahrer türkischer Herkunft: „Ich habe einen älteren Herren von der Doggenburg zum Flughafen gefahren. Beim Bezahlen hat er über den Preis geschimpft und gesagt, er fahre nie wieder mit einem Muslim. Für die neuen Preise bin ich aber gar nicht verantwortlich.“

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